Rheinhausen. . Der Moerser Nahverkehrsanbieter zieht sich aus dem Tourismus zurück. Das Personal bleibt: „Mit ÖPNV-Geschäft genug zu tun“.

Der eine geht, der andere bleibt und baut den Schwerpunkt aus: Während die Duisburger DVG ihre Kundencenter-Außenstelle im Rheinhauser Marktforum zum Jahreswechsel schließt (wir berichteten), wandelt die Moerser NIAG, als Verkehrsunterneh-men des alten Kreises Moers auch in Duisburg-West aktiv, ihr Reisebüro an der Krefelder Straße vollständig zum Kundencenter für die Nahverkehrs- und Bahnkunden um.

„Die Standorte bleiben erhalten und der Service in diesem Bereich wird in den kommenden Monaten noch weiter ausgebaut“, verkündet das Unternehmen. „Die Mitarbeiter in den Büros werden sich jetzt ausschließlich um die Nahverkehrs- und Bahnkunden kümmern können, was die Wartezeit für die Fahrgäste verkürzen wird“, so Sprecherin Beate Kronen. „Für Abo-Kunden soll künftig in unseren Büros ein Service aus einer Hand angeboten werden.“ Und damit sei so viel zu tun, dass kein Personal abgebaut wird.

Keine Absprache mit der DVG

Der zeitliche Zusammenhang ist laut NIAG-Sprecherin Heike Valentin Zufall und nicht mit dem Duisburger Anbieter abgesprochen. Der Ausstieg aus der Tourismusbranche sei eine strategische Entscheidung gewesen, die der NIAG-Vorstand schon 2007 getroffen hat und die nun abgeschlossen wird. „Dass die DVG ihr Kundencenter in Rheinhausen schließt, haben wir selber erst aus der Zeitung erfahren. Also wussten Sie das wahrscheinlich früher als wir.“

Der Standort bleibt, der Schwerpunkt wechselt: Ab Neujahr ist das Rheinhauser NIAG-Kundencenter kein Reisebüro mehr. Foto: Volker Herold
Der Standort bleibt, der Schwerpunkt wechselt: Ab Neujahr ist das Rheinhauser NIAG-Kundencenter kein Reisebüro mehr. Foto: Volker Herold © NRZ

Nichtsdestotrotz sehen die Moerser, die im Duisburger Westen etwa die viel frequentierten Linien 911, 912, 914 und (teilweise) 921 betreiben, sich dadurch um so mehr in der Konzentration auf das Kerngeschäft bestätigt: „In den Monaten Januar und Februar rechnen wir in der Tat mit mehr Beratungsbedarf.“

Ebenfalls für mehr Beratungsbedarf wird zum Jahreswechsel die Fusion der Verkehrsverbünde Rhein-Ruhr und Niederrhein sorgen, in denen die NIAG bislang grenzüberschreitend tätig war. Können VRR-Kunden aus dem Duisburger Westen mit ihren Tickets bisher nur mit ausgewählten Linien bis Moers-Stadtmitte fahren, sind die Kreise Wesel und Kleve ab Neujahr vollständig Teil des VRR, so dass man mit einem in Rheinhausen oder Homberg gekauften Ticket je nach Preisstufe bis an die Grenzen der Niederlande und des Münsterlandes fahren kann, ohne unterwegs nachzulösen.

Neben dem NIAG-Reisebüro in Rheinhausen wird auch das zweite verbliebene in Kamp-Lintfort ab Silvester keine Urlaubsbuchungen mehr vornehmen. Bereits gebuchte Reisen werden weiter betreut. Damit endet eine Tradition, die im Sommer 1950 im Kamp-Lintforter Verkehrspavillon begonnen hatte.

Absatzrückgang in Zeiten des Internet, betont die NIAG auf Nachfrage, sei kein Grund für den Kurswechsel. Auch Frank Kordas, Betreiber des namenähnlichen „Niederrheinischen Reisebüros“ an der Krefelder Straße will von Problemen der Branche nichts wissen: „Wir sind seit 1946 in Rheinhausen, und das bleibt auch so.“

„Niederrheinisches Reisebüro“ bleibt

Nicht nur in puncto Service sei das klassische Reisebüro der Do-It-Yourself-Buchung im Internet überlegen. „Wir können auch bei den Preisen mithalten.“ Was ihn nicht wundert: „Die Internet-Anbieter müssen ja auch Geld verdienen.“ Gerade Kunden, die im Netz Preise vergleichen, kämen in letzter Zeit verstärkt zurück in die Reisebüros.