Zwei Wochen lang war der Rheinhauser Thomas Jacobs, Leiter des Friedensdorfs International Oberhausen, mit einem Team seiner Einrichtung in Südostasien. Dort wurde die Situation von Projekten des Friedensdorfes überprüft.
„Es ist immer gut, festzustellen, ob die Gelder, die wir zur Verfügung stellen, auch dem vorgesehenen Zweck entsprechend angelegt werden.Als der Vietnamkrieg 1975 beendet wurde, begann eine neue Ära für das in Oberhausen angesiedelte Kinderdorf der weltweiten Organisation Terre des Hommes (Erde der Menschen). Der Schwerpunkt wurde von vietnamesischen Flüchtlingskindern auf notleidende Kinder in allen Ländern der Welt verlagert, es entstand das „Friedensdorf International“. Deren heutiger Leiter ist der Rheinhauser Thomas Jacobs, der im Herbst mit einem Team Vietnam bereiste.
Medizinische Sofortmaßnahmen
Ziel der Projektreise war es, sich ein Bild vom aktuellen Stand und Baufortschritt zahlreicher dortiger Vorhaben zu machen. Jacobs: „Wir haben in den über drei Jahrzehnten nach dem Krieg Vietnam im Aufbau der medizinischen Sofort- und Notfallmaßnahmen unterstützt.“ Daher müssen Kinder aus Vietnam zu medizinischer Versorgung nicht in Oberhausen aufgenommen werden.
Das erste Friedensdorf wurde 1973 in der vietnamesischen Stadt Da Lat errichtet. Es folgten, über das ganze Land verteilt, zehn weitere. „Außerdem kamen über 100 Basis-Gesundheitsstationen hinzu.“ Die seien gezielt in abgeschieden gelegenen Gebieten eingerichtet worden, um die Menschen über hygienische Maßnahmen aufzuklären und ihnen medizinische Versorgung zu sichern. Zusammen mit den Friedensdörfern, denen stets Rehabilitationszentren, Orthopädiewerkstätten und Kinderkliniken angeschlossen sind, bilden die Gesundheitsstationen einen unverzichtbaren Bestandteil vietnamesischen Gesundheitssystems.
Die Probleme Vietnams: die finanzielle Lage der einfachen Leute sollte sich, so Jacobs im monatlichen Durchschnitt zwischen 50 und 100 Dollar einpendeln. Aber: „Es gibt auch Verdienste zwischen 5000 und 8000 Dollar.“ Eine normale Familie könne ihren Alltag nur mit erheblichen Schwierigkeiten meistern, aber andere Menschen lebten im Überfluss.
Die Witterungseinflüsse stellen außerdem eine Herausforderung dar - bautechnisch und auch finanziell. So stellte das Friedensdorfteam bei seinem Besuch im „Vietnam Friendship Village“ in der Provinz Ha Tay (Nähe Hanoi) fest, dass Gebäude, die aus Mitteln des Friedensdorfes finanziert wurden, dem stetig steigenden Grundwasserspiegel zum Opfer gefallen sind.
Beim Besuch im Nachbarland Kambodscha spielte das kürzliche Jahrhundert-Hochwasser die Hauptrolle. Jacobs: „Landwirtschaftliche Flächen waren überflutet und Wohnhäuser standen trotz häufiger Stelzenbauweise unter Wasser. In vielen Hütten lebten Menschen und Vieh direkt nebeneinander, weil die Ställe zerstört waren.“ In Nähe des Flusses Mekong waren die Schäden durch Überschwemmungen am schlimmsten. „Der Fluss trat bis zu 40 Kilometer über die Ufer!“ Die Novemberernte sei in den meisten Dörfern nicht mehr zu retten gewesen.
15 Gesundheitsstationen
Das Friedensdorf hat seit 2002 15 Gesundheitsstationen in Kambodscha eingerichtet. Es gibt dort Schwangerschaftsberatung, Geburtsbegleitung und Durchführung kleiner Operationen. In der Hauptstadt Pnom Penh besteht eine Blindenschule, zusätzlich gefördert von der Thüringisch Kambodschanischen Gesellschaft. 2012 soll diese Einrichtung weiter entwickelt werden. Bislang gab es Projekte zu Hühnerhaltung, Fachwirtschaft und Gemüseanbau. Schweinehaltung ist vorgesehen. Hier sollen junge Menschen innerhalb eines Jahres berufliche Kenntnisse und Fertigkeiten erwerben, mit denen sie ihre Familie unterstützen können.