Duisburg-West. . Geistliche haben Weihnachten die Terminkalender dicht gefüllt. Pastor Bernhard Lauer ist fast rund um die Uhr unterwegs.
Noch ein paar Einkäufe am Vormittag, ein gemütlicher Spaziergang am Nachmittag, der Besuch eines Kinder- oder Familiengottesdienstes, die Bescherung mit einem schönen Essen davor oder danach und vielleicht noch der Ausklang des Abends mit dem erneuten Kirchengang zur Christmette. So oder zumindest so ähnlich dürfte am Heiligabend in vielen Familien der Tagesablauf aussehen. Entspannt-besinnlich. Und damit ein Fest auch so wird, dazu tragen Geistliche bei.
Gebete am Morgen
Guckt man allerdings in deren Terminkalender, dann dürfte für sie die Ruhe und Beschaulichkeit erst nach Mitternacht einsetzen. So beispielsweise auch bei dem katholischen Geistlichen Pastor Bernhard Lauer. Im Duisburger Westen betreut er die Mitglieder der Gemeinde St. Lucia Baerl, die mit St. Marien Moers, St. Konrad Scherpenberg, St. Barbara Meerbeck, St. Ida Eick und St. Martinus Repelen zur Großgemeinde St. Martinus Moers gehört.
„Privat steht heute nicht so viel an“, sagt der 68-jährige Geistliche, der auch die Gemeinde St. Barbara Meerbeck betreut. Aber wollte man von Dienst reden, dann geht es gleich morgens los, um 9 Uhr mit dem Morgengebet, auch als Terz bezeichnet, in St. Lucia. „Das findet jeden Samstag statt und somit auch heute“, sagt Pastor Lauer. Ungefähr zehn Minuten dauert dieses Gebet. Begonnen werden die Stundengebete eigentlich ganz früh morgens. Laudes heißt das erste Gebet um 6 Uhr, mit dem zum Beispiel Mönche grundsätzlich den Tag beginnen.
Glaubensgespräche mit Gemeindemitgliedern schließen sich an, und danach gehen alle gemeinsam zum Baerler Friedhof in Lohmannsheide. Lauer: „Wir besuchen das Grab von Pastor Dingermann, der vor drei Jahren 92-jährig starb und zünden eine Kerze an.“ Pastor Dingermann kann man durchaus als Institution in der Gemeinde bezeichnen. Selbst als Rentner lag ihm das Wohl der Christen von St. Lucia am Herzen. „Er hat hier immer noch mitgeholfen. Bis 14 Tage vor seinem Tod hielt er Gottesdienste“, erinnert sich Bernhard Lauer.
Danach fährt er weiter nach Meerbeck. Denn um 11 Uhr besteht die Möglichkeit zur Beichte. Um 12.30 Uhr schließt sich das Stundengebet „Sext“ mit Gemeindemitgliedern an. Die Stundengebete basieren auf einer römischen und jüdischen Tradition, der zufolge der Tag durchgezählt wird. So gibt es am Nachmittag das Gebet „Non“ , am Abend die „Vesper“ und dann, wenn man schlafen geht, das Gebet „Komplet“.
Bis es zeitlich so weit ist, hat sich Pastor Lauer aber erst einmal eine Ruhepause verdient. Denn am Nachmittag bietet er die Beichtgelegenheit (15 Uhr) an. Den Familien- und Kindergottesdienst in St. Barbara Meerbeck (auch für St. Lucia) gestalten die Gemeindemitglieder mit dem Organisten selbst. Denn Pastor Lauer besucht dann fünf Menschen in Baerl und Meerbeck, die krank oder nicht mehr gehfähig sind und bringt ihnen die Kommunion. Die weiteren Termine 18.30 Uhr Vorabendmesse in St. Konrad Scherpenberg, 22.30 Uhr Weihnachtsmusik und schließlich um 23 Uhr die Christmette (beides St. Barbara Meerbeck). „Um 0.30 Uhr komme ich dann nach Hause und trinke vielleicht noch ein Bier“, verrät der Geistliche. Ein rein privates Weihnachtsfest gibt es für ihn am zweiten Feiertag. Dann fährt er zu seinem ältesten Bruder und dessen Ehefrau nach Herten. Dort dürfte ein schönes Essen auf ihn warten. Denn die Schwägerin, so Pastor Bernhard Lauer, „zieht immer alle Register.“