Rheinhausen. . Treffpunkt zum Feiern, für Musik und Theater: Die Rheinhausen-Halle ist Kulturnabel der alten Kruppstadt.

Hier werden Hanteln gehoben, Tanzbeine geschwungen, Stimmbänder gedehnt und, im Ernst und aus Spaß, Kostüme auf der Bühne spazieren getragen. Die Rheinhausen-Halle, 1977 als Nachfolgerin des guten alten Stadttheaters nebenan eingeweiht, ist Theater und gesellschaftlicher Treff gleichzeitig. Hier gibt es 895 Sitzplätze und Tische für 600 Gäste. In unserer Serie „Bühne frei“ stellen wir diese Einrichtung an der Beethovenstraße vor.

Sie wird seit 2007 von der Managerin Jutta Vagt im Bezirksamt mit Buchungen versorgt. Sie schaffte in der vergangenen Spielzeit 120 Belegungen mit fast 52 000 Besuchern. Hallenleiter Reiner Staats ist der Kopf des Mitarbeiterstabes mit drei Leuten, für Aufbauten kommen nochmals vier Kräfte hinzu, während der Veranstaltungen sind in Garderobe und Saaldienst nochmals maximal zwölf Mitarbeiter im Einsatz.

Im ersten Monat dreimal in Folge volles HausCharles Aznavour. Foto Christian Kruska

Erster Stargast in der guten Stube der Stahlstadt war der französische Chansonnier Charles Aznavour, aber auch einheimische Bühnenhelden ernteten hier Applausstürme: „Wir haben hier im ersten Monat 1978 dreimal in Folge ein volles Haus gehabt“, erinnert sich Helmut Meier. „Die durch angeheiterte Besucher im Hallenteppich entstandenen Bier-Flecken habe ich selbst weg gemacht!“

Hier herrscht ein Geist des Vertrauens zum Personal. Staats: „Als vor drei Jahren Ilja Richter hier gastierte, hat er mir sein Laptop gegeben und darum gebeten: „Können Sie bitte darauf aufpassen?“. Der allseits beliebte Ruhropa Herbert Knebel bestreitet hier Premieren und Serienauftritte, die Duisburger Sporthilfe lädt nun schon im dritten Jahr zur Silvester-Gala. Stammgäste auch schon zu Zeiten des Stadttheaters nebenan waren und sind noch heute der Verein „Kunst und Wissenschaft“, der seit 30 Jahren mit der Konzertdirektion Landgraf und dem Bezirksamt an der Beethovenstraße Theater, Komödien und Musikrevuen organisiert.

Das Laientheater Ketteler Spielschar/Bühne 47 spielt seit Gründung der Halle auf dieser Bühne. Das Weihnachtsmärchen des Ensembles mit acht bis zehn Veranstaltungen ist für viele Rheinhauser und Menschen aus der Umgebung immer noch ein Hit, für die Vierjährigen aber auch für ältere Generationen.

Der WDR war mit Schlagerstars wie Roberto Blanco auch schon Gast. Hallenleiter Staats: „Da standen die Leute schon morgens um sieben auf auf der Beethovbenstraße Schlange!“ Und beim Musicalverein Pro You klemmte während eines Szenenwechsel einmal der Vorhang. „Das dauerte lange Minuten, um das schwere Ding mit der Hand aufzuziehen. Das Seil war nämlich gerissen.“ Noch dicker kam es beim Stargitarristen Ricky King. „Der gute Mann hatte sich vor dem Auftritt in der Kabine eingesperrt. Da half kein Schlüssel, weil die schwere Stahltür klemmte.“ Diese Klemme konnte nur ein Brecheisen lösen.

Pippi, Bibi, Benjamin...

Diese Halle steckt voller Geschichten. Es gab sogar einen Verein „Pro Rheinhausen-Halle“, der für den Erhalt der Halle kämpfte, als diese gefährdet schien. Bürger und Politiker verdienten sich hier gleichermaßen Lob, weil sie ihr Ziel erreichten.

Auch die Jüngsten sind hier regelmäßig in das Programm einbezogen. Pippi Langstrumpf, Benjamin Blümchen und die Hexe Bibi Blocksberg verzaubern Kinder und auch 90-Jährige. Auch einheimische Kabarettisten wie Wolfgang Trepper und Uli Masuth, inzwischen bundesweit als Künstler geschätzt, freuen sich auf Gastspiele in ihrer Heimat. Bernd Stelter, Marlene Jaschke, Urban Priol, auch Mario Barth und Atze Schröder wurden hier bereits umjubelt. Heimische Vereine wie der Konzertchor Concordia und natürlich die hiesigen Karnevalisten buchen die Rheinhausen-Halle immer wieder.

Computer- und Reptilenmessen, CD-Börsen: Die Halle ist auch immer wieder Sammlertreffpunkt. Tanzliebhaber sind bei der Vorrunde der Duisburger Tanztage in der Rheinhausen-Halle auch seit fast zwei Jahrzehnten bestens aufgehoben.

Sonst noch Wünsche? Natürlich: „Wir würden gern mal Hape Kerkeling verpflichten. Da wären viele Fans bestimmt nicht nur mal eben, sondern total hin und weg.“