Sechs Einzelspielhallen mit je zwölf Automaten sollen in einer ehemaligen Lagerhalle zwischen dem ehemaligen Autohaus Minrath und der ATU-Filiale an der Asterlager Straße entstehen, eine entsprechende Bauvoranfrage passierte in der letzten Sitzung ohne Gegenstimme die Rheinhauser Bezirksvertretung.

Nebenan, im ehemaligen Autohaus, plant die Mülheimer Kette „Ihr Glückstreff“ ein ähnlich großes Glücksspiel-Zentrum. Auch hier stimmte das Gremium zu.

Und es hatte auch nicht wirklich eine andere Wahl: Die südwestliche Straßenseite - gegenüber dem EKZ - zählt zu einem der Ausnahmegebiete, in denen solche Ansiedlungen nach dem städtischen „Vergnügungsstättenkonzept“ auch in Zukunft genehmigungsfähig sind. Ergo: „planungsrechtlich zulässig“. Der Bauherr hat also einen Rechtsanspruch auf Genehmigung.

„Für Details ist es noch zu früh“

Die Kette „Ihr Glückstreff“, Bauherr des „Automatencasinos“ im alten Autohaus, gibt sich im Internet wie auf Anfrage verschlossen: Für Details zu den Plänen in Rheinhausen - Einrichtung, Angebot, Mitarbeiterzahl, Zeitplan - sei es noch zu früh. Eine eigene Website, auf der das Unternehmen sich vorstellt, gibt es nicht.

Offener geben sich Marktführer Gauselmann („Merkur Spielothek“) und die im Ruhrgebiet, speziell in Oberhausen („Ufo“ am CentrO) sehr aktive Schmidt-Gruppe („Spielstuben“, „Spielstationen“). Allerdings hat, so das Ergebnis der Nachfrage, keiner von beiden die Bauvoranfrage für das Nachbar-Gebäude gestellt. Gauselmann-Pressesprecher Mario Hoffmeister ergänzt, vor dem Hintergrund des möglicherweise am 15. Dezember verabschiedeten neuen Glücksspiel-Staatsvertrages gehe man „das Kapitel Expansion momentan sowieso eher zurückhaltend an“.

Nach diesem neuen Staatsvertrag wären die Kombination von mehreren Einzel-Spielhallen mit jeweils bis zu zwölf Automaten unter einem Dach - wie in Rheinhausen geplant - nämlich nicht mehr zulässig. Die Branche ist in Unruhe, bläst zum Lobby-Angriff und verweist auf die Einnahmen der Kommunen aus Gewerbe- und Vergnügungssteuer.

Diese Einnahmen sieht auch Ulf Weidig, Suchttherapeut im Rheinhauser Alexianer-Standort, als wichtigsten Grund dafür, dass etwa die Stadt Duisburg nicht wirksam gegen die Expansion der Zockertempel vorgeht: „Jeder einzelne Automat bringt der Stadt rund 200 Euro pro Jahr.“ Das Vergnügungsstättenkonzept sei nur eine kosmetische Korrektur: „Klar, die wollen die Spielhallen aus dem Stadtbild raus haben. Aber an die Substanz geht das den Betreibern nicht. Eher im Gegenteil. Viele Spieler mit Suchtproblemen spielen sowieso lieber möglichst weit vom Wohnort entfernt, um nicht beim Betreten der Halle gesehen zu werden.“ Gerade unter Migranten, neben Frauen die zweite Gruppe, deren Anteil unter den Spielsüchtigen im Wachsen begriffen ist - sei diese Scham verbreitet. „Die fahren dann auch schon mal in die Nachbarstadt.“

Eine weitere Kennzahl laut Weidig: „Hinter jedem Spielautomaten steht statistisch ein behandlungsbedürftiger Abhängiger.“ Deren Zahl sei in Rheinhausen steigend, seit 1998 im Bürgerhaus „Hütte“ die Spielsucht-Selbsthilfegruppe gegründet wurde. „2010 haben 130 Abhängige - meist junge Männer - bei uns Hilfe gesucht, 2011 werden es wieder mehr sein.“