Rheinhausen. .
Die Fläche an Rheinhausens Annastraße soll nach Karl Ettwig benannt werden, er hatte hier 1909 die ersten Häuser gebaut.
Der Name Ettwig ist in Rheinhausen allgegenwärtig. Ettwigs vermitteln Immobilien, Ettwigs haben einen Partyservice, Ettwigs führen ein Schreibwarengeschäft und arbeiten als Kalligraph. Ettwigs führen die Gaststätte „Haus Ettwig“ an der Friedrich-Alfred-Straße/Ecke Annastraße. Nun soll nach einem von ihnen, Karl Ettwig (30. Oktober 1881 bis 30. Januar 1937) – mit ihm kam die Familie quasi nach Rheinhausen – der Platz an der Annastraße/Ecke Dorotheenstraße benannt werden. Spurensuche in Hochemmerich.
Bevor die jedoch starten kann, ist zu klären, wer die Idee mit dem Karl-Ettwig-Platz überhaupt hatte. „Karl Ettwig war der erste, der 1909 an der Annastraße zwei Häuser gebaut hat“, erklärt Karsten Vüllings. Der Bezirksvertreter der BL (Bürgerliche Liberale)-Fraktion möchte ein Stück Tradition in Hochemmerich aufrecht erhalten. Die Ettwigs seien im Ort bekannt gewesen und hätten viele Geschäfte auf der Annastraße, von der Bäckerei bis zur Bücherei und zur Boutique gehabt. Bäckermeister Karl Ettwig sei zudem ein sozial engagierter Mann gewesen, der gerne gab und regelmäßig in der Kirchengemeinde St. Peter zu Gast war.
Nennung ohne bürokratische Hürden
Außerdem habe der im Volksmund „Annaplatz“ genannte Parkplatz bisher offiziell keinen Namen, sagt Vüllings. Vorteil: Kein Anwohner bräuchte eine neue Adresse, niemand müsse seinen Ausweis ändern lassen. Die Nennung des Platzes sei mit einem Schild (Kosten: rund 300 Euro) und mit einer stimmungsvollen Einweihungsfeier erledigt. Vüllings hat die Anwohner per Einwurfzettel von seiner Idee informiert und hofft jetzt auf Zustimmung.
Einer hat bereits zugestimmt: Wolfgang Ettwig, seines Zeichens Kalligraph und auch stadtbekannter Marathonläufer, hat sein Geschäft direkt am womöglich „Ex-Annaplatz in spe“. Ein Karl-Ettwig-Platz würde ihn schon stolz machen, sagt der 60-Jährige, ohne seinen Großvater je kennengelernt zu haben.
Was war Karl Ettwig für ein Mann? „Er stammt aus Borth, das heute zu Rheinberg gehört“, sagt der Enkel. Den Erbteil des elterlichen Hofes habe er sich auszahlen lassen, ging an die Hochemmericher Annastraße, um dort die Häuser mit den Nummern 28 und 28a zu bauen. Er arbeitete als Bäckermeister, heiratete seine Frau Maria, zeugte sieben Kinder, spendete dann und wann für Bedürftige und starb schließlich mit 55 Jahren und drei Monaten an den Folgen eines Herzschlags.
Wolfgang Ettwig kennt den Platz vor seiner Ladentür seit seiner Kindheit. „Früher war hier ein Lehmboden, wir haben viel gemurmelt und sind mit dem Rad gefahren.“ Markthändler Rudi Lisken ist im jetzigen „Haus Ettwig“ an der Ecke Friedrich-Alfred-Straße aufgewachsen und erinnert sich noch an den großen Spielplatz, der der „Annaplatz“ einst war. „Bis zu 100 Kinder aus der Nachbarschaft waren jeden Tag zum Spielen auf dem Platz. Lisken begrüßt die Idee des „Karl-Ettwig-Platzes“: „Er war ein verdienter Mann in Rheinhausen.“
Für 60 000 Euro aufgehübscht
Vielleicht hilft der Vorstoß, dem jüngst für 60 000 Euro aufgehübschten Platz einen offiziellen Namen zu geben, der Straße und ihrem Umfeld. Machte die doch in der Vergangenheit nicht mehr mit schicken Geschäften, sondern mit Schießereien, Schwertattacken und Razzien von sich reden. Das ist Wolfgang Ettwig ein Dorn im Auge, er vermutet rivalisierende Familien in den Ladenlokalen zur Atroper Straße hin. „Die Stimmung hier hat sich verändert in den vergangenen Jahren.“
Sollte sich die Bezirksvertretung Rheinhausen pro Karl-Ettwig-Platz aussprechen, muss sie eines klären: Steht Carl Ettwig oder Karl Ettwig auf dem Schild. In sämtlichen offiziellen Dokumenten steht Karl, er selbst soll aber stets als Carl unterschrieben haben. Man sollte sich einig sein, bevor das Schild bedruckt wird...