Rheinhausen. .

Der Jugendclub des Kom’ma-Theaters zeigte die Premiere des neuen Stücks „Nächster sein“ vor ausverkauftem Haus. Ein großer Erfolg, es gab minutenlangen Applaus.

Schwarz ist die Grundfarbe dieses Werks mit Texten von Jandl und Beckett, Moll der musikalische Grundton. Blutflecken aus den Kopf- und Beinverbänden der Figuren sind die einzigen Farbtupfer. Erkenntnis in diesem neuen Stück des Komma-Jugendclubs: Das Leben ist eine turbulente und explosive Mischung aus Totentanz und Hupfdohlenparade.

Im ausverkauften Theatersaal an der Schwarzenberger Straße wurde umgesetzt, was Theater an Lebendigkeit und Gefühlsausdruck zu leisten imstande ist, wie Gründungsmitglied Uwe Frisch vom Reibekuchentheater bei der Begrüßung versprach. Das Opus entführte die Zuschauer in eine dunkle, geheimnisvolle und teilweise verborgene Welt, angesiedelt zwischen Angst, Entsetzen, Schmerzen und enttäuschter Hoffnung.

Nackte Hände und ein Kopf

Die Szenerie zeigte zum Auftakt des Geschehens drei leblose Gestalten auf dem Boden vor einer über zwei Meter hohen schwarzen Wand. Auf der Mauerkante erschienen links und rechts nackte Hände wie in einem Schattenspiel, die sich einander näherten, Handflächen und Finger bewegten und sich wieder entfernten. In der Mitte tauchte ein lächelnder junger Frauenkopf auf, der scheinbar von den Händen zur Seite hin und her bewegt wurde - eine reizvolle visuelle Täuschung, die Ursache und Wirkung im wahren Sinn auf den Kopf zu stellen schien und tatsächlich auch die symbolische Eigenart des Stücks offenbarte, nämlich das Bewegt werden von Menschen durch Mächte, obwohl die unsichtbare Eigenmotorik sehr wohl Bewegungen ausführt.

Die Vermehrung der Hände auf der Mauerkante löste unter den Liegenden eine Welle des Erwachens aus. Die erstarrten Figuren unten erhoben sich, die von oben gesellten sich zu ihnen. Alle waren in schwarze Trikots gekleidet. Einige trugen blutgefärbte Verbände an Armen, Beinen und um Köpfe, Verletzungen aus Kriegen, Auseinandersetzungen, Konflikten.

Mal wurde ausgelassen, fast fieberhaft auf der Bühne getanzt, mal über Freundschaft, Verlust und Warten philosophiert. In ruhigen Phasen wanderten die zehn Gestalten über die Spielfläche, zuckten und zitterten wie von leichten Stromstößen ins Leben gedrückt. Das Leben war auch der Kerngedanke des Geschehens. Da erzählte eine Figur von der sterbenden Mutter, eine andere erklärte: „Ihr werdet alle sterben!“

Das erschütternde Finale offenbarte ein triumphales Massaker an einer Skelettfigur, dessen Glieder zerfetzt wurde: Der Mensch als Opfer seiner selbst und seiner Natur.

Die Probearbeiten begannen im Januar. Regisseurin Anna Brass: „Als Thema des neuen Projekts habe ich das Stichwort Warten gegeben und Dialoge von Beckett und Jandl ausgesucht. Die Monologe stammen von den jungen Leuten.“ Fazit dieses spannungsreichen Theaterabends: Man fühlte sich gepackt von den entfesselten Schauspielkräften dieser jungen Leute und darf mit großem Optimismus zukünftige Projekte erwarten.

Es spielten unter Leitung von Anna Brass Jana Böhm, Jannis Dalg, Vivienne Eichholz, Julia Heimbach, Jan Moritz Hoffmann, Carla Keip, Lea M. Krell, Laura Reck, Robin Schicha, Marie Schilling. Nach der Aufführung wurden die jungen Akteure zwischen 15 und 19 Jahren in vier Durchgängen lebhaft gefeiert und bejubelt, danach gab es Premierenpizza für alle.