Rheinhausen. .
Widrige Wetterverhältnisse schmälern den Ernteertrag in 2011. Und so wird für Pferdestallbesitzer der Einkauf von Heu und Stroh nicht nur teurer, auch die Beschaffung wird schwieriger.
Hans Zolopa vom Tiergnadenhof und der Jugendfarm in Rheinhausen durchforstet in diesen Tagen sehr viele Zeitungen und hängt am Telefon. Heu und Stroh zu passablen Preisen versucht der Mann für die 250 bis 300 Tiere wie Schweine, Enten, Gänse, darunter etwa 60 Pferde, zu ordern. Und das ist einfacher gesagt als getan. Widrige Witterungsverhältnisse im Frühjahr (zu trocken) und im Sommer (zu nass) lassen den Getreidemarkt einbrechen. Es wird zum einen quantitativ eng, zum anderen explodieren die Preise. Biogasanlagen verschärfen zudem die Situation.
„Es sind Preise, die nicht zu bezahlen sind“, sagt Hans Zolopa und rechnet vor: Für einen Heurundballen mit 1,50 Metern Durchmesser zahlte er im Vorjahr noch 30 bis 40 Euro, jetzt rund 110 Euro. Beim Stroh habe er noch Glück gehabt, weil er Haferstroh genommen habe, das kaum jemand haben wollte. Es sei nicht so ergiebig. Trotzdem musste Zolopa statt 20 in diesem Jahr 30 Euro pro Rundballen hinlegen.
Über steigende Preise ärgern sich auch Vorstandsmitglieder von Reitvereinen und Besitzer von Privatställen. Karin Rinnen von der Reitsportanlage Rinnen GmbH in Baerl an der Elisenstraße befürchtet, dass sie die Preissteigerung von 30 Prozent auf die Einsteller umlegen muss. 75 Pferde stehen in ihrer Anlage, die wollen versorgt sein. Karin Rinnen kauft hauptsächlich bei umliegenden Bauern, hat sich aber auch schon Probeware aus dem Osten liefern lassen. „Das Problem ist, die Mengen reinzukriegen“, sagt die Stallbesitzerin. Vor allem dann, wenn man wie sie, Wert auf Qualität legt. Sie bezieht Weizenstroh, das vor allem Nässe aufhält. Heu müsse den langen, groben Schnitt haben, frisch riechen, trocken sein und eine grünliche Farbe haben. Ihre Lagerhalle hat sie inzwischen mit Stroh und Heu bis unters Dach gefüllt. Und trotzdem kann sie die Alternative Späne als Einstreu nicht ganz von der Hand wischen, sieht hier allerdings die Schwierigkeit der Entsorgung. „Späne müssen als gesonderter Misthaufen gelagert werden“, sagt die Fachfrau. Sonst würden Entsorger den Mist nicht mitnehmen. Und dafür müssen Stallbesitzer heute auch zahlen, während sie vor Jahren noch Geld dafür bekamen.
„Es ist nix da!“
Dr. Astrid Maas, als Geschäftsführerin der Pferdesportzentrum Ziethen GmbH in Rumeln verantwortlich für den Einkauf auch von Stroh und Heu, beschreibt ihre Tätigkeit als ganz schwer: „Es ist nix da!“ Es sei nicht wie bei Stühlen und Schuhen, wenn sie ausgingen, werde neu produziert. Das Angebot bei Stroh und Heu hänge dagegen davon ab, „wie die Natur es möglich macht“. Die Liefersituation ist schon im zweiten Jahr schwierig. Die Lieferanten kommen zwar aus der Nachbarschaft. Dr. Astrid Maas hat aber schon in der Eifel gekauft, obwohl sie wegen der Transportkosten die Nähe bevorzugt. Dr. Astrid Maas befürchtet, dass im Winter einige Pferde auf so genanntes Lein-Stroh gestellt werden müssen, das feinfasriger und saugfähiger als herkömmliche Späne sowie umweltverträglicher ist, da es zerfällt. Dr. Astrid Maas: „Ich mache meinen Job seit 1999 und seitdem explodieren die Preise, sind drei bis vier Mal so hoch. Man kann aber auch nicht immer die Preise für die Einsteller erhöhen, weil sie sich dann irgendwann ein Pferd nicht mehr leisten können. Wir wollen nicht, dass die Leute ihre Tiere verkaufen. Der Pferdesport ist ein toller Sport. Gerade Jugendliche lernen Verantwortungsbewusstsein. Denn ein Pferd will versorgt sein, egal ob es im Winter eiskalt ist oder im Sommer 30 Grad Hitze herrschen.“
Fritz Henninger von der gleichnamigen Anlage in Baerl hat sein Stroh und Heu „im Trockenen“. Wenngleich auch er die gestiegenen Preise kritisiert und eine Erhöhung der Boxenmiete inzwischen nicht mehr ausschließen kann, bleibt er entspannt, was den Einkauf anbetrifft: „Ich habe einen Bauern, der groß genug ist. Von ihm beziehe ich seit 20 Jahren Stroh und Heu.“ Probleme sieht er auf seinen Stall nicht zukommen, wohl aber auf kleine Wanderzirkusse, die meistens nur wenig Geld haben.
Allgemein kritisiert werden im Zusammenhang mit den hohen Preisen und dem Ernteertrag die Biogasanlagen. „Es ist furchtbar, wenn Lebensmittel verbrannt werden“, bringt es Dr. Astrid Maas auf den Punkt.