Frau von Welt trägt jetzt Papier um den Hals, ungeliebtes Silberbesteck muss doch nicht verschenkt werden und handgefertigte Seife gibt es auch mit Opium-Aroma. Es waren interessante Einblicke, die der Kunsthandwerkermarkt in Baerl offenbarte.
Seit nunmehr elf Jahren zieht es Freunde von handgefertigten Waren auf den Steinschenhof. Dort lockten auch am vergangenen Wochenende 30 Aussteller mit Angeboten, die im normalen Handel nicht zu kriegen sind.
Es ist nicht leicht, Publikum nach Baerl zu locken
Da wäre etwa Dagmar Kamps mit ihrer Blumenwerkstatt. Der Duft von Lavendel zieht die Besucher in seinem Bann, an Kamps’ Stand bewundern sie das farbenfrohe Sortiment selbst gemachter Trockengestecke. Doch die 55-jährige Ausstellerin hat auch ein Händchen für organisatorische Dinge: Sie veranstaltet den Baerler Kunsthandwerkermarkt. „Wir sind ein Zusammenschluss von mehreren Künstlern und Handwerkern, die handgefertigten Produkte anbieten“, erklärt Kamps.
Um das eigene Konzept nicht zu sprengen, kontrolliert sie das Angebot auf dem Markt auf Produkte aus maschineller Herstellung. Am Wochenende hatte sie jedoch nichts zu beanstanden, sehr zur Freude der Besucher: „Es ist wirklich schön hier“, findet Hiltrud Steinert. „Als Linksrheinerin zieht es mich auch nach Baerl und der Weg hat sich gelohnt.“
Doch nicht immer sei es einfach, ein Publikum in das abgelegene Baerl zu locken, erzählt Organisatorin Kamps. In der Tat: Der Markt platzt nicht gerade aus allen Nähten, doch nach einer kurzen Phase mittäglicher Lethargie beginnt sich der Raum zwischen den Ständen zu füllen. Dagmar Kamps: „Uns geht es auch nicht um möglichst viele Besucher, sondern um interessierte.“
Über mangelndes Interesse kann sich vor allem einer nicht beschweren: Silberschmid Karl-Josef Wawer verwandelt vor den Augen staunender Besucher altes Silberbesteck in kunstvollen Schmuck. „Das haben die Achtundsechziger schon damals gemacht“, erläutert der 65-Jährige. „Für mich ist es ein Hobby, denn so mache ich etwas Schönes aus unbenutztem Besteck.“
Selbstgemachte
Marmelade
Gegenüber präsentiert Wawers weibliches Pendant in der Schmuckbranche präsentiert eine ebenso außergewöhnliche Idee: Karin Enstrup stellt regenfeste Ketten, Broschen und Ohrringe aus Papier her. Für den richtigen Geschmack sorgt „Früchtefee“ Christiane Karras-Holaus. Sie stellt Marmelade her und lässt ihrer Freude am Experimentieren freien Lauf: Eine Menge Versuche waren nötig für das Rezept mit der Kornelkirsche, dafür ist es geschmacklich ausgereift. Nur zwei Stände weiter hat Anja Fengels ihren Seifenpavillon aufgeschlagen; ihr Angebot reicht bis hin zur Opium-Seife. Doch die Seifenmacherin gibt Entwarnung: „Da ist nur Duftöl drin, keine berauschenden Stoffe.“