Rheinhausen. .

Hans Lüchtenberg schreibt Gedichte in Graftschafter Mundart, auch „Grafschafter Platt“ genannt. Besuche im Friemersheimer Lehrerhaus haben ihn zum Schreiben geführt.

In der alten Grafschaft Moers fühlen sich die Lüchtenbergs heimisch. In Bergheim leben Hans,86, und Mathilde, 81, in Friemersheim sind sie oft zu Gast und auch Moers und Rheinberg-Orsoy haben es dem Paar auch angetan. Und da zur Grafschaft Grafschafter Platt gehört, spricht Hans Lüchtenberg auch gerne platt. Ein knappes Dutzend Gedichte und zwei Lexika hat der ehemalige Abteilungsleiter der Krupp-Werke inzwischen geschrieben. Wie kam es dazu?

Der Senior sitzt im Sessel, hinter ihm ein Bücherschrank, darin unter anderem Klassiker von Böll und Wilhelm Busch. Lüchtenberg spricht absolut dialektfreies Deutsch, kein „datt“ und kein „watt“. „Früher haben wir nur platt gesprochen, auch in der Schule.“ Das habe er sich dann über die Jahre quasi abgewöhnt, stets akzentfrei gesprochen. Regelmäßig gehen er und seine Frau zum Frühschoppen ins Friemersheimer Lehrerhaus, dort wir eben platt gesprochen, hier beginnt die Geschichte mit den Gedichten.

Flotter Fang mit Schwalbendreck

Einige Gedichte und Lieder auf Platt waren Hans Lüchtenberg durchaus bekannt, also schrieb er irgendwann einfach selbst ein Gedicht. Es war die Geschichte vom „Flotten Fang“, einem Jungen, dem einfach kein Schnurrbart wachsen wollte. Er nahm schließlich Schwalbendreck, was für die eine oder andere Verwicklung gesorgt hatte...

„Die Gedichte müssen immer etwas witziges, eine Pointe haben“, sagt Frau Lüchtenberg. Dass gelänge ihrem Mann in seinen Texten und das seit mittlerweile nahezu 20 Jahren. Das rechts auf dieser Seite abgedruckte Stück über das Lehrerhaus ist aus einer Liebe zu Friemersheim und den Leuten beim Stammtisch entstanden. Es sollte eigentlich ein Lied werden. „Da wir aber niemanden hatten, der es vertonen konnte, ist es eben ein Gedicht geworden.“

Zwischen einer Stunde und einigen Wochen hat der Autor für sein bisher geschriebenes knappes Dutzend an Gedichten gebraucht. „In der Regel habe ich eine Idee, fange an, stocke dann, lege es weg und nehme es später wieder zur Hand.“ Die Geschichte vom Buchfinken, mit dem er um die Wette zwitscherte, war innerhalb einer Stunde zu Papier gebracht. „Während wir zwitscherten, strich ich die Fensterrahmen. Als ich aufhörte, kam das Tier angeflogen und setzte sich auf die frisch gestrichenen Rahmen. Da musste ich von vorne anfangen.“

Zurzeit übersetzt Lüchtenberg einige Gedichte anderer Dialekte, etwa aus dem Badischen. Dort lebt sein Sohn. Der schreibt als Sportwissenschaftler übrigens Bücher, allerdings haben die wohl eher wenige witzige Pointen...