Rheinhausen. .

Wie der alte Brauch, zur Hochzeit einen Baum zu pflanzen, zunehmend in Vergessenheit gerät. So wurde der letzte Baum im Hochzeitswäldchen in Rheinhausen im Jahre 2007 gepflanzt.

Wer ihn sucht, könnte sich an das alte Sprichwort erinnert fühlen, den Wald vor lauter Bäumen nicht zu finden. Die Rede ist von dem Hochzeitswäldchen. Rheinhausen hat so ein schmuckes Wäldchen und Homberg auch. Es war eine hübsche Tradition zur Hochzeit, zum Ehejubiläum, zur Geburt eines Kindes oder einfach zum runden Geburtstag ein Bäumchen zu pflanzen. Einmal im Jahr gab es dann die Baumpflanzaktionen, in Rheinhausen spielte dazu sogar eine Kapelle. Doch der Brauch, den die Standesämter seit 1995 anbieten, gerät zunehmend in Vergessenheit.

Die Hochzeitswäldchen im Businesspark Asterlagen und am Uettelsheimer See gibt es zwar immer noch, auch wenn man suchen muss, weil sie nicht ausgeschildert sind. Allerdings kommen keine neue Bäumchen hinzu, die Tradition ist eingeschlafen.

In Rheinhausen wurden seit Ende der Neunziger jedes Jahr 40 bis 50 Bäume gepflanzt, im April 2007 gab es die letzte Aktion. Schon in dem Jahr war das Interesse gering, nur noch sieben zarte Bäumchen gingen in die Erde. Am Uettelsheimer See war die Tradition mangels Nachfrage bereits ein Jahr zuvor gestorben.

Die Möglichkeit, einen Baum zu pflanzen, bieten die Standesämter noch immer an. Allerdings geht der nicht mehr vor der Haustür in die Erde. Für 40 Euro bekommt man ein Erinnerungsbäumchen inklusive Spendenurkunde des Oberbürgermeisters und darf es unter Anleitung eines Mitarbeiters der Forstverwaltung im Stadtwald im Bereich Neudorf-Uhlenhorst pflanzen. Der Standort biete nach Angaben der Stadt für die nächsten Jahre noch genügend Platz für neue Bäume. Doch selbst stadtweit ist die Nachfrage offenbar so gering, dass es gemeinsame Pflanzaktionen zuletzt nur 2007 und 2009 gab.

Tradition ließ sich nicht wiederbeleben

Da ist es nicht verwunderlich, dass im Vorjahr der Versuch scheiterte, die alte Tradition auch im Duisburger Westen wieder aufleben zu lassen. Für einen Hochzeitswald in Rumeln-Kaldenhausen hatte sich die rot-rot-grüne Mehrheitskoalition in Rheinhausen ausgesprochen. Ihren Antrag, den Wald südlich der Rathausallee auf dem Gelände der ehemaligen Zeche „Fritz“ auszuweisen, verklausulierten die Bezirkspolitiker mit politmodernen Argumenten: So stelle der alte Brauch heute ein „äußerst gelungenes Beispiel für das Zusammenspiel von Tradition, Ökologie und Marketing dar. Denn so ein Wäldchen mitten im Ort stelle ja nebenbei schließlich auch „eine Sauerstoffquelle und eine Senke für die Immission der Stäube“ dar.

Doch im Duisburger Rathaus winkt man trotz des vorgeschobenen Umweltbewusstseins ab. Auch ein neues Areal werde wohl kaum die Nachfrage steigern, heißt es. Zudem gehört die Fläche nicht der Stadt, sondern ist in Privatbesitz. Und selbst was dort in der Nähe der Stadt gehört, komme wegen des Landschaftsschutzes und der dort geplanten Entwicklung nicht in Frage. So ist die Tradition zumindest im Duisburger Westen wohl endgültig gestorben. Nachhaltig daran erinnern werden aber die beiden Hochzeitswäldchen, in denen die Bäume weiter in den Himmel wachsen.