Duisburg..

Wer rettet die Montana-Ranch? Beim schlichten Haus-Trödelmarkt am Samstag wurde unter vielen Besuchern des Wildwestdorfes in Friemersheim deutlich: Die letzte Runde hat begonnen.

Obercowboy Fuzzy Wiesner wird zu Weihnachten 80 Jahre und möchte den Pachtvertrag mit der Stadt auflösen. Ein Nachfolger wurde nicht aufgebaut.

In dem Hohlweg unter und hinter der Autobrücke Schelmenweg fühlt sich der Besucher in eine „Town“ des Wilden Westens um 1850 versetzt. Auf beiden Seiten vermitteln Holzhäuser im Westernstil die Atmosphäre kleinstädtischer Betriebsamkeit: „Jail“ (Gefängnis), „Barber“ (Friseur, Barbier), „Bankhouse“ (Bank), „Moonlight-Destillery“ (Brennerei) lauten die Aufschriften und Hinweistafeln vor den Fassaden, hinter denen sich aber echte Räume befinden. In denen haben Erich Wiesner und seine Frau Irmi in den letzten Jahrzehnten Gegenstände wie Sattelgeschirr, Teller- und Tassen sowie Kleider gesammelt, die nicht nur mit dem Wilden Westen zu tun hatten.

Vatertag war Tradition

Am Ende des Geländes hinter dem „Corral“ (Pferdewiese) steht der Saloon, in dem schon Generationen von Rheinhausern gefeiert haben: Schützen, Karnevalisten, einfache Bürger und Hobbycowboys. „Vatertag“ war immer ein fester Eintrag im Terminkalender, Neujahrsempfänge der Politik gehören zur Tradition.

Wie lange noch? Die Pferde und Ponys, mit denen Wiesner Jahrzehnte lang Kinder bei Festen und Partys durch Rheinhauser Straßen kutschierte, sind vor über einem Jahr verkauft worden (wir berichteten). Heute krähen und gackern nur noch ein paar traurige Hähne und Hühner aus den Winkeln der Hütten.

Beim Trödel am Wochenende waren viele Besucher schon informiert über die ungewisse Zukunft.

Oliver Rübenkamp (42 Jahre) aus Ratingen ist Schmied, interessierte sich für einen Ambossschraubstock. „Eignet sich gut für die Hufbeschlagung von Pferden.“ Das drohende Ende der Ranch bedauert er. Sollte sich eine Alternative bieten, würde er gerne mitmachen, genau wie Detlef Heerbrand aus dem Sauerland: „Hier wird doch auch Geschichte vermittelt. Das muss erhalten werden.“

Der Verein Sioux-Montana-Ranch besteht nach Wiesners Angaben nur noch aus sechs Mitgliedern, davon die Hälfte aus der eigenen Familie. „Dieses schöne Hobby ist mit einem Haufen Arbeit verbunden.“ Das wolle oder könne heute keiner mehr leisten. Wiesner: „Eine Tochter arbeitet international. Die ist nie hier.“

In dieser Woche soll eine Begehung des Geländes stattfinden. Dabei soll geklärt werden, wie es weiter gehen könnte. Wiesner: „Da werden Leute vom Bezirk und vom Bauordnungsamt dabei sein.“ Auch ein möglicher Interessent soll sich dazu angesagt haben. Bei einer Auflösung des Pachtvertrages, heißt es, müsse das Gelände so übergeben werden, wie es damals vor der Nutzung war. Also ohne Westernhäuser, ohne Ställe, ohne Kirche. Auf diese Weise würde ein wertvolles Stück Rheinhauser Kulturerbe verschwinden - wenn sich keiner für die Ranch einsetzt. Die Galgenfrist läuft - bis Ende des Jahres.