Untypisch war das Publikum bei der offiziellen Einweihung des „informellen Jugendtreff“ in Hochheide am Dienstag: Der Altersschnitt hoch, viele Auswärtige, die meisten beruflich etabliert.

„Von den Jungs, die den Treff gebaut haben“, sagt Jugendamts-Chef Thomas Krützberg, „war kaum einer da.“ Die rund 50 Jugendlichen, die seit 2009 mit Baukosten-Zuschüssen aus dem Förderprogramm „Stärken vor Ort“ selber einen Platz zum umfeldverträglichen „Abhängen“ aus dem Boden gestampft hatten, „haben es nicht so mit der Öffentlichkeit.“ Viele hatten im Rahmen gerichtlich verordneter Sozialstunden mitgearbeitet.

Bevorzugter Tummelplatz

„Wir sind sehr gespannt“, so Krützberg, „was sich da entwickelt. Die Jugendlichen, die das alles angestoßen haben, sind inzwischen älter, haben andere Interessen. Aber es werden andere, jüngere kommen, und wir werden das begleiten.“ 2008 war eine Gruppe von 16- bis 18-jährigen „Problemkids“ aus dem Hochheider Hochhaus-Kiez unter Vermittlung des Bezirkspolizisten und ehrenamtlichen Sozialarbeiters Alfred Roch vom „Stadtteilförderverein Hochheide“ auf die Stadt zugekommen: Jugendzentren interessierten sie nicht, in vielen wären sie ohnehin unerwünscht gewesen. Also war die Straße, vor allem rund um die „Ladenstadt“ und den „Schwarzen Weg“ ihr bevorzugter Tummelplatz, und über ihre „Hobbys“ wurde auf der Polizeiwache Buch geführt.

Rochs Verein nahm genau diese Jugendlichen unter die Fittiche, sorgte für andere Freizeitangebote, vermittelte bei Behörden und konnte die schweren Jungs mit der Zeit auch für sozialpädagogische Angebote wie das Projekt „Hochheide ohne Faust“ gewinnen, das ausgerechnet die langjährigen Streitsucher als zertifizierte „Streitschlichter“ beendeten. Bei der Verleihung der Zertifikate trugen sie ihren Wunsch nach einem Treffpunkt erstmals öffentlich vor, und tatsächlich fanden Jugendamt und Stadtteil-Förderverein einen Weg, das zu realisieren.

Inzwischen ist der Unterstand am Rand des städtischen Tempoli-Abenteuerspielplatzes seit gut zwei Wochen fertig gestellt und für alle Jugendlichen geöffnet. Sozialarbeiter vom nahen „Hochhaus-Treff“ sehen gelegentlich nach dem Rechten, und auch die Tempoli-Betreiber sowie die nahe Erich Kästner Gesamtschule sollen in die Betreuung eingebunden werden. Aber im Großen und Ganzen sollen die Kids dort ihre Ruhe haben. „Und trotzdem“, freut sich Krützberg, „gab es bislang keinen Vandalismus.“