Die Jüngeren sprechen schon mal gerne von der „Villa Kunterbunt“, die Älteren immer noch lieber von ihrem „Alten Rathaus“. Beide Gruppen meinen aber dasselbe: Das Evangelische Pflegeheim Altes Rathaus in Rumeln-Kaldenhausen. Am 2. Mai 2006 eröffnete die Wohneinrichtung für Senioren. Jetzt feierte die Hausgemeinschaft mit vielen Gästen das erste Jubiläum. Hunderte Gäste nutzten den Tag der Offenen Tür zu einer Stippvisite.

Das Alte Rathaus ist für die Bevölkerung im Ortsteil, vor allem für die Alteingesessenen, so etwas wie ein Wahrzeihen, ein Symbol längt vergangener kommunaler Selbstständigkeit, die mit der Neuordnung von Städten und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen Mitte 1975 endete. Das Rathaus steht zwar nicht unter Denkmalschutz, aber „gefühlt“ ist es das für die Bürger schon längst.

Das ehemals dreigeschossige Backstein-Rathaus wurde Ende der 1950er Jahre an der Ecke Düsseldorfer Straße/Rathausallee errichtet. Den Standort hatten die Gemeindeoberen um den Bürgermeister damals geschickt gewählt: Er befindet sich damals und heute genau auf der Grenze zwischen Rumeln und Kaldenhausen, also in zentraler Lage. Immerhin 18 Jahre – von 1957 bis 1975 – gingen die Bürger auf ihr Rathaus, meldeten sich an und ab, stellten Anträge oder holten sich den neuen Pass oder Personalausweis ab. Auch viele Ehe wurden hier geschlossen. Denn das Rathaus der Bindestrichgemeinde „Ru-Ka“ hatte selbstverständlich auch ein eigenes Standesamt.

Vier Jahre
Umbauzeit

Nach der Eingemeindung nach Duisburg zogen die Didier-Werke mit ihrer Verwaltung ein. Danach stand das Alte Rathaus bis Anfang diesen Jahrtausends leer. Die Idee, hier ein Pflegeheim für Senioren zu errichten, hatte Johannes Wilhelm Essmann, Geschäftsführer der Evangelischen Altenhilfe Duisburg: „Jahrelang war die Nutzung dieses Grundstücks ein Zankapfel zwischen Kommunalpolitikern, Investoren und Bürgern. Auch der Bau eines Supermarktes an dieser Stelle wurde angedacht“, erinnert sich der heute 67-jährige Geschäftsführer der Altenhilfe mit Hauptsitz in Beeck.

Der Grundstein wurde im Mai 2002 gelegt. Danach wurde das Alte Rathaus in vier Jahren für insgesamt 6,8 Millionen Euro umgebaut. Nur der alte Westflügel des Rathauses, erbaut in den 1970er Jahren, mit seinem legendären Laubengang, im Volksmund auch „Beamtenlaufbahn“ genannt, wurde abgerissen und durch einen neuen viergeschossigen Flügel ersetzt. Und das Alte Rathaus erhielt ein viertes Stockwerk. Essmann: Zum Glück war dieser Stock auch schon beim ursprünglichen Neubau des Rathauses geplant, wurde aber nie zuvor realisiert.“ Am Ende der Bauarbeiten wurde dort noch das markante Rathaus-Türmchen wieder aufgesetzt. „Mittlerweile hat die Bevölkerung unsere Einrichtung gut angenommen“, freut sich Essmann. „Und auch uns macht das Pflegeheim Ates Rathaus viel Freude. Es ist ungewöhnlich gut belegt.“

Heute wohnen in dem Pflegewohnheim 82 Senioren, 64 davon Frauen, die sich in sieben Wohngruppen mit jeweils zehn bis zwölf Einzel- und Doppelzimmern aufteilen. Jede Wohngruppe verfügt über eine gemeinsame, geräumige und gut eingerichtete Wohnküche. Außer dem großen Garten verfügt das barrierefreie Heim unter anderem auch über ein Erlebnisbad im Kellergeschoss.