Schuld sind besonders aggressive EHEC-Bakterien: Mehrere Todesopfer, mehr als 100 Verdachtsfälle bundesweit – die meisten Verbraucher sind vorsichtig, halten sich beim Kauf von Gurken, Tomaten und Blattsalat zurück und warten ab.
Eine kleine Umfrage unter Händlern und Kunden am Samstagmorgen auf dem Hochemmericher Wochenmarkt bestätigte den bundesweiten Trend.
Danach verzichten derzeit rund 50 Prozent aller Verbraucher auf den Verzehr von rohem Gemüse und weichen vorübergehend auf andere Produkte aus. Besonders Spargel, Kartoffeln und Erdbeeren gingen am Wochenende gut. Mehrere Händler auf dem Marktplatz berichteten von dramatischen Rückgängen beim Verkauf von Gurken, Tomaten und Blattsalat – obwohl sie alle ihre Ware auf ihren eigenen Höfen anbauen oder wie in einem Fall direkt vom Niederrhein oder aus Holland beziehen.
Landwirt Achim Petkens aus Kerken (49) stellt fest: „Die Kundschaft kauft bewusster als sonst ein. Drei Produkte werden momentan ziemlich gemieden. Gurken, Tomaten und Salate, obwohl diese Kulturen in unserem Betrieb in Kerken wachsen. Da werden wir Federn lassen müssen. Das war gestern in unserem Fachgeschäft in Kemken auch schon so“, so der Chef des Familienbetriebs, der seit 61 Jahren auf dem Hochemmericher Markt seine Waren anbietet. „Jedes Produkt von uns wird vor dem Verkauf untersucht. Die deutschen Erzeuger werden regelmäßig streng auf Herz und Nieren kontrolliert. Unser Betrieb ist zertifiziert. Wir dürfen in Deutschland keine Gemüseprodukte auf Flächen produzieren, wo Güllegefahr droht. Da gibt es ein absolutes Verbot. Aber genau das wird in den südlichen Ländern der EU gemacht. Ich weiß, dass der Import nur lückenhaft kontrolliert wird, weil das Personal fehlt.“
Bauer Hans-Josef Liethen aus Willich-Schiefbahn (62): „Der Verkauf von Gurken und Salaten ist stark rückläufig. Wir haben starke Einbußen. Wir verkaufen etwa 70 Prozent weniger Gurken und 80 Prozent weniger Salate als in normalen Zeiten“ sagt der Chef des Familienbetriebs, der schon seit 40 Jahren auf dem Rheinhauser Markt steht. „Obwohl wir sagen, unsere Gemüse ist ausschließlich aus eigenem Anbau, und nur der Eissalat ab und zu aus Spanien kommt, sind die Leute sehr verunsichert und zurückhaltend. Sie sagen: „Wenn ich das schon höre oder auch nur daran denke, dann dreht sich mir schon der Magen um.“ Sonst gehen die Kunden immer nach dem Preis und kaufen daher oft beim Discounter. Jetzt fragen Sie auf einmal auch nach dem Herkunftsland. Das gibt für uns ein Riesenloch.“
„Verbraucher reagieren
mit einem Rundumschlag“
Händler Ralf Hausmann (46) aus Rumeln-Kaldenhausen: „Der Umsatz bei Gurken, Tomaten und Salaten ist im Moment nicht normal und ist um 50 Prozent zurück gegangen. Die Verbraucher regieren bei Lebensmittel-Skandalen immer so verunsichert, mit einem Rundumschlag. Dabei kommen unsere Gurken und Tomaten vom Niederrhein, unser Salat wird aus Holland geliefert. Wir wissen, wo unsere Waren herkommen. Dafür verkaufen wir andere Artikel besser. Die Kunden warten ab und weichen aus. Der Spargel zum Beispiel läuft ausgezeichnet. Die Verbraucher sollten sich nicht so zurückhalten, dass sie ihre eigene Nahrungsversorgung einschränken. Das ist auch nicht gesund!“ Grundsätzlich hat der Händler Vertrauen in die Lebensmittelkontrollen.
„Ich mache erst mal ein paar Wochen Pause mit Gurken, Tomaten und Salaten. Auf diese Ware hier auf dem Markt greife ich erst einmal nicht zurück,“ sagt eine Stammkundin aus Moers (49). „Ich esse sehr viel Salat. Das fällt mir schon sehr schwer. Aber jetzt warte ich erst einmal ab, was noch kommt.“ Bis dahin will sich die Kundin anders versorgen: „Ich baue selbst Salat im heimischen Garten an. Außerdem steige ich auf Möhren und Sellerie oder auch Obst um.“ Bei den Lebensmittelkontrollen müsse auch in Deutschland nachgebessert werden: Es würden zu wenig Kontrolleure eingesetzt. Das verunsichere natürlich noch mehr.
„Die meisten Gurken hier auf dem Markt bleiben heute liegen. Ich warte auch erst einmal lieber ab, bis es Entwarnung gibt. Warum soll ich dieses Risiko eingehen?“, fragt Joachim Steppart (50) aus Moers. „Man kann ja auch auf andere Lebensmittel ausweichen. Heute gibt es bei uns Spinat und morgen Spargel. Ansonsten ist das hier immer schon der beste Markt in der gesamten Gegend. Grundsätzlich sind die Kontrollen unserer Lebensmittel ausreichend. Allerdings ist der Preiswettbewerb zwischen den Anbietern zu scharf. Deswegen wird auch immer noch zu viel Gülle auf die Felder aufgebracht.“
Dagegen bleibt für Rentnerin Sigrid Blochel aus Hochemmerich auch in der aktuellen Lage alles beim Alten: „Ich wasche Gurken, Tomaten und Salate immer ab und schäle die Gurken immer“, sagt die Stammkundin auf dem Wochenmarkt. „Man sollte schon darauf achten, dass man deutsche Ware kauft.“
Auch Elke Nowak (57) aus Bergheim behält einen kühlen Kopf: „Die Berichte haben auf mein Kaufverhalten keinen Einfluss. Ich kaufe weiter das, was ich gerne essen möchte, Hautsache es ist frisch und nicht abgepackt. Ich habe meine Gurken noch nie ungeschält gegessen, deswegen fühle ich mich auch nicht betroffen. Die Verbraucher sollen sich besonnen verhalten und ihr Obst und Gemüse regelmäßig waschen. Dann passiert auch nichts. Die Kunden sind zu schlecht informiert. Daher reagieren sie mit Panik, sobald so eine schlechte Meldung kommt. Ich finde auch die Anordnung des Verbraucherministeriums, dass Restaurants keine Salate mehr anbieten sollen, total überzogen.“