Teilnahme-Rekord beim Kunst-Cocktail: Mehr als 60 Künstler am Loheidesee. Jahrmarkt-Atmosphäre mit wenig Beschaulichkeit, Muße, Entspannung.
Bilder, Skulpturen, künstlerische Einfügungen in die Landschaft auf der grünen Wiese. Das Spektakel um Farben und Formen, im elften Jahr der Bemühungen immer noch Kunst-Cocktail genannt, wurde an diesem Wochenende von einem weiteren Triumph gezeichnet: Mehr als 60 Künstler aus der Region stellten ihre Versuche, Ideen und geistig-manuellen Ergüsse am Wochenende einer neugierigen Öffentlichkeit vor. Die kam in Scharen: auf ein paar tausend wurde die Besucherzahl geschätzt.
Zwischen Bildern an Büschen und Zäunen gab es Aufstellungen von martialisch und auch erlösend wirkende Miniaturfiguren vor und in Sonnenzelten, die an religiös bestimmte Hausaltäre aus Vorzeiten erinnerten. So alt mögen diese Talismane nicht gewesen sein, aber ihr Material, verrostetes Metall, zeigte die Vergänglichkeit in dieser Welt auf.
Es fehlten einladende
Sitzgelegenheiten
Ist das Kunst oder Kitsch? Diese ewige Frage balanciert seit Bestehen des Kunst-Cocktails zwischen Betrachtern, Kritikern und Liebhabern. Allerdings gab es zum Betrachten in Muße dieses Mal wenig Gelegenheit. Es fehlten zwischen den Ausstellungsständen Sitzgelegenheiten, die zum Verweilen einluden.
Und der Lärmpegel schwoll zwischendurch auf das Niveau eines Jahrmarktes an. Die Natur, das eigentliche Element dieser Kunstausstellung, kam kaum zu Gehör. „Es ist viel zu voll auf der untere Wiese“, beschwerte sich die Rheinbergerin Ruth Staringer, deren schlanke Gebilde aus Holz, Metall und Glas an eine Lanzenform erinnerte, wie sie Naturvölker benutzt haben mögen. Die 45-Jährige hat die Entwicklung des Kunst-Cocktails selbst verfolgt, weil sie bis auf ein Jahr sich immer mit ihren Werken beteiligte.
Tatsächlich war das Kunst-Happening der Kulturinitiative Baerl-Vierbaum um den ganzen Loheidesee angelegt. Da konnten Besucher zwischen den Ausstellungsplätzen beim Spazieren Abstand gewinnen und die Eindrücke in Ruhe verarbeiten. Lotti Lücking, seit Jahren guter Geist des Kunst-Cocktails, erklärte, warum der künstlerische Seespaziergang auf das Wiesenquadrat am Schlotweg konzentriert hat: „Die Künstler wollen nicht so weit im Gelände ausstellen. Das hängt mit dem Aufbau zusammen: die Ausstellung läuft zwei Tage, aber über Nacht kann man die Kunstwerke nicht hängen oder stehen lassen. Dann kommen nämlich Randalierer und zerstören.“
Filigrane Fähigkeiten
Die Ballung auf der Wiesenfläche nahm den großen Reiz der Urtümlichkeit, wenn auch einzelne Künstler mit ihren filigranen Handwerksfähigkeiten am Holz, am Eisen, am Pinsel Blickfänger vorstellten.
Am Ende der Wiese hatte Blauschäfer Rainer Bonk (67) aus Rheinberg-Vierbaum, Befürworter des großen Andrangs, die kommerzielle Welt kritisiert: „Haben Sie eine Payback-Karte?“, stand auf dem 45 Meter langen und drei Meter hohen Buchstaben-Landschaftsbild.
Manchen Besucher wäre es vielleicht angenehm gewesen, wenn sie ihren diesjährigen Kunsterwerb in dieser Form hätten finanziell begleichen können.