Duisburg. .

Die Autorin des Jugendkrimis „Fremde Fracht“ machte sich bei Homberger Schiffsjungen und -Mädchen zum Binnenschiffer-Alltag schlau. Jetzt sollten die jungen Fachleute das Ergebnis beurteilen.

Der Jugendkrimi „Fremde Fracht“ von Brigitte Glaser sollte unter jungen Binnenschiffern spielen - nicht unbedingt das Milieu, in dem Medienpädagogen und Schriftsteller aus dem Schwarzwald sich üblicherweise bewegen. Also knüpfte die 56-Jährige Kontakte zu denen, die es wissen müssen: Binnenschifffahrts-Azubis an der einzigen Berufsschule für diese Profession in ganz Deutschland und der Schweiz - dem „Schifferberufskolleg Rhein“ in Homberg. Ein Jahr ist es her, dass die Autorin sich bei einem Unterrichtsbesuch über den Alltag der Schiffsjungen und -mädchen aufklären ließ. Jetzt ist das Buch fertig, und wie versprochen kehrte Glaser zum SBKR zurück, um bei den Experten prüfen zu lassen, ob das Ziel - ein realistischer Einblick in den Alltag an Bord - geglückt ist.

Das Urteil der Fachabitur-Klasse: Ein paar künstlerische Freiheiten zugunsten von Spannung und Erzählfluss hat die Autorin sich erlaubt - „aber das sind Kleinigkeiten, die außer uns keinem auffallen.“

Realistisches Bild vom
Arbeitsleben an Bord

Und im Großen und Ganzen, da waren sich die Schüler einig, könnte sich das Berufsleben von Jung-Binnenschiffer Niklas genau so abspielen.

Besagter Niklas ist mit seinem Vater und dem angeheuerten Steuermann Knut auf der „Stadt Emmerich“ auf dem Weg von Rotterdam nach Basel, als sich bei Rheinkilometer 668 die Ereignisse überstürzen: Der herzkranke Vater überlebt seinen zweiten Infarkt nicht - was Knut, der kurz vorher einen Streit mit dem Schiffsführer hatte, damit zu tun hat, bleibt unklar. Jedenfalls überredet der zwielichtige Steuermann den Jungen, nicht anzuhalten, sondern den toten Vater in der Kühltruhe zu verstecken und die Fahrt fortzusetzen. Die Familie steckt seit einer ungeplanten Reparatur in finanziellen Schwierigkeiten, und ohne das Frachtgeld dieser Tour winkt der Gerichtsvollzieher: „Dein Vater hätte gewollt, dass Du das Schiff rettest!“

Zu allem Überfluss hat Niklas kurz vorher die jugendliche Ausreißerin Jule an Bord geholt. Und die entdeckt, dass Knuts Gründe, die Fahrt fortzusetzen, weniger honorig sind, als er vorgibt. Was ein seltener und gefährlicher Waran an Bord verloren hat, warum ein Schulkamerad von Niklas aus der Homberger Berufsschule sterben musste, und was die junge Kölner Polizistin Anja Kraft mit all dem zu tun hat, klärt sich im Lauf der 176 Seiten.

Dass die kleine Besatzung alle 14 Stunden anlegen muss - laut den Schülern nicht wirklich falsch, aber unüblich, weil Containerschiffe in der Regel genug Personal für wechselnde Schichten haben. Dass Schiffsführer sich um vorgeschriebenen Pausen herumtricksen, um die Fracht rechtzeitig abzuliefern, sei aber realistisch. Dass es im Steuerhaus moderner Binnenschiffe keine „Haspel“ (großes Steuerrad) mehr gibt, sondern nur noch einen Hebel fürs Ruder - ein Detail, das die kritischen Fachleute der Autorin gerne vergaben, weil dermaßen triftige Gründe dafür sprachen. Glaser: „Ich fand doch das Wort so schön!“