Nelkensamstagszug: Fans reservierten sich Stunden vor Beginn mit Campingstühlen ein Plätzchen.

Gegen die Kälte warm geschunkelt - oder mit hochprozentiger Medizin gewappnet. Beim Nelkensamstagzug von Homberg nach Moers waren die meisten Narren schon früh heiter und so manchem Jecken war es bei Temperaturen zwischen niedrigen drei bis fünf Grad trotzdem warm ums Herz.

Einige Ungeduldige hatten sich schon zwei Stunden vor Zugbeginn in Stellung gebracht. So auch der sechsjährige Sheriff Dominik mit Oma und Mutter Claudia aus Duisburg-Beeck, die sich an der Ecke Scherpenberger Straße einen Platz sicherten. „Wir haben extra Campingstühle gekauft, neun Euro pro Stück. Zwischendurch muss man auch mal sitzen können“, erzählte die jecke Mutter, deren Sonnenbrillenrahmen eine lustige Herzform bildete.

Ein kompletter Kegelclub („Die Gombas“) mit Anhängern und Bekannten hatte sich, wie seit sechs Jahren an diesem Tag auf der Homberger Straße kurz hinter dem Internet-Café „Nettworld“ versammelt. Die lustige Schar aus Schotten, Clowns, Mönchen und anderen illustren Gestalten menschlicher Kulturgeschichte befand sich schon Vormittags in ausgelassener Stimmung. Ein Tisch mit Getränken unterschiedlichen Prozentgehalts war auf dem Bürgersteig aufgebaut. Wirtin dieser Open-Air-Kneipe war Mutter Elsa, die am Nelkensamstag diese jungen Leute traditionsgemäß bewirtete. „Wir feiern hier draußen, weil die Luft gesünder ist.“ Wer sich hier als Zufallsgast aber eine heiße Tasse Kaffee erbat, war fehl am Platz. Die Wärme kam aus anderen Nährstoffen.

Einrichtungen wie die evangelische Gemeinde Scherpenberg hatten auch Musikboxen aufgebaut und beschallten ihren Straßenabschnitt mit Stimmungsliedern, oft moderiert von Discjockeys, die mit schrägen Sprüchen und Sounds satirische Elemente einbrachten. Die Idee, einen Song wie „Pack die Badehose ein“ zu diesem Anlass aufzulegen mag ein feinsinniger Jeck verstanden haben.

Auf dem Edeka-Parkplatz gab es auch Getränketheken für Durstige. Wer trockenen Proviant bevorzugte, konnte sich an den rollenden Brezelwagen bedienen, die mit ihren Angeboten mitten über die Moerser Straße geschoben wurden. Ein großer Teil der Jecken hatte in Rucksäcken, auf mitgeführten Boller- oder Kinderwagen vorgesorgt. Viele jungen Narren waren mittellos zur Parade gekommen. Sie hatten Tüten unterschiedlicher Größen in den Händen. Darin sammelten sie Bonbons und andere Leckereien, die von den Wagen flogen. Mancher Jeck ging mit Blumen nach Hause, denn auch Tulpen gehörten zu den fliegenden Grüßen der Karnevalisten.

Zustrom aus
der Käferwelt

Der Trend bei den Verkleidungen tendierte zur Käferwelt. Viele Frauen hatten sich mit Fühlern ausgerüstet und trugen rote Gewänder mit schwarzen Punkten. Auf der anderen Seite fiel ein männliches Quartett in rosa Ballettröckchen auf - mitten auf der Straße Richtung Moers.

Der Narrentourismus florierte. Felix, ein Jeck aus Duisburg, hatte Gäste von der britischen Insel eingeladen. Graham, als Schiffskapitän in weißer Galauniform glänzend ausstaffiert und David, in schrill buntem Clownskostüm der karnevalistische Prototyp, waren aus Norwich angereist. Felix: „Wir haben uns im Urlaub angefreundet. Jetzt sind sie extra zum Karneval gekommen. Mit dem Motorrad!“