Rheinhausen. .

Das offene Angebot für Senioren im Rheinhauser Emil-Bosbach-Haus muss in Zukunft ohne Zivis und Ein-Euro-Jobber auskommen.

Dienstpflicht abschaffen, Missbrauch von öffentlich geförderten Minilohn-Jobs eindämmen - klingt erst mal gut, was die Bundespolitik da beschlossen hat. Doch wie so oft bei großen Reformen kommen auch die unter die Räder, die keinen Missbrauch betrieben haben. Die mit den von der Arge geförderten Ein-Euro-Jobbern eben keine Arbeitskräfte ersetzt, sondern ihnen tatsächlich nur Arbeiten übertragen haben, die sonst keiner gemacht hätte.

Der letzte Zivi jobbt nur noch nebenbei

Das „Begegnungs- und Beratungszentrum“ etwa, das die Caritas Duisburg-West im Rheinhauser Emil-Bosbach-Haus unterhält. Senioren aus dem altengerechten Wohnhaus und der Nachbarschaft treffen sich dort zum Frühstück, zum Kaffeetrinken, zum offenen Mittagstisch, Billardspielen oder zu Feiern. „Das ist aber kein normaler Café-Betrieb, mit dem wir Geschäftsleuten Konkurrenz machen“, betont Monika Rubbert, Leiterin des Trägers „Caritascentrum West“: „Das ist eine Möglichkeit zur sozialen Teilhabe für Menschen, denen das sonst ganz verwehrt bliebe.“ Wer richtig schlecht zu Fuß ist, den holt der Fahrdienst. Und wer bettlägerig ist, dem wird das Essen auch mal ans Bett gebracht. Noch.

Der letzte Zivildienstleistende hat seinen Dienst bereits beendet - bis Semesterbeginn jobbt der eingearbeitete und engagierte Mann allerdings noch auf 400-Euro-Basis im Bosbach-Haus. Die Stellen der ehemals drei „Gemeinwohlarbeiter“, Arbeitslose, die sich ihr ALG-II als „Ein-Euro-Jobber“ aufbessern, sind schon im Oktober ausgelaufen und wurden nicht verlängert. Eine Teilnehmerin des Programms „Jobperspektive“ ist noch da, aber auch ihre Maßnahme läuft Ende April aus. Als einzige Vollzeit-Kraft versucht nun Leiterin Sylke Ondrazek, den Betrieb so gut wie möglich aufrecht zu erhalten. Das heißt zur Zeit vor allem: massig Überstunden.

Vollzeitkräfte einzustellen, ist laut Gemeindecaritas-Chef Stefan Ricken nicht drin. „Der Anspruch unserer Beratungs- und Begegnungszentren ist ja ohnehin, Eigeninitiative zu fördern.“ Was das heißt? „Die Senioren, die sich hier zum Kaffeetrinken treffen, müssen aus ihrer Mitte Leute finden, die den Kaffee aufsetzen und hinterher die Tassen spülen.“

Aber nicht alle sind dafür noch fit genug. Und bei manchen Angeboten - etwa wenn die Begegnungsstätte beim Bingo-Nachmittag aus allen Nähten platzt - braucht man einfach Leute, die sich gezielt drum kümmern: „Da kann nicht jeder selber in die Küche rennen und seine Tasse spülen.“ Was die Caritas jetzt also händeringend sucht, sind ehrenamtliche Helfer.

Ein Beispiel, wie es laufen könnte, gibt es bereits: Die Aktiven vom ehemaligen „Bergheimer Treff“, die ihr Domizil an der Mevissenstraße räumen mussten und sich jetzt im Bosbach-Haus treffen: „Die kümmern sich nicht nur um ihre eigenen Sachen, was sie aus ihrer Vereinsarbeit nicht anders gewohnt sind“, begeistert sich Rubbert: „Die packen auch gerne mal für andere mit an, etwa beim offenen Frühstück.“

Von solchem Engagement bräuchte das Haus mehr. Ideal wären junge Leute, die ein „freiwilliges soziales Jahr“ absolvieren. Aber auch kleine Hilfen sind willkommen. Wer Freude am Umgang mit älteren Menschen und Bereitschaft, die Begegnungsstätte mit zu gestalten, mitbringt, kann sich unverbindlich bei Sylke Ondrazek im Bosbach-Haus oder unter 02065 57819 informieren.