Rheinhausen. Die Friedrich-Ebert-Straße ist eigentlich für Lkw - außer Anliegern - gesperrt, wird aber immer noch regelmäßig von ihnen befahren. Vielleicht, weil dort Rheinhausens einzige Mautstation liegt.

Seit Mai 2010 ist die Rheinhauser Friedrich-Ebert-Straße nahezu auf ganzer Länge, von der Stünning-Kreuzung bis zum Anschluss L 473n an der Gaterwegbrücke, für Lkw mit mehr als 7,5 Tonnen gesperrt. Nur noch Anlieger, etwa Lieferanten von Geschäften, dürfen dort noch fahren. Theoretisch. Praktisch zählte die Stadt in einer jetzt vorgestellten Studie (wir berichteten) auf der Friedrich-Ebert-Straße 890 Schwerlaster pro Tag. Gerade mal 30 mehr als auf der nicht gesperrten, laut Anwohnern seit der Neuregelung „im Lkw-Verkehr erstickenden“ Moerser Straße. Reichlich viele Lieferanten...

Zwar ist die Studie mit Vorsicht zu genießen: Die meisten Zahlen basieren auf Hochrechnungen. So hat die Stadt nur in Einzelfällen tatsächlich die kompletten 24 Stunden gemessen. In der Regel wurde der Verkehr über vier Stunden gezählt und dann auf die Tageswerte hochgerechnet. Die letzte Zählung erfolgte im September 2010, also vier Monate nach der Sperrung der Straße für Schwerlaster.

Zahlen werden
hochgerechnet

Doch auch wenn es in der Praxis weniger als die hochgerechneten knapp 900 Lkw pro Tag sind: Dass die Friedrich-Ebert-Straße nach wie vor regelmäßig von Lkw befahren wird, sieht jeder, der sich einfach an den Straßenrand stellt. Vor allem von der Schwarzenberger Straße biegen nach wie vor reichlich von der Rheinbrücke kommende Laster, die offenbar die Osttangente nicht gefunden haben, auf die eigentlich gesperrte Rheinhauser Innenstadt-Magistrale ab. Und der überwiegende Großteil davon hält nicht zum Entladen an Geschäften, sondern braust unverzüglich in Richtung Logport.

Warum, fragt sich da der Laie, wird das Fahrverbot nicht kontrolliert? Zwar wird die verbotswidrige Durchfahrt dieser gesperrten Straße „nur“ mit einer kostenpflichtigen Verwarnung geahndet, die mit 15 Euro auch noch vergleichsweise milde ausfällt. Die allerdings hat den Vorteil, dass sie an Ort und Stelle kassiert werden kann und nicht, wie ein Bußgeldbescheid, mit reichlich behördlichem Aufwand im Herkunftsland des Falschfahrers eingetrieben werden muss. Und bei mehreren Hundert Falschfahrern, die jeweils 15 Euro in Duisburg lassen müssen, sollte sich die Kontrolle mindestens kostenneutral durchführen lassen.

Die Stadt Duisburg, die daran erst recht ein Interesse haben sollte, kann da übrigens nicht aktiv werden: Das Herauswinken von Fahrzeugen aus dem fließenden Verkehr ist als „hoheitliche Aufgabe“ ausschließlich der Polizei vorbehalten. Und die untersteht dem Land Nordrhein-Westfalen. Die Außendienstler des städtischen Ordnungsamtes dürfen im Straßenverkehr, obwohl uniformiert, lediglich Geschwindigkeit messen oder Parkverbote kontrollieren. Die Polizei wiederum setzt ihre Kontroll-Schwerpunkte laut Ramon van der Maat, Sprecher des Duisburger Präsidiums, „natürlich nicht unter finanziellen Aspekten“.

Zwar würde man, wenn auch nicht schwerpunktmäßig, den Lkw-Verkehr auf der Friedrich-Ebert-Straße kontrollieren, aber: „Dem einzelnen Lkw-Fahrer, den man dort kontrolliert, muss man erst mal nachweisen, dass er kein Anlieger ist.“ Denn auf dem gesperrten Stück liegt unter anderem eine große Tankstelle auf Höhe der Rheinhausen-Halle - und die beherbergt auch noch die einzige Lkw-Mautstation in Rheinhausen. Die von Logport aus gesehen nächsten Stationen gibt es laut Maut-Eintreiber TollColect in Rumeln, Hochfeld, Homberg, Kaslerfeld und Moers. „In dem Moment, in dem ein Lkw-Fahrer diese Tankstelle als Kunde anfährt“, so van der Maat, „ist er verkehrsrechtlich ein Anlieger.“ Was noch schwerer wiegen dürfte: Sobald der angehaltene Lkw-Fahrer auch nur behauptet, auf dem Weg zu oder von dieser Tankstelle zu sein, müsste man ihm das Gegenteil erst einmal nachweisen.