Rheinhausen. .

Rapper Manuellsen diskutierte mit Heine-Gesamtschülern über Integration, Karriere und falsche Vorstellungen von Ehre.

Die Weihnachtsüberraschung für die Klasse 9c hatte gesessen. Dabei stand doch eigentlich, wie so oft, nur der Herr Twellmann vor den Schülern. Allerdings nicht Michael, Lehrer für Technik und Chemie an der Heinrich-Heine-Gesamtschule, sondern sein Adoptivbruder Manuell, unter Rap- und R’n’B-Fans besser bekannt als „Manuellsen“.

Der in Mülheim aufgewachsene Afrodeutsche mit ghanaischen Wurzeln, der schon mit Eko Fresh und Sammy Deluxe auf der Bühne und im Studio stand, war allerdings nicht zur lockeren Plauderrunde gekommen. Mit dem Zusammenleben der Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und der Notwendigkeit, sich für ein selbstbestimmtes Leben und eine Perspektive ordentlich reinzuhängen, hatte der Rapper knallharte Themen für den Gesellschaftslehre-Unterricht im Gepäck.

„Ich will ja gar nicht erzählen, dass alles rosarot ist - Ihr kommt aus Duisburg; Ihr wisst, was Sache ist“, waren seine klaren Worte zum Thema Integration. Und natürlich gebe es in Deutschland Ausländerfeindlichkeit, die sich niemand gefallen lassen muss. „Aber es hat auch etwas damit zu tun, wie wir Ausländer uns hier benehmen. Ihr seid jung, Ihr könnt dafür sorgen, dass in Zukunft nicht mehr alles über die ethnische Schiene läuft. Dafür muss niemand seine Wurzeln verleugnen - seid einfach gute Menschen!“

Unerwartet dürften für viele auch die Worte gewesen sein, die ausgerechnet ein Rapper zum Thema Karriere fand: „Du willst Gangsta sein, auf der Straße lernen, wie man irgendwie zu Geld kommt? Kann man machen. Mit allen Konsequenzen. Knast zum Beispiel. Oder Kinder, die darunter leiden, dass über ihre Eltern in der Schule getuschelt wird. Wer wirklich Wert auf Ehre legt, für den geht sowas nicht!“ Was zählt, sei, seinen Traum zu finden und dafür auch Opfer zu bringen: „Ihr wollt Ärzte, Anwälte oder Architekten werden. Bei mir war es die Musik. Für meinen ersten Plattenvertrag musste ich nach Holland ziehen. Das war hart. Aber echte Freunde verstehen, dass Du Deinen Weg gehen musst, und die Familie steht sowieso zu Dir. Ihr habt die Chance, was aus Eurem Leben zu machen. Die gibt’s nur einmal. Nutzt sie!“

Kleines Problem am Rande: Der Besuch hatte sich trotz Geheimhaltung schnell herumgesprochen. Nur hinter verschlossenen Türen konnte die Stunde ungestört weitergehen. Obwohl wegen der Unwetterwarnung nach der 6. Stunde Schulschluss war und der Vertretungslehrer kräftig nachsitzen ließ, harrten einige Fans bis zum Schluss auf dem Flur aus. Für Cevem, Sema und Aziz war klar: „Ohne Autogramm gehen wir hier nicht weg!“