Der Knatsch in Homberg um die von der Stadt gesponserten Weihnachtsbäume hat ein vorläufiges Ende. Nach dem Streit in der letzten Bezirksvertretung sind die Mittel eingefroren, die Vereine haben jetzt selbst die Initiative ergriffen.

In Baerl hat man parteiübergreifend für einen Baum auf dem Dreiecksplatz gesorgt, der morgen von Kindern der Grundschule geschmückt wird. Und auch in Ruhrort hat der dortige Bürgerverein erstmals selbst einen Weihnachtsbaum beschafft. „Dank der unbürokratischen Hilfe der Wirtschaftsbetriebe konnte der große Baum auf dem Neumarkt aufgestellt werden“, berichtet Mario Adams, Vorsitzender des Ruhrorter Bürgervereins.

Baumschmücken
mit Seitenhieb

Kurz vor dem ersten Advent werden Kinder aus den Ruhrorter Kitas den Baum dann mit weihnachtlicher Deko verzieren. Das Ganze geschieht allerdings nicht ohne Seitenhieb. Denn zum Baumschmücken mit den Kindern hat Adams nicht etwa den SPD-Bezirksbürgermeister Hans Paschmann eingeladen, sondern seine Vorgängerin Hildegard Fischer. Adams Lobrede auf Fischer spricht Bände: „Frau Fischer war eine herzensgute Vertreterin des gesamten Bezirks. Sie hatte es immer verstanden, mit aufrichtigem Einsatz den Gesamtbezirk Homberg, Ruhrort und Baerl zusammenzuhalten und als eine Einheit darzustellen“. So freue er sich „ganz besonders“, dass die ehemalige CDU-Bezirksbürgermeister der Einladung folgt und Kakao und Weckmänner an die Kinder verteilen wird.

Der vorangegangene Streit um das Geld für die Weihnachtsbäume hatte sich wie berichtet daran entzündet, dass die SPD den CDU-Fraktionschef Adams wegen seines Vorsitzes beim Bürgerverein als befangen erachtete und er von der Abstimmung ausgeschlossen wurde. Adams will nach wie vor nicht auf sich sitzen lassen, dass „der ehrenamtliche Vorsitzende eines gemeinnützigen Bürgervereins mit einem nicht bewiesenen und ungerechtfertigten Attribut behaftet wird, das in der Kommunalverwaltung zum Schutz der Korruption eingepflegt wurde.“ Wie Adams weiter erklärt, gehe es nicht nur um die Frage, ob er befangen sei, sondern um die „widerrechtliche Art“, wie sie festgestellt wurde: „Die Feststellung obliegt nicht einem einzelnen BV-Mitglied der SPD und schon gar nicht der Feststellung eines überforderten Bezirksbürgermeisters, sondern einem demokratischen Abstimmungsergebnis aller Mitglieder der Bezirksvertretung.“

40 unbezahlte
Rechnungen pro Jahr

Das Rechtsamt der Stadt lässt sich allerdings reichlich Zeit mit der Klärung der strittigen Frage. Nach wie vor liegt zum Tannenbaum-Theater keine Aussage der Juristen vor. So bleibt weiterhin fraglich, ob der Beschluss rechtens ist.

Für die Weihnachtsbäume, die für alle Ortsteile im Bezirk 2200 Euro kosten würden, käme das Geld ohnehin zu spät. Vor Mitte Dezember wird der Betrag wohl nicht freigegeben sein. Und dann hat sich das Thema Weihnachtsbäume ohnehin erledigt.

In Rheinhausen bereiten die Tannen weniger Probleme, wohl aber der Lichterglanz. Rund 100 Tannen, dazu sechs große Bäume bis zu sieben Metern Höhe stellen Bauverein Rheinhausen, die Stadt und die Kaufleute insgesamt im Bezirk auf. Während die Werbegemeinschaft in Friemersheim sich neue LED-Lichter in den Bäumen leistet, spart die Rheinhauser Mitte auf andere Art Strom: Erstmals gibt es keine Weihnachtsbeleuchtung mehr.

„Die Befürchtung ist Realität geworden“, erklärte gestern der Werbering und legte dabei auch die Hintergründe offen. In den vergangenen drei Jahren hätte es jedes Jahr 40 und im Vorjahr sogar 50 unbezahlte Rechnungen gegeben. Der Fehlbetrag daraus summiert auf eine fünfstellige Höhe. Bereits in den Vorjahren sei der Lichterglanz nur noch möglich gewesen, weil Sponsoren eingesprungen sind und die Mitgliedsbeiträge aufgezehrt wurden. Alle anderen Aktivitäten seien dadurch ausgebremst worden. Daher sei die Weihnachtsbeleuchtung in diesem Jahr „nicht mehr zu verantworten“ gewesen, teilt der Werbering mit. Die Lichter seien jetzt beim Bauverein eingelagert, einzelne Elemente stünden den Mitgliedern zur Selbstmontage zur Verfügung.