In schlangeförmigen Bewegungen winden sich die Arme der Tänzerin, die Hüften vibrieren und lassen die Pailletten und Perlen des morgenländischen Kostüms im Scheinwerferlicht blitzen.

Um die Taille trägt die langhaarige Schönheit eine goldene Kette, während sie auf dem Kopf einen neunarmigen Kerzenlüster balanciert. Mit brennenden Lichtern, versteht sich.

Mit dem vierten internationalen Wettbewerb „Bellydancer of the World 2010“ startete am Samstag das 18. Orientalische Festival, präsentiert von der „Meisterin des Shimmy“, Leyla Jouvana, und ihrem Partner Roland. Bereits am ersten Tag waren Hunderte Tanzbegeisterte in die Rheinhausen-Halle geströmt, um sich von den Darbietungen der internationalen Bauchtanzelite beeindrucken zu lassen.

„Ich mache jetzt seit zwei Jahren Bauchtanz, aber auf einer großen Bühne aufgetreten bin ich noch nicht“, sagte Lilli Kaschinski. Die 38-Jährige war mit zwei Freundinnen extra aus Siegen gekommen, um den Wettbewerb zu sehen und auf der Messe zu stöbern. Und hier konnten die Bauchtanz-Fans aus einem reichhaltigen Angebot schöpfen: Neben Zimbeln, Trommeln, Tanzstöcken und Schmuck gab es Schleier und Kostüme in allen Farben, Formen und Stilen zu erstehen. „Die Kleider hier sind alle wunderschön, aber ich habe mir nur ein neues Hüfttuch mit Pailletten gekauft. Meine vier Kostüme habe ich alle selbst genäht. Das ist viel Arbeit. Für ein einziges Kostüm brauche ich im Schnitt sechs Wochen“, verriet die Hobby-Bauchtänzerin.

Auch die Kostüme, die es bei den zahlreichen Ausstellern zu kaufen gibt, sind alle handgefertigt, viele davon stammen aus Ägypten. „Als Anfänger muss man sich aber nicht gleich ein komplettes Outfit zulegen“, erklärte Sybille Klug aus Hilden. „Da reicht erst mal ein Hüfttuch, damit die Tänzerin ihre Bewegungen richtig spürt. Wenn sie dann Spaß am Bauchtanz hat, kommen erste kleine Accessoires hinzu und später einmal das erste Kostüm.“ An ihrem Stand verkauft Klug, die selbst auch Bauchtanz unterrichtet, Kostüme von 95 bis 500 Euro. „Wer ein prächtiges Kleid für Show-Auftritte haben möchte, der muss schon so um die 400 Euro anlegen“, findet Klug. „Dafür sind viele Teile dann auch Einzelstücke oder Maßanfertigungen.“

Ein solch prächtiges Kleid besitzt auch „Jessenia“ (35), die mit bürgerlichem Namen Kristina Rackelieni heißt. Die gebürtige Litauerin ist Mitglied der Showgruppe von Leyla Jouvana, die beim Wettbewerb ihr Können zeigt. „Ich liebe es, im Bauchtanz meine ganze Weiblichkeit ausdrücken zu können. Tanzen ist nicht nur gut für den Körper, sondern auch für die Seele. Wenn ich tanze, dann ist das für mich fast wie eine Therapie. Alle Probleme lösen sich dabei in Nichts auf.“ Im Alter von neun Jahren hatte Jessenia zum ersten Mal Bollywood-Filme gesehen. Ab da stand für sie fest, dass sie Bauchtanz lernen wollte. Doch wer jetzt glaubt, dass die Begeisterung für den orientalischen Tanz sich durch ihr ganzes Leben zieht, der irrt: „Bei mir zu Hause sieht man gar nichts, was auf Bauchtanz schließen lässt. Ich bin eher im englischen Stil eingerichtet. Jede Woche trainiere ich mindestens 15 Stunden und tauche dabei ganz in die orientalischen Welt ab. Das reicht mir“, findet Jessenia und lacht.

Dass das viele Üben wirklich notwendig ist, wenn man eine perfekte Performance auf die Bühne bringen will, wird deutlich, wenn man sieht, in wie vielen Punkten die Jury die Darbietungen der Tänzerinnen beurteilt: „Neben der Technik zählen auch Choreographie, Kostüm, äußeres Erscheinungsbild, Interpretation und Auswahl der Musik. Und bei Gruppen ist die Synchronität ganz wichtig, sonst sieht das nicht schön aus“, erklärt Leyla Jouvana. Die sieben Jurymitglieder, zu denen auch Jouvana zählt, sind Weltstars der Bauchtanzszene. Sogar aus Kanada, Ägypten, Usbekistan und China kommen die Juroren und kennen sich in sämtlichen Stilrichtungen von klassisch-orientalisch und Folklore über Bollywood bis zu Tribal und Fusion aus. Mit ihren völlig unterschiedlichen Tänzen zur Eröffnung des Wettbewerbs haben sie das eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

60 Workshops

Wer mag, der kann dann auch gleich bei einem der über 60 Workshops in dieser Woche seine eigenen Fähigkeiten erweitern. Zur Auswahl stehen Klassiker wie Trommel-Solo oder Stocktanz, doch auch Neues wie „Burlesque Oriental“ oder „42 neue Shimmies“ bei Shimmy-Meisterin Jouvana höchstpersönlich auf dem Programm. Seinen zweiten Höhepunkt findet das Festival am kommenden Wochenende in einer opulenten Showtanz-Gala, bei der die ganz Großen des Bauchtanz mit ihrem Können beeindrucken werden. Mehr Infos zum Festival und den Workshops unter www.leyla-jouvana.de. Eintrittskarten gibt’s an der Tages-/Abendkasse sowie ebenfalls im Internet.