Duisburg-West. .

Die Bezirksvertreter aus Rheinhausen und Homberg blamierten sich bei der Windrad-Abstimmung im Rathaus, boten der Verwaltung und dem Investor aber die Stirn.

Da machen die Bezirksvertretungen aus Homberg und Rheinhausen einen ihrer wenigen politisch relevanten Ausflüge ins Duisburger Rathaus und blamieren sich bis bei der Abstimmung bis auf die Knochen. Die endete im Chaos. Zeitweise wusste keiner mehr, wann und wofür er überhaupt den Arm heben sollte. Eine der Abstimmungen musste sogar drei Mal wiederholt werden.

Am Ende aber war die Ablehnung der beiden geplanten Windräder im Essenberger Bruch südlich der A40 deutlich. Gegen die Nutzung regenerativer Energien auf Duisburger Stadtgebiet ist grundsätzlich kaum jemand. Weil der geplante Standort aber in einem Landschaftsschutzgebiet liegt, lehnten gestern sowohl die beiden Bezirksvertretungen als auch der Umweltausschuss bei der gemeinsamen Sitzung die Ausnahmeregelung ab.

Ein Vertreter der Bremer Energiekontor AG hatte zuvor noch einmal die Vorteile der Anlagen aufgeführt. 7000 Tonnen CO2 könnten im Jahr gespart werden, das helfe die Klimaziele in NRW zu erfüllen, zudem liegen ohnehin die A40 und weitere Industriegebiete in der Nähe.

Warum es aber ausgerechnet ein Schutzgebiet als Standort sein müsse, das extra als Naherholungsgebiet aufgewertet wurde, konnte Rainer Grün (DAL) nicht nachvollziehen und bezeichnete die Energieleistung der Zwei-Megawatt-Windanlagen im Vergleich zu den Duisburger Kohlekraftwerken als „Fliegenschiss“.

Umweltdezernent Peter Greulich konterte: Es sei nicht nur eine Maßnahme, sondern eine von vielen. Die Leistung der beiden Windräder sei vergleichbar mit 125 Hektar Dachfläche an Photovoltaik.

„Kein Standort,
der jedem gefällt“

„Es gibt auf der ganzen Welt keinen Standort der jedem gefällt. Und ein Landschaftsschutzgebiet muss nicht zwangsläufig ein Gebiet sein, das wertvoll ist“, sagte Greulich, der schon die vorangegangene Ablehnung des Landschaftsbeirats heftig kritisiert hatte. Und schließlich warf der Umweltdezernent dem Gremium vor, hier nach dem St. Florians-Prinzip zu urteilen.

Bei den Worten hielt es den Homberger Klaus Radny (CDU), gleichzeitig stellvertretender Vorsitzender des Beirats, kaum noch auf seinem Sitz. Das Papier aus dem Greulich-Dezernat, das zur Entscheidung vorlag, sei einseitig. „Im Beirat sitzen keine Deppen, wie das hier unter dem Strich steht. Bei Zustimmung werden wir hoch gelobt, bei Ablehnung sind wir Idioten. Das ist kein demokratischer Stil“, sagt Radny. Und mit „St. Florian“ hole Greulich einen Begriff aus der Mottenkiste: „Mit dem Kraftwerk in Walsum, wo 3000 Tonnen Kohle am Tag verbrannt werden, versorgen wir den ganzen Umkreis mit Strom.“

Der Rheinhauser FDP-Mann Thomas Wolters vermute, dass es „hier mehr um Glaubensbekenntnisse als um konkrete Baupläne“ ginge. Schließlich liege nur ein ungenauer Plan vor, bei dem die Windrad-Standorte kaum einzuordnen seien. „Dagegen erhalten wird für die Genehmigung eines zwei Quadratmeter großen Reklameschildes eine Vorlage über zehn Seiten und Fotos aus allen möglichen Perspektiven“, sagte Wolters. Hier werde „symbolisch und ideologisch im Nebel gestochert“. Ohne die Details zu kennen, könne man gar nicht zu einer anderen Entscheidung gelangen.