Homberg. .
Der in Folge der Krawalle eingerichtete Kinder- und Jugendtreff Hochheide in einem der „Weißen Riesen“ zieht eine erste Bilanz.
Der „Kinder- und Jugendtreff Hochheide“ ist kein gewöhnliches Jugendzentrum. Was in zwei Jahren im ersten Stock des „Weißen Riesen“ an der Ottostraße 64 entstanden ist, ist eine Anlaufstelle für die, „an die wir sonst gar nicht rankommen würden“, sagt Jugendamts-Leiter Thomas Krützberg. Das sind zum Beispiel Jungs, die in „normalen“ Jugendzentren schnell anecken, wenn sie nicht sowieso schon Hausverbot haben. Oder Mädchen, denen ihre streng muslimischen Eltern das Ausgehen gleich ganz verbieten würden, wenn es nicht ein wohnortnahes Angebot mit getrennten Tagen für Jungen und Mädchen gäbe. Und immer öfter auch Eltern, die bei weit mehr Dingen einen Rat gebrauchen können, als nur bei der Kindererziehung.
„Für die, an die man
sonst nicht rankommt“
Ohne die „Silvesterkrawalle“ 2008 rund um den Hochheider Markt würde es diesen Treffpunkt nicht geben. Nachdem junge Migranten und die Polizei in der Neujahrsnacht aneinander gerasselt waren, war großer Aktionismus angesagt. Bereitschaftspolizei patrouillierte rund um den Marktplatz, und selbst für stadtteilorientierte Jugendarbeit war plötzlich Geld da. 100 000 Euro pro Jahr, gefördert aus dem Bundes-Programm „Stärken vor Ort“ und vom europäischen Sozialfonds, wurden bewilligt, um eine Anlaufstelle vor Ort für die Jugendlichen zu schaffen, denen bis dahin als Tummelplatz nur der Marktplatz oder der „Schwarze Weg“ zur Verfügung stand - Orte, über deren Freizeitwert man regelmäßig im Polizeibericht informiert wird.
Selbst der Besitzer des Hochhauses unterstützt das Projekt indirekt, indem er dem Träger, dem „Verein für Kinderhilfe und Jugendarbeit Duisburg“ seit August 2008 eine 85 Quadratmeter große Dreieinhalb-Zimmer-Wohnung „für einen sehr guten Preis“ vermietet, wie der Vorsitzende Bernd Fastabend, hauptamtlich stellvertretender Jugendamts-Leiter, betont.
100 000 Euro pro Jahr, das klingt nach viel Geld. Allerdings finanziert der Verein damit seine komplette Arbeit, inklusive der Personalkosten für vier Sozialarbeiter. Und stellt einiges auf die Beine: Es geht los mit Hausaufgabenbetreuung für Zehn- bis 14-Jährige. „Und die ist bei unserer Klientel natürlich auch immer mit Sprachförderung verbunden“, sagt Sozialarbeiterin Gülgün Teyhani. Zusammen mit dem Kinderheim St. Josef organisiert Teyhani eine Mädchengruppe, ihr Kollege Dirk Biermann kümmert sich um die Jungs. „Die kriegt man nicht mit einem Programm, bei dem es heißt, wer dreimal fehlt, darf nicht mehr kommen“, weiß er. „Natürlich gibt es Regeln und Punkte, an denen ich sagen muss: bis hierhin und nicht weiter! Aber im Großen und Ganzen halten wir es niederschwellig.“
Das kommt bei den Jugendlichen an: „Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat sich der Treff im Viertel etabliert“, stellt Krützberg fest. Auch Erwachsene kommen mittlerweile regelmäßig, etwa zum wöchentlichen Frauenfrühstück und zur Vätergruppe. „Und deshalb werden dort auch Kontakte vermittelt, die sonst nie zustande kämen, etwa zu unserem Sozialdienst.“ Der sitzt zwar ein paar Kilometer weiter im Homberger Rathaus. „Aber da“, weiß Krützberg, „kriegt man die Leute von hier nicht hin.“