Die Bürger werden ungeduldig. Nachdem sie seit 2008 ihren Stadtteil gedanklich auf den Kopf gestellt und neu sortiert haben, wie er wohl im Jahr 2027 aussehen könnte, haben sie Monate lang nichts mehr von dem groß angelegten Projekt der „Bürgerforen“ gehört.

Das Interesse an den Bürger-Visionen über ihre Stadt der Zukunft schwindet. Wie in Homberg, wo zur Sondersitzung am Monatsanfang (Bericht: „Bürgerforen wollen Ergebnisse sehen“) nur noch ein Dutzend Bürger erschienen — inklusive der Foren-Teilnehmer. So fragten manche am Ende des Abends nach dem Sinn der ganzen Mühe, wenn diese scheinbar verpufft. Selbst auf der Internetseite des Projekts setzen die letzten Meldungen Schimmel an.

Zwar ist „Duisburg 2027“ ein langfristiges Projekt, das 2012 mit dem Ziel eines schnöden Flächennutzungsplan enden soll. Die gewünschte Arbeit der Foren geht aber weit über das hinaus, was sich in diesem Plan unterbringen lässt. Es gibt unzählige Ideen, die sich auch kurzfristig realisieren lassen. Exakt 1330 Vorschläge der Bürger hat die Stadt aufgelistet, unterteilt diese aber nur in die Kategorien „strategisch langfristig“ und „operativ mittelfristig“. Für das Attribut „kurzfristig“ sei kein Geld in der Kasse, hieß es zuletzt in Homberg.

Während die Verwaltung zuletzt vor allem mit eigenen Fachbeiträgen für das Projekt beschäftigt war, will sie jetzt aber wieder mit den Bürgern in Kontakt treten. Im November sollen sich in Rheinhausen Bezirkspolitik, Bürgerforen und Verwaltung an einen Tisch setzen und festlegen, welche Vorschläge umzusetzen sind. Bis spätestens April 2011 sollen die Ergebnisse öffentlich präsentiert werden. Die Debatte in Rheinhausen soll Modellcharakter für die ganze Stadt haben und deshalb sind die drei Seiten auch nicht unter sich: Auf der Zuschauertribüne sollen Politiker und Foren-Teilnehmer aus anderen Stadtteilen sitzen, um das Vorgehen später auf ihren Bezirk zu übertragen.

In Homberg ist man nach der Pleite der Sondersitzung bereits einen Schritt weiter: Dort diskutieren Parteien und Foren-Vertreter hinter verschlossenen Türen, was sich von den Ideen zügig auf politischem Weg umsetzen lässt.