Homberg. .
Die unter Sparzwang stehende Evangelische Gemeinde Homberg verkleinert sich von drei auf zwei Standorte: Rheinkirche und Bonhoeffer-Haus bleiben erhalten.
Abschied vom Lutherhaus: Diese historische Entscheidung verkündete gestern um 12.07 Uhr Edith Schwarz, Vorsitzende des Presbyteriums in der evangelischen Gemeinde Homberg, vor knapp 70 Gästen im Dietrich-Bonhoeffer-Haus. Diesem am Donnerstag erfolgten Beschluss war eine dreivierteljährige Diskussion mit Gemeinde und Presbyterium vorangegangen (wir berichteten).
Das Lutherhaus als Gemeindetreffpunkt, Kindergarten (seit 60 Jahren), Jugendzentrum und Standort für Gottesdienste (seit über 80 Jahren), ist in der Haltung (2500 Quadratmeter Nutzungsfläche) und im Sanierungsbedarf zu kostenaufwendig.
Kündigungen
stehen an
Wie Pfarrer Johannes Böttcher ausführte, entstünde der schrumpfenden Gemeinde jedes Jahr ein strukturelles Defizit von rund 120 000 Euro. Durch Schließung (und nach Möglichkeit baldigen Verkauf) des Lutherhauses sollen diese Lücken geschlossen werden.
Die bisherigen Aufgaben des Lutherhauses soll das ein noch zu bauendes Gemeindehaus an der Rheinkirche übernehmen. Die Kinder- und Jugendarbeit, teilweise öffentlich unterstützt, soll in eine von hauptamtlichen Kräften begleitete Kinder-, Jugend- und Familienarbeit (auf die Gemeinde und den christlichen Glauben zentriert) umgewandelt werden.
Alternative Modelle wären die Schließung des nun zu verkleinernden Bonhoeffer-Hauses und die Aufgabe des Pfarrhauses neben der Rheinkirche gewesen.
Die Entscheidung des Presbyteriums rief Betroffenheit, Tränen und Trauer bei Eltern, Kindern und Mitarbeitern hervor. Im Lutherhaus wurden Generationen getauft und verheiratet. Hier fand die evangelische Gemeinde ihre Heimat und Geschichte.
Einige Kinder und Eltern hatten Transparente zur Gemeindeversammlung mitgebracht. Auf denen war zu lesen: „Eine Gemeinde ohne Kindergarten ist wie ein Baum ohne Wurzeln!“ Und: „Der Kindergarten soll nicht schließen!“ Ein Vater in der anschließenden Diskussion: „Wer denkt an die Kinder, die hier Freundschaften mit Gleichaltrigen geschlossen haben? Was passiert mit den Seelen unserer Kinder?“ Eine Mutter: „Wie soll ich meinem fünfjährigen Sohn erklären, dass er bald seine Freunde nicht mehr sehen wird?“
Einige Kindergärtnerinnen sind nur noch einige Jahre vom Ruhestand entfernt. Pfarrer Böttcher: „Wir sind gezwungen, Kündigungen auszusprechen, tun das aber ungern.“ Der Geistliche versprach, Kontakt mit anderen evangelischen kirchlichen Trägern aufzunehmen, die möglicherweise Ersatzstellen anbieten könnten. Eine Frühverrentungsmodell über die Landeskirche hält Böttcher für ausgeschlossen: „Das würde einen Präzedenzfall schaffen. Außerdem hat die Landeskirche auch Geldsorgen.“
Die bisherigen Gruppen im Lutherhaus sollen im neu zu erbauenden Gemeindehaus an der Rheinkirche eine neue Bleibe finden: Flötenkreis, Frauenkreis, Chor und andere. Edith Schwarz: „Einzelheiten werden bei der Planung des Raumprogramms für den Neubau genau besprochen.“