Jungs sind wilde Raufbolde und Mädchen kreativ und gefühlsbetont. So heißt es zumindest. Klischees setzen sich bis ins Berufsleben fort.
Um sich mit ihrer Rolle in der Gesellschaft zu befassen und dabei viel Spaß zu haben, fand gestern ein Jungen- und Mädchentag in Rheinhausen statt.
Das männliche Geschlecht im Alter von acht bis zwölf Jahren hatte seinen Platz im Jugendzentrum „Die Mühle“ an der Clarenbachstraße und die Mädchen tummelten sich im „Haus der Jugend“ an der Friedrich-Alfred-Straße.
„Jungs in Bewegung!“ So war das Motto an der „Mühle“. „Dabei geht es nicht nur um körperliche Bewegung, sondern auch um geistige“, sagt Uwe Bauer vom Jugendamt. Neben Klettern, Trockenangeln und Stockbrotbacken befassten sich die rund 100 Jungs von der Förderschule Dahlingstraße, der Lise-Meitner-Gesamtschule und den beiden Hauptschulen Alfred-Hitz und Friedrich-Ebert mit der Frage: „Was ist ein richtiger Junge?“
Richtig erwachsen werden ist schwierig geworden
Das beantworteten sie ganz unterschiedlich. Natürlich blieben Motive von Stärke und Gewalt nicht aus, aber auch der Wunsch nach einer Familie wurde von manchem thematisiert. „Die Antworten sind sehr facettenreich. Schließlich werden die Anforderungen, heute ein Mann zu werden, immer höher“, sagt Mirko Kasaj, Leiter des Duisburger Jungenbüros. Aljoscha (10) und Lukas (11) waren froh, mal unter sich zu sein. Julian (10) dagegen fand es doof, dass keine Mädchen dabei waren. Spaß an den Aktionen mit Zauberer Aladin und einer Bastelaktion vom aric (anti-rassismus-informations-centrum) hatten sie auch. Gerade die Basteleien, bei denen es darum ging, ein rohes Ei mit Strohhalmen und Klebeband so einzupacken, dass es einen Sturz aus vier Metern Höhe übersteht, stießen auf viel Gegenliebe. Ganz nebenbei erlernten die Jungs im Wettbewerb um das zu schützende Ei Teamwork.
„Endlich mal Jungs frei“, freute sich Eileen (9) beim Mädchentag. Sie fand es ziemlich toll, war Tanzen, in der Gruselhöhle und hat gebastelt. Motto im „Haus der Jugend“ war: „Das ist der Rhythmus, wo jede mit muss!“ 120 Mädchen im Alter von 8 bis 12 Jahren verausgabten sich bei den Tanz-Workshops, spielten auf Trommeln oder bauten sie gleich selbst. Auch Nina (11) und Juliet (11) lobten die Abwechslung. „Es hat viel Spaß gemacht, dass wir hier Sachen kreativ machen konnten“, so Nina. Den Mädchentag gibt es schon seit acht Jahren. „Es ist ein besonderer Tag als Höhepunkt unserer Arbeit“, sagt Astrid Becker, die Organisatorin vom Mädchenarbeitskreis Duisburg-West. Eingebunden waren auch die Lehrer und Sozialarbeiter der Schulen. Am Ende sollten die Rollenklischees ein bisschen aufgeweicht sein, so dass eines Tages mehr Männer im Kindergarten und der Grundschule arbeiten und mehr Frauen in der Astrophysik oder bei der Feuerwehr.