Rheinhausen. .

Nach Streit und Verspätung wurde die Einrichtung für schulpflichtige Psychiatrie-Patienten am Bertha-Krankenhaus jetzt eingeweiht.

Die Tage im düsteren Übergangsquartier waren schon vor der offiziellen Einweihung: „Natürlich sind wir, sobald die Räume bezugsfertig waren, schrittweise mit den Lerngruppen ins neue Gebäude gezogen“, erklärt Susanne Nieroba, Lehrerin an der „Sonnenschule“. Diese Schule auf dem Gelände des Friemersheimer Bertha-Krankenhauses betreut rund 40 Schüler in Kleingruppen von zwei bis fünf Teilnehmern oder im Einzelunterricht.

Denn die Schüler, die dort unterrichtet werden, sind psychisch krank und in der Regel stationär in der benachbarten Kinder- und Jugendpsychiatrie untergebracht. „Sie sind also für einen vergleichsweise kurzen Zeitraum bei uns und kommen von verschiedenen Schulen und Schulformen. Da kann man keinen klassischen Frontalunterricht nach Lehrplan machen.“ Trotz der erschwerten Bedingungen können Jugendliche an der „Sonnenschule“ sogar ihren Abschluss machen.

Bis 2004 residierte die Schule, wie die Klinik, am Kalkweg in Duisburg-Wedau. Ein Brand, bei dem das Gebäude völlig zerstört wurde, erforderte den Umzug. Da die Klinik zum Schwesterhaus nach Friemersheim umziehen sollte, war schnell klar, dass auch die Schule über den Rhein ziehen würde. Zuerst ging es in einen leer stehenden Seitentrakt des Bertha-Krankenhauses, später in Container.

Um den endgültigen Standort hatte es im Vorfeld viel Wirbel gegeben: Ursprünglich sollte die Schule außerhalb des Klinikgeländes, auf dem Grundstück der benachbarten städtischen Kita Glucksstraße, entstehen. Die Eltern der Kita-Kinder hatten allerdings massiv Front gegen diese Pläne gemacht: Die Nachbarschaft der psychisch kranken Kinder und Jugendlichen wollten sie ihren Sprösslingen nicht zumuten. Außerdem könne man Schülern in unmittelbarer Nachbarschaft einer Kita kaum störungsfreies Lernen garantieren.

Die Politiker der Rheinhauser Bezirksvertretung machten sich diese Argumente zu eigen und forderten die städtische Immobiliengesellschaft IMD auf, ein anderes Gelände zu finden - was dieser mit dem Standort der abbruchreifen Massageschule auf dem Friemersheimer Klinikgelände - über die Klinikum Duisburg GmbH zu 51 Prozent in städtischen Händen - dann auch gelang. Im März 2008 begannen mit etwa einem Jahr Verspätung die rund eine Million Euro teuren Bauarbeiten. Mittwoch wurde das neue Gebäude mit seinen sieben Klassenräumen, dem Werk- und Mehrzweckraum feierlich eingeweiht.

Der Unterricht für psychisch kranke Schüler ist nicht billig. Kleine Gruppen, flexible Inhalte und teilweise sogar Einzelunterricht am Krankenbett bei schulpflichtigen Patienten, die nicht nach Friemersheim kommen können, binden Personal und Material. Daher hat das Kollegium einen Förderverein gegründet, der Spenden für Lernmaterialien, mobile Computer oder Projekte auftun soll.

Ursprünglich sollte die Einweihung der erste linksrheinische Termin für Adolf Sauerland nach der Loveparade werden. Doch der West-Stimmungstest fiel aus: Der Schlüsselbeinbruch, den Sauerland sich bei einem Motorroller-Unfall zugezogen hatte (wir berichteten im Lokalteil Duisburg) war noch zu frisch. An seiner Stelle überbrachte IMD-Chef Uwe Rohde das Grußwort der Stadt.