Hochheide.

Der international bekannte Quantenphysiker und Träger des Alternativen Nobelpreises Hans-Peter Dürr eröffnete das Projektjahr „Klima Prima“ an der Erich Kästner Gesamtschule.

Dass die Hochheider Erich Kästner Gesamtschule ihren Schülern mit ihren „Projektjahren“ nachhaltig wissenschaftliche Themen nahe bringt, ist nichts Neues. Neu ist aber, dass die Schule mit dem desjährigen Thema „Prima Klima“ die Duisburger Mercator-Stiftung überzeugen konnte. Als eine von 16 Mercator-Klimaschulen in Nordrhein-Westfalen bekommt die Gesamtschule an der Ehrenstraße für ihr Projekt umfangreiche Förderungen - nicht nur finanziell sondern auch durch die guten Kontakte der Stiftung. „Sonst hätten wir für die Eröffnungsveranstaltung wohl kaum so einen hochkarätigen Gast gewinnen können“, sagte Schulleiter Günter Terjung.

Dieser Gast war kein Geringerer als Hans-Peter Dürr. Der Quantenphysiker war Mitarbeiter und Nachfolger von Werner Heisenberg, Doktorand beim „Vater der Wasserstoffbombe“ Edward Teller und wurde 1987 für seine Kritik an Ronald Reagans „Krieg der Sterne“-Programm SDI mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnet - was ihn und Terjung quasi zu Weggefährten macht: Der Schulleiter erinnerte sich in seiner Rede an einen Eintrag in seiner Personalakte, den er sich als Junglehrer in den 80-ern für die Teilnahme an einer Anti-SDI-Demonstration einfing.

Seinen Vortrag nutzte Dürr, der sich mittlerweile neben der Physik auch erkenntnistheoretischen und gesellschaftlichen Fragen widmet, für einen Appell an die Schüler, sich von dem Glauben an eine totale Erklärbarkeit der Welt zu verabschieden: Entgegen der Vorstellung, die ihn als Jugendlicher nach dem Zweiten Weltkrieg bewegt hatten, Physik zu studieren, gebe es eben auch in den Naturwissenschaften kein klares Richtig oder Falsch. Ein Mehr an Wissen zeige immer auch neue Wissenslücken auf. „Auf gewisse Fragen gibt es keine Antwort.“ Diese Folgerung aus der Heisenberg’schen Unschärferelation sei jedoch nichts Negatives: „Freuen Sie sich, wenn Sie unsicher sind, denn das ist es, was Leben ausmacht. Sicher ist das Grab.“

Aber auch ganz konkrete Fragen sprach Dürr an: Der Glaube etwa, mit Atomkraft die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen überwinden zu können, erinnere ihn an „einen Alkoholiker, der in eine Schnapsbrennerei einheiratet und glaubt, er habe sein Problem gelöst.“ Zumal die Atomenergie mit der ungelösten Endlager-Frage deutlich größere Probleme mache: „Atommüll ist das CO2 der Kernenergie.“ Was man wirklich brauche sei ein „mit der Natur kompatibler Lebensstil“ Die einzige Lösung sei Sonnenenergie. „Es gibt Gegner, die argumentieren, die dezentralen Strukturen würden eine Kontrolle erschweren. Genau das ist doch der größte Vorteil!“

Was ihn bewege, vor Schülern zu sprechen, wollten diese wissen: „Wenn ich von der Zukunft spreche, dann meine ich doch nicht meine Zukunft“, erwiderte der 81-Jährige. „Ich bin fast am Ende. Ihr noch lange nicht!“