Rheinhausen. .
Erstmals gibt es für das Denkmal-Gebäude einen ernsthaften Interessenten. Doch bislang scheitert der Kauf an der Preisvorgabe der Deutschen Bahn.
Der Bahnhof ist einer der zentralen Punkte in Friemersheim, doch seit Jahren gammelt das Denkmal geschützte Gebäude vor sich hin. Kaufinteressenten sollte es nach Auskunft der Deutschen Bahn AG in der Vergangenheit immer mal wieder gegeben haben, etwas Handfestes kam aber nie dabei heraus. Doch jetzt steht wohl erstmals ein ernstzunehmender Interessent auf der Matte, der den alten Bahnhof kaufen und wieder aufmöbeln will.
Zudem ist der potenzielle Käufer in Rheinhausen kein Unbekannter und hat Erfahrungen mit ehemaligen Bahn-Liegenschaften: Das Betreiberpaar des „Stellwerk Hof“, Leonie Hanzal und Freddy Driesen, will auch den Bahnhof gastronomisch nutzen.
Ihr Konzept sieht eine Mischung aus Café und Bistro im Erdgeschoss vor, wo auch die Küche Platz findet. Der Durchgang zu den Gleisen, der seit geraumer Zeit geschlossen ist, könnte wieder geöffnet werden.
Preisvorstellungen
liegen weit auseinander
Der Vorteil liegt auf der Hand: Wenn in den Leerstand wieder Leben einzieht, kehrt auch die sozialle Kontrolle in das Umfeld zurück, das derzeit vor allem durch Vandalismus geprägt ist. Dass sich aus den alten Bahn-Immobilien etwas machen lässt, hat das Paar bereits mit dem florierenden Restaurant und Biergarten im abgelegen Stellwerk bewiesen, das demnächst noch einen Anbau erhalten soll.
Soweit die gute Nachricht. Die schlechte: Die Gastronomen müssen sich mit der Deutschen Bahn über den Kaufpreis einigen. Und dabei liegen die Vorstellungen derzeit noch um einen gehörigen Batzen auseinander. 130 000 Euro verlange die Bahn AG für die seit Jahren leerstehende Immobilie, so Driesen.
Damit sich das 1902 erbaute Gebäude aber wirtschaftlich betreiben lässt, spielt der Kaufpreis die entscheidende Rolle. „Nach Rücksprache mit unserem Architekten müssten wir erst einmal rund 250 000 Euro in die Sanierung und den Brandschutz investieren“, sagt Driesen. In dem Gebäude hat er sich bereits mit Fachleuten umgesehen. Es gebe keine einzige Fensterscheibe, die nicht zerbrochen ist, das Dach müsste repariert und erst einmal eine Heizung installiert werden. Die sei nämlich gar nicht vorhanden, weil früher immer mit Kohleöfen geheizt wurde. Zudem ist die Immobilie noch nicht vom Bahnbetriebszweck freigestellt. Die Kosten für das Verfahren hat der Käufer zu tragen, für den Erfolg und die Dauer des Verfahrens steht die Bahn jedoch nicht ein, wie sie ihm Vertragsentwurf vermerkt.
Bahn kassiert doppelt
bei Weiterverkauf
Darin verpflichtet sich der Käufer auch zu einer Nachzahlungsklausel: Wird der Bahnhof in den nächsten Jahren weiterverkauft, kassiert die Bahn erneut bis 75 Prozent des Verkaufspreises.
Von ihrer Preisforderung will die Bahn AG laut Driesen aber nicht abrücken. Was er nicht versteht: Vergleichbare Objekte wechselten für einen Bruchteil der Summe den Eigentümer.
Die Deutsche Bahn selbst gibt zu den Preisen für einzelne Objekte keine Auskunft. Generell richte sich der Preis nach Marktlage und Zustand des Gebäudes und bewege sich zwischen 20 000 und 300 000 Euro, sagte ein Sprecher der Redaktion. Bevorzugt werde an Kommunen verkauft, damit habe man die besten Erfahrungen gemacht. Insgesamt 69 ehemalige Bahnhöfe habe die Bahn in den vergangenen Jahren in NRW veräußert, 47 davon an Kommunen oder deren Tochtergesellschaften.
Für den Rheinhauser Bahnhof sind die Verhandlungen erst einmal unterbrochen. „Wir haben zwar nach wie vor Interesse“, sagt Driesen. „Aber bei den Forderungen wird der Bahnhof bestimmt noch Jahre leer stehen und vergammeln.“