Duisburg-West. .

Am Anfang war der Ton freundlich, am Ende eher ungehalten. Seinen ersten Auftritt mit den Plänen für Windräder im Duisburger Stadtgebiet hatte sich der Investor gewiss anders vorgestellt.

Die Energie-Kontor AG aus Bremen erhielt nach ihrer Präsentation für die beiden 150 Meter hohen Anlagen im Essenberger Bruch wenig Rückenwind. Die Duisburger Natur- und Umweltexperten von Vereinen und Verbänden lehnten es ab, dem Unternehmen frühzeitig zu signalisieren, dass ihre Windräder in dem Landschaftsschutzgebiet willkommen sind.

Zwei Anlagen versorgen
2200 Haushalte

Dabei versuchte Koordinator Bernhard Baumann, sein Projekt schmackhaft zu machen. Die beiden Anlagen würden acht Millionen Kilowattstunden im Jahr produzieren: „Damit lassen sich 2200 Vier-Personen-Haushalte versorgen“. Mit 6,4 Metern pro Sekunde weht der Wind in 100m Höhe: „Für unsere Breitengrade ein ordentlicher Wert“. Mehr als zwei Windräder seien dort ohnehin nicht möglich: „Eine optimale Auslastung“. Die Anlage selbst soll von der Firma Eviag kommen: „Ein Hersteller aus Duisburg“. Und schließlich spare man im Vergleich zur konventionellen Energieerzeugung 7000 Tonnen CO2: „Wo doch alle von der Energiewende sprechen.“

Zudem bemühen sich die Bremer mit einer Studie, die Anlage mit dem Artenschutz zu vereinbaren. „Und als Ausgleich für den Eingriff in die Landschaft wird es Kompensationsflächen geben“, sagte Baumann. Nicht zuletzt sei der Essenberger Bruch die „einzig auch wirklich umsetzbare Fläche für Windenergieanlagen in Duisburg“.

Stellt sich die Frage: Darf man in Zeiten der allseits geforderten Energiewende so ein Projekt ablehnen?

Der Beirat der Unteren Landschaftsbehörde bewertet das Vorhaben nur aus umweltrelevanter Sicht. Und ob die dortigen Brutvögel wie der Mäusebussard, Turmfalke, Zwergtaucher, Kiebiz, das Teichhuhn, die Nachtigall und Feldlerche, von denen einige zu bedrohten Arten gehören und auf der roten Liste stehen, nicht im Rotor landen, darüber weiß man erst nach Ende der Studie in einem Jahr mehr.

Mit dem Vorschlag für eine Ausgleichsfläche landete der Investor jedoch einen Schuss in den Ofen. Ein Feld von 36 000qm, zwischen Windrad und Autobahn, soll als Lebensraum hergerichtet werden. Kommentar aus dem Beirat: „Dann haben die Vögel ja nur die Wahl, ob sie vor den Kühler oder den Rotor fliegen“.

Die Ablehnung kam keineswegs überraschend. Bereits vor knapp drei Jahren lehnte das Gremium das Schutzgebiet im Essenberger Bruch als Konzentrationszone für Windräder ab. Die Politik überstimmte den Beirat, die Zonen sind allerdings immer noch nicht rechtskräftig.

Im Beirat gab es jedoch bereits jetzt einen Vorgeschmack auf die gesellschaftliche Debatte, die bald in den politischen Gremien folgen wird. „Wir brauchen ihre Anlagen nicht. Sie passen nicht in die Stadt Montan“, sagte Klaus Radny, Beirats-Mitglied und Homberger Vize-Bürgermeister. „Wir haben Kohlekraftwerke in Walsum und bald in Uerdingen, wir versorgen das ganze Ruhrgebiet mit Strom. Wir haben Thyssen, Sachtleben und Mannesmann. Andere Städte haben das Brandenburger Tor oder den Eiffelturm in ihrer Mitte, wir haben stinkende Schornsteine, und seien sie nachts noch so grün beleuchtet.“

„Das lässt sich politisch
nicht durchsetzen“

Die Windräder würden die Kohlekolosse nicht ersetzen, sie kämen noch oben drauf. Zudem sei ihr Nutzwert von zwei bis drei Megawatt im Vergleich zur Leistung der Kraftwerke „gleich null“. Im Duisburger Westen sei die Stimmung wegen steigender Belastung ohnehin angeheizt. „Jetzt kommt das auch noch, das bringt das Fass zum Überlaufen“, so Radny. „Das lässt sich politisch nicht durchsetzen.“

Der Investor warf dem Beirat dennoch vor, nach dem St. Florians-Prinzip zu urteilen. Sprich: Überall, aber nicht vor meiner Haustür. „Die Anlagen in NRW, auch in Duisburg, tragen dazu bei, dass künftig weniger Kraftwerke gebaut werden müssen“, argumentierte der Firmensprecher.