Tagsüber versuchen die Menschen, die Hitze am Wasser zu genießen, und abends schauen sie Fußball. Da bleibt für die Kirmes nicht viel Platz im Terminkalender. Dementsprechend sieht es am Samstag auch auf dem Bürgermeister-Wendel-Platz in Homberg aus.
Die nach Veranstalter-Angaben knapp 30 Buden und Fahrgeschäfte haben nur wenig Besucher. Ein paar Eltern mit Kinderwagen und kleinen Kindern laufen aber doch über den brütend heißen Platz. Bei der Eröffnung um 14 Uhr ist es vor allem der Auto-Scooter, in dem alle Plätze besetzt sind. Das könnte auch daran liegen, dass die Autos unterm Dach und damit im kühlen Schatten fahren.
Homberger Kirmes
hat einen guten Ruf
„Auch für wenige Leute machen wir Runden. Schließlich muss ja auch mal ein bisschen Bewegung rein kommen“, sagt Friedrich Finnendahl vom Hollywood Star. Seine Gondeln drehen sich in bis zu 22 Metern Höhe. Er ist mit seinem Fahrgeschäft aus Delmenhorst bei Bremen zum ersten Mal dabei. Entgegen allen lokalen Unkenrufen habe die Homberger Kirmes in Schaustellerkreisen keinen schlechten Ruf. „Wir haben uns beworben und sind jetzt hier.“ Für die Hitze könne niemand etwas. Das könne man nicht voraussehen. Die Leute seien ausgehungert nach Wasser. „Vor vier Wochen haben wir noch gefroren“, sagt Finnendahl, der inzwischen seit 45 Jahren und schon in der vierten Generation im Kirmesgeschäft tätig ist.
Ähnlich sieht es auch Mike Bengel, Geschäftsführer der Schausteller Event, die die Kirmes ausrichtet. „Auf dem Ruhrorter Hafenfest hatten wir noch acht Grad. Heute haben wir 30 mehr.“ Für die Besucher sei ein Auto-Scooter da, die altbewährte Raupe, eine Kinderschleife und eben der Hollywood-Star. Dazu die vielen kleinen Buden. „Wir haben einen Rundlauf gemacht und versuchen, vor allem Familien anzulocken“, sagt Bengel. Bei diesem Wetter sei auch auf den großen Plätzen, wie in Hannover beim Schützenfest nichts los. Beim jetzigen Konzept der Kirmes soll es erst einmal bleiben. Ideen, die Kirmes mehr in die Homberger Innenstadt zu tragen oder mit dem Brunnenfest zusammen zu legen, liegen vorerst auf Eis.
Am Freitag war es in diesem Jahr wieder still auf dem Kirmesplatz. Zugunsten des Montags blieb die Kirmes geschlossen. Die Schausteller hoffen am Montag beim Feuerwerk zum Einbruch der Dunkelheit noch mal auf einen großen Besucherandrang.
Dann baut auch Gerhard Mayfarth darauf, mehr von seinen Paradiesäpfeln und Mandeln verkaufen zu können. Der 79-jährige Schausteller feierte 2002 sein 50-jähriges Jubiläum und ist in jedem Jahr in Homberg dabei. Das Leben als Schausteller sei vor allem mit der Umstellung von D-Mark auf Euro schwieriger geworden. Er wünscht sich auch für die Kirmesleute mehr Unterstützung von der Regierung. „Alle werden unterstützt, aber wenn es bei uns bergab geht, müssen wir gucken, wo wir bleiben.“