Duisburg ist nicht reich sondern überschuldet und hat viele Probleme: hohe Arbeitslosigkeit, viele Bürger mit bildungsfernem Hintergrund und Armut. Die macht auch nicht vor Kindern und Jugendlichen halt.

Bekannt ist der Zusammenhang zwischen Einkommen der Eltern und Bildungschancen des Kindes. Das Kind reicher Akademiker hat eine viel größere Chance, zu studieren als das Kind, dessen Eltern Hartz- IV-Empfänger sind. Auch in der Grundschule sind Kinder aus sozial schwachen Familien bereits benachteiligt.

Abhilfe schaffen wollen Kirchengemeinden und Caritascentrum West mit rund 30 ehrenamtlichen Helfern. Sie haben die ökumenische Schulmaterialkammer Rheinhausen ins Leben gerufen. Die befindet sich im Bildungsforum an der Händelstraße. Dort kann bedürftigen Kindern gezielt mit Sachspenden geholfen werden. Grundschüler erhalten kostenlos Verbrauchsmaterialien wie Hefte, Stifte, Zirkel, Farbkästen.

„Der Bedarf ist da“, sagt Projektleiter Stefan Ricken vom Caritascentrum West. Dies haben Gespräche mit Lehrern an Schulen in Rheinhausen und Rumeln-Kaldenhausen ergeben. „Etwa drei bis vier Kinder in jeder Klasse fallen durch fehlendes Schulmaterial auf.“ Im Bildungsforum sollen Kinder aus 13 Grundschulen versorgt werden. In anderen Teilen Duisburgs existieren Schulmaterialkammern bereits seit drei Jahren und haben regen Zulauf. Im vergangenen Jahr nahmen circa 1500 Kinder die Sachspenden in Anspruch.

„Im Idealfall wird das Projekt im nächsten Jahr nicht mehr benötigt. Aber wir gehen stark davon aus, dass es mehrjährig ist“, sagt Ferdinand Travnischek, Helfer an der Händelstraße. Der Erfolg der Schulmaterialkammer hängt allerdings nicht nur am Engagement, sondern auch daran, ob und wie viele Hilfe akquiriert werden kann. Denn das Projekt ist komplett spendenfinanziert. Ist genug Geld da, sollen bald auch Kinder an weiterführenden Schulen davon profitieren können.

Alle Beteiligten wissen, dass die Schulmaterialkammer lediglich die Symptome der Kinderarmut mildert, das Problem selbst aber nicht bekämpft, das könne nur durch die Politik geschehen. „Das Problem ist längst bekannt“, konstatiert Claudia Fuest vom Bildungsforum. Bis Familien genug Geld hätten, um nicht auf Sachspenden angewiesen zu sein, habe man eine wichtige Aufgabe. „Menschen imStadtteil engagieren sich für Menschen im Stadtteil. Das stiftet Solidarität.“