Dass sich Kindergartenkinder auf die Einschulung, auf den Ernst des Lebens freuen, ist normal. Wenn sich aber Hauptschüler auf den Kindergarten freuen, dann geht etwas Besonderes vor.

Die Homberger Kindertagesstätte In den Haesen wird derzeit kernsaniert. Auch einen Neubau soll es bald geben, da der Platz nicht mehr für die U3-Betreuung ausreicht. Die Kinder konnten während der Sanierungsphase nicht in der KiTa bleiben und hätten in Container unterkommen müssen. Doch es sollte anders kommen, denn die Hauptschule In den Haesen stellte großzügige Räumlichkeiten zur Verfügung. „Natürlich müssen wir uns nun etwas einschränken“, sagt Schulleiter Klaus Weinberg „aber diese nachbarschaftliche Hilfe ist uns leicht gefallen.“

Auch aus Sicht des Kindergartens ist dieses Arrangement, das voraussichtlich noch bis Oktober bestehen bleibt, optimal. „Wir sind begeistert!“ bestätigt Annette Bergstermann, die Kindergartenleiterin. Selbstverständlich sei eine solche Lösung nicht, und möglich gemacht habe sie insbesondere das starke persönliche Engagement von Jugendamtsleiter Thomas Krützberg. Der Nutzen, da sind sich Weinberg und Bergstermann einig, ist durchaus gegenseitig, denn die Hauptschüler pflegen in ihrer Freizeit regen Kontakt zu den Kleinen von Nebenan, das stärkt nicht zuletzt die soziale Kompetenz. „Als Schule muss man auch etwas zur Gemeinschaft beitragen“, ist Klaus Weinberg überzeugt, Altruismus sei eine wertvolle Lektion fürs Leben.

Spontan sind gemeinsame Projekte zwischen Schule und Kindergarten entstanden und etliche sind in Planung: Holzarbeiten und das Erforschen des Internets (natürlich jugendfrei) gehören ebenso dazu wie Kicker-Spielen und Public Viewing.

Den Schülern werden auch Berufsperspektiven eröffnet, Praktika im Kindergarten sind begehrt und werden gerne ermöglicht. Die Haesenschüler entsprächen überhaupt nicht dem Klischee von Hauptschülern, bekräftigt Annette Bergstermann: „Es sind alle sehr nette Schüler.“ Wie die Kooperation nach der Sanierung weitergehen soll, ist noch nicht entschieden, aber an einer Fortführung besteht beidseitiges Interesse.

Der städtische Kindergarten In den Haesen ist als Bewegungskindergarten und Familienzentrum zertifiziert. Um 98 Kinder kümmern sich in den Haesen 18 Mitarbeiter, davon 13 pädagogische Angestellte. Viele ehrenamtliche Helfer, zum Beispiel Vorleser, leisten auch ihre Unterstützung. In den Haesen lieferten Eltern ihre Kinder nicht mehr bloß morgens ab und holten sie um 17 Uhr nach Hause. Sie würden in die Arbeit des Kindergartens eingebunden und bei der Erziehung ihrer Sprößlinge unterstützt. „Ein Erfolgskonzept“, meint Annette Bergstermann.