Eine „rechnerische Überversorgung“ mit Augenärzten hatte die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein im April der Stadt Duisburg und damit auch dem Bezirk Rheinhausen auf Nachfrage attestiert.
Gleichzeitig hatten sich vor der einzig verbliebenen Facharzt-Praxis im Stadtteil, der Gemeinschaftspraxis Backes-Sachsenweger, Schlangen bis auf die Straße gebildet, Patienten sich über lange Wartezeiten sowohl bei akuten Notfällen als auch bei Terminwünschen beklagt. An der Ursache - eine zweite Augenarzt-Praxis im Stadtteil hatte Anfang 2009 ihre Türen geschlossen - hat sich nichts geändert. Dennoch berichtet Albrecht Backes-Sachsenweger von einer leichten Entspannung der Lage.
Für die geschlossene Praxis Mollowitz an der Krefelder Straße mit ihren zwei „Vertragsarztsitzen“ wird es in Rheinhausen so bald keinen Ersatz geben: Die Betreiberin praktiziert nach wie vor in Duisburg, allerdings in einer Gemeinschaftspraxis in der Stadtmitte. Da die von der Kassenärztlichen Vereinigung zu genehmigenden Plätze stadtweit vergeben werden, hat sich offiziell an der Versorgung nichts geändert, zumal es sogar im Bezirk noch zwei Facharzt-Praxen gibt - allerdings im Nachbarstadtteil Rumeln.
Sprechstundenhilfen beschimpft und bedroht
Faktisch bleibt Backes-Sachsenwegers Praxis also die einzige im Stadtteil. Von den drei dort praktizierenden Ärzten beziehungsweise Ärztinnen arbeiten zwei in Teilzeit auf einem gemeinsamen Facharztsitz. Er selber steht wegen vieler ambulanter Operationen nur eingeschränkt für die klassische Sprechstunde zur Verfügung.
Das Ergebnis: Die Praxis sei nach dem Weggang der Mitbewerber von deren nun unversorgten Patienten „schlicht überrannt“ worden. „Unsere langjährigen Patienten konnten sich längere Zeit gar nicht anmelden, da so viele Menschen vor der Anmeldung standen, dass sie zunächst nicht bis nach vorn durchdrangen, gleichzeitig klingelte ununterbrochen das Telefon.“ Mitarbeiterinnen seien heftigst beschimpft und sogar bedroht worden. Backes Sachsenweger: „Das erinnerte an das Prügeln des zweiten Pferdes, weil es den Karren nach dem Tod des ersten langsamer zieht.“
Wenig hilfreich sei in dieser Situation die Kassenärztlichen Vereinigung gewesen: „Auf unsere Anfrage erhielten wir schriftlich zur Antwort, wir sollten die ehemaligen Patienten der geschlossenen Praxis an deren neue Standorte in Duisburg verweisen.“ Das sei aber für die zumeist älteren und oft gehbehinderten Menschen keine Alternative gewesen.
Durch organisatorische Maßnahmen, sagt der Azt, habe man die Situation mittlerweile einigermaßen im Griff: „Wir haben das Praxispersonal auf jetzt neun Mitarbeiterinnen aufgestockt.“ Außerdem habe man offenbar eine funktionierende Balance zwischen festen Terminen und freien Kapazitäten für Akut-Patienten gefunden. Gefragt, ob die Entspannung nicht auch daran gelegen haben könnte, das mobilere Patienten resigniert zu den weniger überlasteten Großpraxen jenseits des Rheins gewechselt haben könnten, räumt er aber ein: „Ja, zumindest von den Patienten, die vorher in der anderen Praxis waren, dürften einige abgewandert sein.“