Rheinhausen. Ein Unternehmer aus Stemwede hat die denkmalgeschützten Stahlträger der ehemaligen Reparaturwerkstatt gekauft. Auf seinem Firmengelände will er die Halle wieder aufbauen. Das Industrie-Relikt ist das erste eingetragene Denkmal, das die Stadt Duisburg verlässt.
Das war's. Jetzt ist auch der letzte Rest der alten Krupp-Halle weg. Politik und Verwaltung hatten es nicht geschafft, einen Standort in Rheinhausen für die verbliebenen Trägerbögen zu finden. Obwohl die Parteien zeitweise täglich neue Vorschläge in die Runde warfen, ist der Wiederaufbau gescheitert. Die Relikte der ehemaligen Reparaturwerkstatt, die 1902 wegen ihrer außergewöhnlichen Konstruktion in der Jahrhundertausstellung in Düsseldorf zu sehen war, sind inzwischen vom Logport-Areal verschwunden. Im September lief die Lagerfrist ab. Die gute Nachricht: Die denkmalgeschützten Stahlträger sind nicht in der Schmelze gelandet. Sie sind in guten Händen. Und sollen sogar bald wieder aufgebaut werden. „Ein kleines Wunder” und „eine wahnsinnige Chance” nennt das Duisburgs oberste Denkmalschützerin Claudia Euskirchen.
22 Lkw-Ladungen waren für den Transport nötig
Bei dem Ortsnamen für den neuen Standort werden viele die Stirn runzeln: Stemwede-Niedermehnen heißt das Dorf zwischen Osnabrück und Minden. Dort hat die Stahlbau-Firma Rohlfing ihren Sitz. Sie hat die Träger für mehrere tausend Euro gekauft. „22 Lkw-Ladungen waren nötig, um die 44 Elemente zu transportieren”, berichtet Firmenchef Gerd Henrich Rohlfing. „Verliebt” sei er inzwischen in den „herrlichen Stahlbau” und könne überhaut nicht verstehen, wie man so etwas überhaupt abbauen konnte.
Zu dem, was übrig blieb, ist er über Umwege gekommen. „Wir wollten auf unserem Firmengelände eine neue Werkshalle bauen, am liebsten eine historische.” Als die Firma in Wuppertal eine Brücke sanierte, kam der Tipp aus dem dortigen Denkmalamt. Mit der Behörde in Duisburg und der Hafen AG war sich Rohlfing schnell einig. Schließlich war das eingetütete Denkmal hier eher Last- als Lustobjekt. „Wir haben die Träger jetzt erst einmal bei uns vernünftig eingelagert. Sie sahen etwas mitgenommen aus”, sagt der Firmenchef. Bedauernswert sei, dass die Kranbahnen als Verbindungsstücke nicht mehr erhalten sind. Rohlfing habe sich bereits die Finger wund telefoniert, um Original-Teile aufzutreiben. „Wir wollen die Halle ähnlich wie das Original aufbauen, mit Mauerwerk und viel Licht.” Das brauche seine Zeit, nächstes Jahr werde die Halle wohl noch nicht stehen. Falls sich in der Zwischenzeit woanders der Aufbau durch „eine tolle Idee eines Architekten” ergibt, sei man auch nicht abgeneigt. „Hauptsache, die Träger sind jetzt gesichert.”
Von Dresden bis Dubai
Die Firma hat viel Erfahrung mit Stahlkonstruktionen, auch denkmalgeschützten. An der Jahrhunderthalle Bochum, modellgleich mit der Krupp-Werkstatt, hat die Firma das Vordach gebaut. Das Stahlskelett einer Gallery im Londoner Hyde Park stammt ebenso von Rohlfing wie das Dach des neuen Fußballstadions in Dresden oder einer neuen Mega-Mall in Dubai.
Fachlich seien die Träger in den richtigen Händen, sagt Claudia Euskirchen. „Man muss einen speziellen Draht zu solchen Dingen haben, um überhaupt so etwas zu machen.” Der Fall sei für sie ein Novum. Es ist das erste Denkmal, das die Stadt verlässt.