Duisburg-Friemersheim. Vor 40 Jahren hat das Lehrerhaus im Duisburger Westen eröffnet. Heute dient es auch als Hochzeitslocation. Was zum Jubiläum geplant ist.
Wenn Wände reden könnten, dann würde der ein oder andere sicherlich stundenlang sein Ohr an die weiß getünchte Wand des schmucken ehemaligen Küsterhauses neben der malerischen Kirche drücken. Vieles hat das Gebäude schon erlebt: Generationen von ängstlich zitternden Schülerscharen, Prüfungsbammel bei den Segelfliegern, stimmgewaltige Akkorde der Sänger, die eine Zeit lang einen Raum genutzt haben und sogar den Besuch eines Ministerpräsidenten. „Unser kleines Haus ist weit über Duisburgs Stadtgrenzen hin bekannt, wir hatten schon so manchen hohen Besuch“, erinnert sich Günter Pfeiffer.
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Er ist seit 1991 Vorsitzender des Freundeskreises Lebendige Grafschaft, der das Museum „Grafschafter Stuben“ ins Leben gerufen hat und betreut. Während der Freundeskreis sich bereits 1976 gegründet hat, weil er ursprünglich den alten Borgardshof retten wollte, lag das alte Küster- bzw. Lehrerhaus an der Friemersheimer Straße noch im Dornröschenschlaf. Als allerdings gerüchtehalber bekannt wurde, dass das kleine Haus abgerissen werden sollte, hatten die Brauchtumsfreunde schnell eine neue Aufgabe gefunden und konzentrierten sich nun auf den Erhalt dieses Objektes. Mit deutlich mehr Erfolg. „Damals war der ehemalige Bürgermeister von Duisburg auf unserer Seite und hat uns sehr unterstützt“, erinnert sich Pfeiffer an die Anfänge, die er zu Beginn als einfaches Mitglied eher sporadisch verfolgt hat.
Lehrerhaus in Duisburg-Friemersheim hat 1983 eröffnet
Doch das Engagement änderte sich mit der Konkretisierung der Pläne. Hier war die Wegfindung wohl nicht ganz so einfach, da die Vorstellungen im Verein weit auseinanderklafften. Aber wie das bei allen Vereinigungen so ist, irgendwann findet man eine Lösung und dann geht es zügig los. Zuerst die Renovierung und dann 1983 die große Eröffnung des Lehrerhauses. Denn das ist es schließlich geworden: Ein Museum für das lokale Brauchtum und ein Museum für altes Schulwesen. Allerdings sahen die Räumlichkeiten damals noch etwas anders aus. Die Sängervereinigung Frohsinn Friemersheim hatte bei der Renovierung geholfen und nutzte zu Anfang noch einen der Räume als Proberaum. Im hinteren Bereich trafen sich bis 1997 die Segelflieger.
Die Einheit von Lehrerhaus und Klassenräumen war zwar schon angedacht, wurde aber erst nach einer weiteren Renovierungsphase auf den endgültigen Weg gebracht. „In der Zeit haben wir viele Sachspenden bekommen und auch Einiges dazugekauft, um die Räume so authentisch wie möglich zu gestalten“, erinnert sich Günter Pfeiffer. Damals kam auch das große Schlafzimmer hinzu, das heute eines der Kernstücke der historischen Ausstellung ist. Das musste zwischendurch allerdings selbst einmal der Geselligkeit weichen. „Als wir hinten den großen Brauchtumsraum noch nicht hatten, da haben wir unseren Glühweinabend in den vorderen Zimmern veranstaltet. Und da wir Platz brauchten, haben wir das Zimmer kurzerhand zerlegt und in der oberen Etage zwischengelagert“, schmunzelt der 1. Vorsitzende.
Lehrerhaus im Duisburger Westen ist eine beliebte Hochzeitslocation
Heute sind diese Kraftakte nicht mehr nötig, das Museum hat genügend Raum, um seine Gäste zu betreuen. Außerdem fungiert es regelmäßig wieder als Klassenraum, denn der Verein lädt Grundschüler dazu ein, einmal den Schulbetrieb von vor 100 Jahren hautnah mitzuerleben. Ein Riesenspaß nicht nur für die Schüler, sondern auch für Günter Pfeiffer, der die Kleinen dann auch mal kurz strammstehen lässt. Außerdem trifft sich regelmäßig der Arbeitskreis der Ahnenforschung im Haus und wer das wunderbare Ambiente vor und im Haus als Hochzeitskulisse nutzen möchte, der kann hier auch den Bund fürs Leben eingehen. Über 1500 Ehen wurden im alten Lehrerhaus schon geschlossen. – Scheidungsrate unbekannt.
Am Sonntag (23. April) wird allerdings erst einmal zünftig gefeiert. Von 11 bis 15 Uhr kann jeder zum großen Jubiläumsfrühshoppen vorbeikommen. Günter Pfeifer verspricht auch, dass die Preise für Getränke und Speisen auf dem Niveau von vor 100 Jahren liegen. Ganz authentisch eben.
>>>> DAS LEHRERHAUS IN DUISBURG-FRIEMERSHEIM
- Erbaut wurde das ehemalige Küsterhaus um 1800. Heute trifft sich jeden 1. Donnerstag im Monat um 18 Uhr der Arbeitskreis Ahnenforschung und unterstützt Interessierte bei der Erkundung ihres Stammbaums.
- Die „gute Stube“ ist seit 1997 ein Ambiente-Trauort. Schulklassen erleben im Klassenraum den Unterrichtsstil um 1910.
- Der Eintritt ins Museum ist kostenlos, geöffnet ist jeden Sonntag von 14 bis 18 Uhr. Führungen können bei Günter Pfeifer unter 0206520633 gebucht werden.