Duisburg-Rheinhausen. Angst vor der Darmspiegelung? Am Johanniter-Krankenhaus Rheinhausen zeigt Schwester Rita, wie die Untersuchung abläuft. Mit einer Paprika.
Die Paprika ist ein vorbildlicher Patient. Sie lässt die Darmspiegelung gelassen über sich ergehen. Keine Angst, kein Schamgefühl, keine Ausrede, warum es heute doch nicht so gut passt mit der Vorsorgeuntersuchung. So ist das, wenn man weder Herz noch Hirn hat. Schwester Rita tätschelt dem grünen Gemüse die Schale. „Dich nehme ich nachher mit nach Hause“, sagt sie. Ein bisschen Spaß darf sein. Auch wenn es um ein bitterernstes Thema geht: Rund 60.000 Menschen erkranken in Deutschland jedes Jahr an Darmkrebs, 24.000 von ihnen sterben an dieser tückischen Krankheit, die sich meist erst dann mit Symptomen meldet, wenn es zu spät ist.
Das beste Mittel gegen Darmkrebs heißt: Vorsorge
Die Zahlen werden noch greifbarer, wenn man sie auf Duisburg herunterbricht. Hier werden jedes Jahr etwa 500 neue Darmkrebspatienten gezählt, von denen 200 daran sterben. Vor gut 20 Jahren wurde der März bundesweit zum Darmkrebsmonat ernannt. Auch das Rheinhauser Johanniter Krankenhaus beteiligt sich mit einer Veranstaltung an diesem Aktionsmonat. Mit dem Ziel, die Menschen zum besten aller Mittel gegen den Darmkrebs zu motivieren: die Vorsorge.
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Auf der Infoveranstaltung am Freitag, 24. März, werden Dr. Alexander Meyer, Chefarzt der Chirurgischen Klinik, und Roya Tahriri-Amlashi, Chefärztin der Gastroenterologie, über die Krankheit aufklären und vor allem erklären, wie jeder sein eigenes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, reduzieren kann. „In den vergangenen zehn Jahren ist die Sterberate um 20 Prozent zurückgegangen“, beschreibt Alexander Meyer den statistisch messbaren Erfolg der Früherkennung.
In der Pandemie ist die Zahl der Darmkrebsfälle wieder gestiegen
Allerdings ist auch zu sehen, wie die Krebsgefahr durch ein Ereignis wie die Pandemie wieder ansteigt. Da viele Menschen in dieser Zeit die Vorsorge nicht wahrgenommen haben, ist die Zahl der Fälle wieder angestiegen. „Wir sehen vor allem wieder Tumore in einem fortgeschrittenen Stadium“, hat der Chirurg beobachtet. „Ich operiere wirklich gerne“, sagt er. „Aber noch lieber ist mir natürlich, wenn es erst gar nicht so weit kommt.“
Hier kommt wieder die Paprika ins Spiel. Nicht nur deshalb, weil sie als Gemüse einen gesunden Darm fördert. Die Paprika eignet sich auch sehr gut als Anschauungsobjekt dafür, wie eine Koloskopie, also die Darmspiegelung, denn eigentlich abläuft. Nach mehr als 30 Jahren in der Abteilung für Endoskopie des Johanniter Krankenhauses hat Schwester Rita beim Ablauf der Untersuchung alles im Griff. Auch den etwa fingerdicken Schlauch, an dessen Spitze Licht und Kamera den Arzt durch die Dunkelheit des Körpers lotsen. Schwester Rita demonstriert das Prozedere an der Paprika, deren Inneres gestochen scharf auf dem Monitor erscheint.
So funktioniert die Darmspiegelung am Johanniter-Krankenhaus Rheinhausen
Zugegeben, das Untersuchungsgerät kann schon ein wenig einschüchternd wirken, wenn man es zum ersten Mal sieht. Vor allem dann, wenn man versucht, sich im Detail vorzustellen, wie denn dieses eineinhalb Meter lange Ding mit dem nicht ganz so zarten Durchmesser in den Körper hineinpasst. Schwester Rita zieht die Augenbraue hoch und lächelt. Befürchtungen wie diese hat sie schon so oft gehört. Im Gespräch mit den Patienten zieht sie zur besseren Einschätzung der Dimension dann gerne den Vergleich mit dem Toilettengang. „Was rausgeht, passt auch rein“, sagt sie. Soll heißen: Der Durchmesser des Schlauchs ist kleiner als das große Geschäft.
„Keine Sorge, als Patient bekommen Sie von der Untersuchung wirklich gar nichts mit“, beruhigt sie. Dafür sorgt das Medikament Propofol, das einen, wenn man möchte, so müde macht, dass man die ganze Sache verschläft. Und genau das wollen die meisten. Kaum jemand, so Gastroenterologin Roya Tahriri-Amlashi, macht eine Darmspiegelung ohne diese „Sedierung“. Im besten Fall dauert die Untersuchung nur 20 Minuten. Es kann aber auch mehr Zeit benötigt werden, falls bei der Spiegelung Polypen entdeckt werden. Da sich diese gutartigen Gewebewucherungen zu Tumoren entwickeln können, werden sie bei der Spiegelung direkt entfernt. Tahriri-Amlashi demonstriert, wie ein solcher Polyp mit einer kleinen Drahtschlinge in der Klinik im Duisburger Westen abgetragen und unschädlich gemacht werden kann.
Bei der Darmkrebs-Früherkennung liegt die Überlebensrate bei nahezu 100 Prozent
Bei der Früherkennung von Anfangsstadien des Darmkrebses liege die Überlebensrate bei „nahezu 100 Prozent“. Anders ist die Lage, wenn die Krankheit erst spät entdeckt wird. Wie es aussehen kann, wenn sich der Krebs bereits ausbreiten konnte, zeigt Schwester Rita am Computer. Sie hat Bilder eines Tumors herausgesucht, der so stark gewuchert hat, dass der Darm nicht mehr zu retten ist. Der Patient vielleicht auch nicht. Dann doch lieber einmal kurz die Augen zu und durch, meinen die Fachleute, die noch weitere eindrucksvolle Zahlen zum Erfolg der Darmkrebsvorsorge haben: „Wenn alle das kostenlose Angebot der Darmspiegelung in Anspruch nehmen würden, könnte die Sterblichkeit um weitere 37 Prozent gesenkt werden.“
Patientenforum am 24. März 2022 im Johanniter-Krankenhaus in Duisburg-Rheinhausen
„Darmkrebsvorsorge. Denke heute schon an morgen“, Informationsveranstaltung für Patienten am Freitag, 24. März 2023, 17 Uhr im Ohletz-Saal des Johanniter-Krankenhauses Rheinhausen, Kreuzacker 1-7. Der Eintritt ist frei. Im Anschluss an den Vortrag stehen die Chefärzte Dr. Alexander Meyer und Roya Tahriri-Amlashi für Fragen und Diskussionen zur Verfügung.
>>> DARMKREBSVORSORGE: LEISTUNGEN DER KRANKENKASSSEN:
- Seit 2019 werden gesetzlich Versicherte ab 50 Jahren von der Krankenkasse zur Darmkrebs-Vorsorge schriftlich eingeladen. Frauen und Männer haben ab diesem Zeitpunkt Anspruch auf einmalige ausführliche Beratung über die Vorsorge in der Arztpraxis.
- Außerdem besteht der Anspruch auf einen Stuhlbluttest. Männer können ab dem 50. Lebensjahr eine Früherkennungs-Darmspiegelung durchführen lassen, Frauen ab 55. Diese kann frühestens nach zehn Jahren einmal wiederholt werden.
- Bei familiärer Veranlagung zu Darmkrebs sollten auch junge Menschen früher zur Vorsorge gehen und das mit ihrem Hausarzt absprechen. Als Faustregel gilt: Die erste Koloskopie sollte zehn Jahre vor der ersten Diagnose des erkrankten Verwandten gemacht werden.
- Durchgeführt werden Darmspiegelungen zur Vorsorge nicht in den Kliniken, sondern bei niedergelassenen Fachärzten. Ansprechpartner ist zuerst der Hausarzt.
- Mehr Information zum Thema Darmkrebs unter www.lebensblicke.de