Duisburg-Homberg. Wegen des Chemie-Unternehmens Venator aus Duisburg soll das Grundwasser in Teilen von Homberg verunreinigt sein. Welcher Bereich betroffen ist.
Das Grundwasser in weiten Teilen von Homberg ist mit verschiedenen Schwermetallen verunreinigt. Die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung für Zink, Cadmium und Thallium werden hier teilweise um ein Vielfaches überschritten. Das geht aus einer offiziellen Vorlage der Stadt Duisburg hervor, die in den kommenden Tagen der Bezirksvertretung Homberg sowie dem Ausschuss für Umwelt, Klima und Naturschutz zur Kenntnisnahme vorgelegt wird.
Urheber der Verunreinigung ist demnach das Chemie-Unternehmen „Venator“ (ehemals Sachtleben) an der Dr.-Rudolph-Sachtleben-Straße 4, das den Sachverhalt bestätigt. „Die Stadt Duisburg führt regelmäßig Grundwasseruntersuchungen im gesamten Stadtgebiet durch, um mögliche Belastungen zu ermitteln, die sich aufgrund der langen industriellen Geschichte der Stadt entwickelt haben könnten. Bei einer solchen Untersuchung wurde in einem Teil des Gebietes von Alt-Homberg eine Belastung des Grundwassers mit Schwermetallen festgestellt“, erklärt ein Sprecher von Venator auf Anfrage.
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In Zusammenarbeit mit der Stadt Duisburg führte Venator „umfassende Grundwasser- und Bodenuntersuchungen“ durch. Im September 2022 hat die Firma über das „Büro für Geohydrologie und Umweltinformationssysteme“ (BGU) eine Gefährdungsabschätzung zur Grundwasserverunreinigung vorgelegt. „Die Gefährdungsabschätzung fasst die Ergebnisse mehrerer Untersuchungen zusammen“, heißt es in der städtischen Vorlage. Die Untersuchungen erfolgten in den vergangenen Jahren und lieferten belastbare Beweise für verunreinigtes Grundwasser.
Venator in Duisburg-Homberg: Zwischenprodukte landeten im Grundwasser
Das Unternehmen Venator produziert unter anderem Weißpigmente, die als Grundstoff zur Fertigung von Farben, Lacken und Kunststoffen verwendet werden. In seiner weit über 100-jährigen Geschichte und mit Blick auf damalige Sicherheitsstandards sind viele Roh- und Zwischenprodukte in den Boden und das Grundwasser gelangt – „und haben sich so im Verlauf der Produktionshistorie zu einer ausgedehnten Grundwasserbelastung entwickelt“, heißt es.
Betroffen ist demnach eine Fläche von rund 100 Hektar, zum Großteil Wohngebiete und zentrale Punkte wie das Bezirksamt Homberg, der Bürgermeister-Wendel-Platz und der Fakir-Baykurt-Platz. Für Anwohner in diesem Gebiet hat die Belastung direkte Konsequenzen: So rät die Stadt den Anwohner davon ab, Grundwasser zur Bewässerung oder Befüllung von Pools sowie zur Gartenbewässerung zu nutzen.
„Durch die dauerhafte Gartenbewässerung mit stark belastetem Grundwasser können sich zudem Schadstoffe im Boden anreichern und schädliche Bodenveränderungen entstehen“, informiert die Stadt. Die Verwaltung weist in diesem Zusammenhang auf die bestehende Anzeigepflicht bei der Stadt hin, wenn man für die private Grundwasserentnahme bohren will.
Chemie-Unternehme aus Duisburg muss betroffene Bürger schriftlich informieren
Die Gefährdungsabschätzung unterscheidet dabei die Wirkung und die Folgen mit Blick auf drei Kategorien: „Boden-Mensch“, „Boden-Nutzpflanze-Mensch“ und „Boden-Grundwasser“. Laut Vorlage ist für die ersten beiden Kategorien „keine erhöhte Gefahrenlage erkennbar“, heißt es. Aber: „Eine Gefährdung über den Wirkungspfad Boden-Grundwasser ist aufgrund der Erkenntnisse und des Vorliegens der ausgedehnten Grundwasserbelastung jedoch gegeben“.
Ein offizielles behördliches Schreiben an Betroffene soll folgen, ebenso ist Venator demnach gesetzlich verpflichtet, die Öffentlichkeit im betroffenen Bereich über den aktuellen Stand und das weitere Vorgehen schriftlich zu informieren. „Venator wird die im erfassten Gebiet liegenden Haushalte in den nächsten Wochen per Brief informieren“, so ein Unternehmenssprecher.
In einem nächsten Schritt ist Venator zudem verpflichtet, Konzepte für Maßnahmen zur Abwehr des Problems zu erarbeiten. „Es ist jedoch aufgrund der Komplexität des Schadensbildes nicht davon auszugehen, dass das Grundwasser in absehbarer Zeit wieder für die private Grundwassernutzung zur Verfügung steht“, schreibt die Stadt und wird zusätzlich prüfen, ob weitere Einschränkungen notwendig sind und mit welchen Regelungen sie durchgesetzt werden. Denkbar sei hier beispielsweise eine Allgemeinverfügung.
>>> TRINKWASSER DER STADTWERKE DUISBURG IST UNBEDENKLICH
- Die Stadt Duisburg weist ausdrücklich darauf hin, dass das Trink- und Leitungswasser der Stadtwerke Duisburg unbedenklich für alle Zwecke verwendet werden kann.
- Ferner erinnert die Verwaltung daran, dass bei der Verwendung von Leitungswasser für die Bewässerung die Möglichkeit besteht, durch den Einbau eines Zwischenzählers, ein sogenannter Gartenwasserzähler, die Abwassergebühren zu reduzieren.