Duisburg-Rheinhausen. Unbekannte haben die Kult-Kneipe in Rheinhausen mit Säure angegriffen. Die Kripo ermittelt. Der Pächter hat eine hohe Belohnung ausgesetzt.
„Aufgrund eines feigen Säureangriffs auf unsere Kneipe können wir leider nicht wie gedacht am Montag öffnen. Wir freuen uns über jeden Hinweis, falls jemandem etwas aufgefallen ist. Liebe Grüße, euer Team vom RT.“ Diese Information ist seit Sonntag von außen an der zerstörten Fensterscheibe des Rheinhausener Treffs auf der Krefelder Straße 20 zu lesen.
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Direkt am Sonntag waren Feuerwehr und Polizei vor Ort, am Montag rückte noch einmal die Kripo raus, um Spuren zu sichern. Denn innen hat die Kneipe heftig Schaden genommen. Irgendeine Säure, die ins Innere gespritzt wurde, brannte sich in Sitzkissen, Handtücher, Sitze, den Boden, Wände und die Theke ein. „Ich bin einfach nur traurig, wer macht so etwas“, fragt sich Pächter Michael Kreye (58).
Kult-Kneipe in Duisburg: Pächter betreibt sie seit drei Jahren
Seit genau drei Jahren betreibt er mit seiner Lebensgefährtin Katrin Dehnert (45) die Kneipe, die sich schnell zu einem absolut begehrten Treffpunkt in Rheinhausen entwickelt hat. Was zurzeit bei der Polizei noch unter „Sachbeschädigung“ geführt wird, ist für den Pächter weit mehr. „Ich geh’ davon aus, dass es ein ganz gezielter Anschlag war, der da passiert ist“, ist er überzeugt. Denn die wirklich erfolgreiche und beliebte Kneipe hatte zum ersten Mal seit der Eröffnung ein paar Tage Betriebsferien. „Es waren entspannte Tage, wir wollten nur einmal Ruhe und Montag sollte wieder eröffnet werden“, erzählt Michael Kreye.
Am Samstag, den 7. Januar, war das Paar dann wieder zurück in Duisburg und schaute sofort, ob in ihrem Rheinhausener Treff alles in Ordnung ist. „Da war alles prima.“ Sonntagvormittag wurde dann Michael Kreye von seinem Vermieter angerufen und informiert, dass eine Scheibe eingeschlagen worden sei. „Ich fuhr sofort hin und rief die Polizei. Ich sah durch das ungefähr 30x30 cm große Fenster, dass innen eine Menge der Einrichtung zerstört worden war. Daher bin ich gar nicht alleine in den Innenraum gegangen, sondern habe auf die Polizei gewartet.“
Säureangriff auf Kult-Kneipe in Rheinhausen: Glasscherben und zerstörte Kissen
Innen lagen Glasscherben auf dem Boden, Kissen waren durch die Flüssigkeit so zerstört, dass sie sich aufgelöst haben und sogar die Holzbank darunter angegriffen worden war. Außer der Polizei war auch die Feuerwehr Sonntag vor Ort. Es gebe nur noch ganz wenige Kneipen in direkter Umgebung, sagt Michael Kreye, der mit viel Liebe zum Detail und Herzblut vor drei Jahren den Treff übernommen hat und ihn innen mit Musikinstrumenten, Bildern, Dick- und Doof-Figuren, Schallplatten, gemütlichem Licht und einer Bilderecke von Stammkunden ausgestattet hat. Er schaffte eine komplett neue Theke „einschließlich Innenleben wie Zapfsäulen“ an.
Der 58-Jährige, der viele Jahre in der Schweiz gearbeitet hat, hat sich mit der Übernahme einen Traum erfüllt und will den ohnehin schwierigen Stadtteil bereichern. „Das ist mir trotz der Widrigkeiten in der Startphase gelungen. Hier ist es immer rappelvoll, die Menschen kommen gerne her“, sagt er. Denn kaum hatte er 2020 den Treff eröffnet, kam der erste Lockdown. Über Monate war kein Ausschank mehr erlaubt. Dann kam bekanntlich auch noch der zweite. „Wir mussten insgesamt zehn Monate lang komplett zu machen. Als wir dann wieder aufmachen duften, ging es hier los wie eine Rakete. Die Menschen waren heilfroh, dass sie wieder einen Treffpunkt hatten, und das ist bis heute so geblieben.“
Kneipenwirt in Rheinhausen hat nach Angriff eine Belohnung von 3000 Euro ausgesetzt
Der Pächter ist absolut entschlossen, den Anstifter oder die Anstifterin zu der Tat oder den Täter oder die Täterin zu finden und hat eine Belohnung von 3000 Euro ausgesetzt. Zurzeit wird der Vorfall unter Sachbeschädigung geführt. Weil es kein gezielter Anschlag auf Personen gewesen sei, da zu der nächtlichen Zeit niemand anwesend war, erklärt die Polizei.
Aber, je nachdem, was die weiteren Ermittlungen ergäben, könne es auch als versuchte Brandstiftung eingeordnet werden. „Wir suchen augenblicklich Zeugen, die in der Nacht von Samstag, 7. Januar auf Sonntag, den 8. Januar in der Zeit zwischen null Uhr und 1 Uhr Beobachtungen gemacht hat.“ Zeugen werden gebeten, sich unter der Nummer der Polizei 0203/2800 zu melden und sich mit dem Kriminalkommissariat 35 verbinden zu lassen. „Das ist zurzeit mit dem Fall befasst.“
>>> VON DER SCHWEIZ BIS NACH RHEINHAUSEN
- 18 Jahre lang hat der gelernte Metzger Michael Kreye in der Schweiz gearbeitet. Erst hat er einen Schlachthof mit aufgebaut. Zehn Jahre lebte er danach in St. Gallen, später arbeitete er in anderen Branchen in der Nähe von Zurich.
- Dann wollte er die Zelte in der Schweiz wieder abbrechen und sah sich nach einer Kneipe im Ruhrgebiet um. Die Wahl fiel auf den Rheinhausener Treff. „Als ich die Räume gesehen habe, hab ich mich sofort in die Kneipe verliebt“, sagt er. So schnell wie es geht – die Versicherung war schon da, jetzt muss noch ein Sachverständiger kommen – soll der Rheinhausener Treff wieder aufgemacht werden. „Das wird auf Social Media und direkt vor Ort mit einem Aushang bekannt gegeben“, sagt Kreye.