Duisburg/Moers/Kamp-Lintfort. Über 1000 Medikamente sind derzeit nicht lieferbar. Darunter auch Fiebersaft für Kinder. Ein Apotheker blickt besorgt auf den Dezember.

Die Grippewelle hat den Niederrhein und das Ruhrgebiet fest im Griff. Das bemerken vor allem die Apotheker, wie Muhammed Gülsen, der gemeinsam mit seinem Bruder Erol Apotheken in Rumeln-Kaldenhausen, Moers und Kamp-Lintfort besitzt: „Diesen Winter ist extrem viel bei uns los und die Kundenzahlen enorm hoch.“ Doch die hohe Nachfrage kann nicht gedeckt werden. Über 1000 Medikamente sind derzeit nicht lieferbar, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung von Apotheker- und Hausärzteverband im Bezirk Nordrhein.

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Vor allem Fiebersaft für Kinder sei Mangelware. Deswegen sind die Brüder bereits im August in Eigenproduktion gegangen und stellen seit dem die notwendige Medizin in Eigenproduktion her. Insgesamt 100 Dosen der Medizin haben die beiden Apotheker seit August selber produziert. „Zwischendurch haben wir von den Herstellern immer mal wieder was bekommen“, erklärt Gülsen. 29 Fiebersäfte würden jetzt auf Vorrat liegen. „Wenn nichts nachkommt, haben wir auch nichts mehr“, sagt Gülsen. Er blicke mit großen Sorgen auf den bevorstehenden Dezember.

Apotheker aus Moers und Duisburg: Fiebersaft-Produktion ist sehr aufwendig

Mit der eigenen Fiebersaft-Produktion kämen er und sein Bruder nämlich nicht mehr hinterher. Der personelle Aufwand sei zu groß, schließlich müsse die Medizin immer im Vier-Augen-Prinzip hergestellt werden. Vier Wochen hält der selbsthergestellt Saft der Apotheker. Doch kann ein ungeöffneter Saft, im Hinblick auf Medikamenten-Knappheit, auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums verwendet werden? „Bei wässrigen Lösungen wäre ich immer vorsichtig“, mahnt er. Anders sei es bei abgelaufenen Tabletten, wie Ibuprofen. Diese würden nur, je älter sie werden, ihre Wirksamkeit verlieren.

Muhammed Gülsen blickt mit Sorgen auf den Dezember, denn die Lieferengpässe des Fiebersaftes für Kinder halten weiter an.
Muhammed Gülsen blickt mit Sorgen auf den Dezember, denn die Lieferengpässe des Fiebersaftes für Kinder halten weiter an. © Privat

Der Apotheker erinnert sich an einen Notdienst Anfang November. „Jemand aus Dinslaken ist zu unserer Apotheke nach Moers gefahren, weil wir die einzige Apotheke in seinem Umkreis waren, die noch das Mittel hatten.“ Doch woher rührt die derzeitige Arzneimittel-Knappheit?

Manche Händler haben die Produktion eingestellt

Einige Händler hätten die Produktion von fiebersenkenden Säften eingestellt, so Gülsen. Die Kosten, die für die Produktion aufgenommen werden müssten und die Marge, die Unternehmen dabei erzielten, seinen unverhältnismäßig, berichtet Gülsen aus Gesprächen mit Arzneimittelherstellern. „Früher wurde zudem alles in Europa produziert. Jetzt sind wir sehr abhängig vom Ausland.“ Nicht zuletzt führten die Pandemie und der Ukraine-Krieg in den vergangenen Monaten zu den extremen Lieferengpässen.