Duisburg. Sven Wagner aus Duisburg hat sein Heim zu Halloween in ein Horror-Haus verwandelt. Das erlebten Besucher bei einer Tour durch das Spukhaus.
Ein spitzer Schrei. Und aus dichtem Nebel springt das nackte Grauen hervor. Da hat es sie doch erwischt. Angelika Janik-Granzow, der Unerschrockenen, fährt der Schrecken in die Glieder. Ungewöhnlich. Denn sie ist einiges gewohnt. Mit ihrer Freundin Gudrun Gores (67) gehört die 64-Jährige zu den Hartgesottenen, was mystische Szenen betrifft.
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An Halloween 2022 gönnen sie sich eine Extra-Portion Gänsehaut und stehen schon vor 18 Uhr an dem Schreckenshaus Unterstraße 9 in Bergheim. Da gibt es in diesem Jahr Gruseln umsonst. Im Privathaus von Sven Wagner (44). Empfangen werden die beiden Damen von Skeletten mit roten Augen, von Spinnennetzen, in denen riesige Monster baumeln und in der Walking Zombie Area von kriechenden Gestalten, die sich am Eingang zum Haus winden. Eine Person im weißen Anzug, aber ohne Gesicht, lädt die Mutigen zu einem ungemütlichen Spaziergang ins Innere des Hauses ein. Darunter viele Kinder, die selbst aussehen, als hätten sie gerade einen schlimmen Unfall gehabt.
Halloween-Haus in Duisburg: Lange Schlange vor dem Spukhaus
Die Schlange der Halloween-Süchtigen wird inzwischen lang und länger. Da müssen die Monster viel Geduld aufbringen, bis ihnen kalte Schauer über den Rücken jagen dürfen. Denn in dieser unglaublich warmen letzten Oktobernacht sind die Außentemperaturen immer noch um die 20 Grad. Offensichtlich gibt es genügend Menschen, die gerne erschreckt werden. Das können sie haben in dieser Nacht.
Im Flur wird man zuerst belehrt, dass man jetzt das Labor betritt. Was sich da so zusammenbraut, kann man auf einem flimmernden Bildschirm schon sehen. Nebenan scheinen Kellerräume zu sein, Chirurgiesäle in alten Gemäuern, so schaurig wie man sie aus Kriegsfilmen kennt – alles in Schwarz-Weiß. Das kommt gut. Kaum hat man das Labor betreten, schreit eine Gestalt: „Was macht ihr hier? Ihr habt hier nichts zu suchen.“ Offensichtlich werden an dem Ort geheime Experimente durchgeführt, bei denen die Anwesenheit vom Fremden tabu ist. Dann knallt es ganz schrecklich.
Horror-Haus in Duisburg: Spinnenweben und schummriges Licht
Die Besucher tapsen in schummrigem Licht weiter, Spinnweben überall. Plötzlich wuselt etwas in den Haaren. Man mag gar nicht nach oben schauen. Undefinierbares hängt da von der Decke, dem man nicht ausweichen kann. Schnell weg und nur noch flüchten, ist keine Option. Denn es wird immer nebeliger. Die Person direkt vor einem ist nicht mehr zu erkennen. Man muss in dem Labyrinth den richtigen Weg finden, um wieder nach draußen zu kommen. Einfach ist anders. Plötzlich steht man wieder da, wo man schon war: Vor Untoten mit funkelnden grünen Augen, die einen hämisch angrinsen und reagieren. Ist man im Kreis gelaufen?
Kaum haben die Besucher den Weg um die nächste Ecke in dichten Nebelschwaden ertastet, taucht aus dem Nichts mit einem lauten Schrei ein Zombie auf. Niemand, dem da nicht die Knie weich werden. Man weiß gar nicht, wer mehr Spaß hat an diesem Abend. Die Akteure oder die Besucher. Wäre Sven Wagner von Beruf nicht Installateur, er wäre hauptberuflich Erschrecker geworden. „Ich spiele gerne mit den Ängsten der Menschen. Offensichtlich gibt es ja viele, die das Gruseln lieben“, sagt er.
Sven Wagner aus Duisburg arbeitete als Erschrecker im Freizeitpark
Die Halloween-Leidenschaft hat ihn schon Anfang der 2000er Jahre gepackt. Da hat er Ende Oktober immer einige Tage als Erschrecker beim Movie Park, damals noch Warner Brothers Movie World genannt, gearbeitet. Als Werwolf mit einem behaarten Gesicht. Sprang plötzlich auf die fahrende Geisterbahn und erschreckte die Menschen (fast) zu Tode. „Erlaubt war das aus Sicherheitsgründen nicht“, gibt er zu. „Aber das war so mega geil.“ Spaß hat er heute noch an den damaligen Aktionen.
Die Leidenschaft, sein Leben mit Untoten zu verbringen, hatte auch Auswirkungen auf ihn. Denn immer mal wieder schlägt der 44-Jährige zu. Allerdings nur im Internet, wenn auf Ebay zu kleineren Preisen Halloween-Pakete angeboten werden. Dann kann er nicht anders, dann kauft er ein, um anderen Menschen eine Freude zu machen. Denkt sich Effekte aus mit Licht und Lärm, baut Höhlen und Gänge. „Der Spaß, den die Besucher haben, ist die Entschädigung für den Aufwand“, sagen Gudrun und Angelika bewundernd.
Halloween-Haus soll 2023 wieder in Duisburg öffnen
Aber ein riesiges Freizeitvergnügen ist es auch für Vater und Tochter. Sie bastelt eifrig mit und ist im Erschrecken von Gästen schon so gut wie Papa. „Nur meine Frau meint, ich sei bekloppt“, räumt er ein. Sie hat mit Spinnweben maximal außerhalb von Halloween etwas zu tun. Die Pläne für den 31. Oktober 2023 reifen schon jetzt im Kopf des Duisburgers, der sich mit Grablichtern, Monstern, Skeletten und Spinnen so richtig austoben kann, seit er 2015 das Haus gekauft hat. Dann soll es noch einmal mehr gruseln als in diesem Jahr. Erschrecker zu sein, ist eben ein ganz besonders kreativer Beruf.