Rheinhausen. Wegen des 20. Bestehens des Kolumbariums in Rheinhausen können Interessierte dort eine Trauertattoo-Ausstellung besuchen. Das erwartet Besucher.
Meistens sind es Namen oder aber auch Geburts- und Todesdaten, die sich Hinterbliebene als Erinnerung an die Verstorbenen tätowieren lassen, weiß Katrin Hartig. „Aber auch der Schmetterling als Symbol für Umwandlung. Und als Symbol für die Seele der Verstorbenen“, ergänzt sie. Seit 2004 ist Hartig Trauerbegleiterin und leitet mehrere Gruppen des Bundesverbands „Verwaiste Eltern und Geschwister in Deutschland“.
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Während ihrer Arbeit beobachtete sie, dass sich Eltern unabhängig voneinander Trauertattoos stechen ließen. „Auffällig war, dass es überhaupt keine Tattootypen waren. Das Trauertattoo war ihr allererstes und meist hatten sie vorher sehr lange, intensiv nachgedacht“, erklärt sie. Dabei habe sie viele Parallelen zum Trauerprozess entdeckt: „Suche nach Symbolen, eine Wunde, die man sich zufügt, so wie die Trauer wie eine Wunde ist, die niemals heilt, die Erkenntnis, dass Trauer ein lebenslanger Prozess ist und letztlich auch der Mut, etwas zu tun, was man sich nie getraut hätte.“
Ausstellung über Trauertattoos anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Kolumbariums in Rheinhausen zu sehen
Dadurch sei die Idee zu einem besonderen Projekt entstanden: Die Ausstellung „Trauertattoo – unsere Haut als Gefühlslandschaft“. Diese ist nun, anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Kolumbariums des Bestattungsunternehmens Menge in Rheinhausen, am 3. September von 10 bis 16 Uhr in dessen Räumlichkeiten zu sehen. Aufgestellt sind 21 Rollups – „es sind bewusst Rollups, damit sie an jedem Ort gezeigt werden können“ – die die Trauersymbole sowie Motivation der Tätowierten abbilden. „Mir war wichtig, dass diese Ausstellung nicht nur in speziellen Räumen erlebbar ist. Trauer wird ja auch überall dort gelebt und erlebt, wo man mit dem Verstorbenen lebte“, begründet Hartig. Deswegen stand die Ausstellung bereits in Einkaufszentren, Universitäten, Kliniken, Friedhöfen, Bibliotheken und in Tattoostudios.
Doch bis die Ausstellung im Jahr 2016 das erste Mal gezeigt werden konnte, vergingen zwei Jahre. Über die sozialen Medien startete Hartig ihre Suche in ganz Deutschland, wer Fragen beantworten und ein Foto von seinem Tattoo schicken würde. „Ich war überwältigt, denn es meldeten sich 150 Menschen zwischen 16 und 70 Jahren.“ Mit jeder einzelnen Person habe sie „gemailt, manchmal telefoniert“. Danach wertete sie alle Rückmeldungen aus und analysierte die Interviews.
Fotografin Steffanie Oefft-Geffarth aus Halle machte die Fotos für die Ausstellung
„Dabei ging es mir bei den Tattoos nicht darum, die schönsten und originellsten zu finden. Es ging darum herauszubekommen, wie vielfältig Trauerausdruck sein kann. Was war verbindend, was fiel auf“, erklärt sie die finale Auswahl der 21 Personen, die von Fotografin Steffanie Oefft-Geffarth aus Halle fotografiert wurden. „Ich musste ja Orte und Räume finden, in denen wir fotografieren konnten. Und das Ganze musste logistisch vorbereitet werden. Das war ein richtiger Kraftakt. Aber ein sehr spannender“, berichtet Hartig von dem Arbeitsprozess.
Herausheben möchte sie keine Geschichte, „weil jeder sehr ehrlich und liebevoll und intensiv seine Beweggründe und den Menschen, um den getrauert wurde, schilderte“, sagt sie. Das, was alle jedoch gemeinsam haben, sei „etwas Inneres nach außen sichtbar machen“ und somit sich selbst und eine besondere Situation in ihrem Leben zu markieren. „Das berührt.“
Alt-Katholisches Kolumbariumim Bestattungshaus MengeBuchenstraße 647228 Duisburg-Rheinhausen