Duisburg-Rheinhausen. Am alten Bahnhofsgebäude in Trompet im Duisburger Westen laufen die Abrissarbeiten. Bisher sind nur wenige Details bekannt. Eine Spurensuche.
Wer in diesen Tagen die Neustraße in Trompet im Duisburger Westen passiert, dem präsentiert sich ein beeindruckendes Bild: Die Abrissarbeiten am alten Bahnhofsgebäude laufen auf Hochtouren. Ende Juli war der Mittelteil des Hauses verschwunden, ein großer Durchbruch durch das Haus gibt den Blick auf die Bahngleise frei. Am vergangenen Samstag (30. Juli) entfernte ein Bagger auch die auffällige Antenne auf dem Dach des Bahnhofsgebäudes, Foto- und Videoaufnahmen einer Anwohnerin, die dieser Redaktion vorliegen, dokumentieren die Abrissarbeiten. Am Montagnachmittag war von dem Haus dann nicht mehr viel übrig. Von beiden Seiten trennt ein Bauzaun die Arbeiten vom Fußgängerweg und dem Bahnsteig. Auf der Fläche links neben dem Bahnhofsgebäude sind die Arbeiten schon fortgeschritten.
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Teilstücke von Rohbauten sind hier zu erkennen, bereits im Februar vergangenen Jahres haben die Arbeiten auf dem Gelände die Rheinhauser CDU auf den Plan gerufen. Einen „Kahlschlag über Nacht“ kritisierten die Christdemokraten damals, „Ende Februar fanden umfangreiche Rodungsarbeiten auf dem künftigen Baugrundstück statt“, schrieben sie in einer Mitteilung.
Abriss in Rheinhausen: Baustellenschild nennt den Bauherren
Schon damals hieß es laut CDU-Angaben, dass auf dem Grundstück Reihenhäuser entstehen sollen. Das Gelände, das lange Zeit zum Besitz des Bundeseisenbahnvermögens (BEV) gehörte, ist mittlerweile verkauft. Auf Nachfrage teilt das BEV mit, dass das Empfangsgebäude seit dem 1. Mai 2021 an die „L&L Immo Invest Gmbh“ mit Sitz in Paderborn verkauft wurde. Auch auf einem offiziellen Baustellenschild am Bauzaun links neben dem Bahnhofsgebäude taucht die Firma als Bauherr auf. Als Bauvorhaben ist auf dem Schild die „Errichtung eines Wohngebäudes, hier: Neubau eines Reihenhauses – Haus 10“ vermerkt, die Baugenehmigung hat die untere Bauaufsicht der Stadt am 16. Dezember 2021 erteilt.
Eine erste Spurensuche, wer oder was hinter der angegebenen Paderborner Firma steckt, läuft ins Leere. Im Internet sind kaum Informationen zu finden, unter anderem ist ein Handelsregisterauszug einsehbar. Demnach wird die Firma beim Amtsgericht Paderborn seit Mai 2019 geführt. Kontaktdaten, etwa eine Telefonnummer oder eine Webseite, fehlen jedoch. Auch die angegebene Telefonnummer auf dem Baustellenschild entpuppt sich als Sackgasse: Die Nummer sei nicht vergeben, teilt eine automatische Stimme mit.
Stadt Duisburg: Baugenehmigung für zehn Einfamilienhäuser
Die Duisburger Stadtverwaltung bestätigt auf Anfrage der Redaktion, dass für die Fläche rund um den Bahnhof eine Baugenehmigung für zehn Einfamilienhäuser der Firma „L&L“ vorliegt. „Was mit dem Bahnhofsgebäude selber ist, das wissen wir nicht. Da gibt es keine Anzeigepflicht von Seiten des Eigentümers“, erklärt Stadtsprecher Malte Werning.
Im Umfeld des Bahnhofes wird der Abriss des Gebäudes durchaus kontrovers aufgenommen. „Ganz viele Menschen gehen da vorbei und berichten, wie furchtbar es ist, dass das Bahnhofsgebäude weg ist. Andere freuen sich, dass der hässliche Klotz verschwindet“, berichtet etwa eine Anwohnerin. Renate Schuparra, die seit 1980 in Trompet lebt, tue der Abriss zwar leid, aber: „Das ist ja seit Jahren schon total verkommen.“ Früher, so berichtet sie, belebte eine Gaststätte das Bahnhofsgebäude. An „etliche“ Feiern erinnert sie sich, Polterabende, Hochzeiten, Geburtstage. Der Auszug der Gaststätte im Februar 2008 sei der Anfang vom Ende für das Haus gewesen. „Schade eigentlich, somit geht eine Ära zu Ende.“
Gerüchte, was nun anstelle des Gebäudes hier entstehen soll, halten sich hartnäckig im Stadtteil. Immer wieder ist von einem Ärztehaus die Rede, von einem Café und einer Bäckerei, die an dieser Stelle Platz finden sollen. Offiziell bestätigt ist das allerdings nicht. „Da wird viel gemunkelt“, sagt Schuparra.