Duisburg-Rheinhausen. Immer freitags trifft sich der ASV Kaldenhausen 1872 in der Sporthalle an der Krefelder Straße. Geschossen wird in fast allen Disziplinen.
Lodengrüne Clubjäckchen und zünftige Bierstimmung findet der Schießsportlaie nicht vor, wenn er freitags ab 17 Uhr den Schießstand in der Sporthalle an der Krefelder Straße besucht. Wohl aber Angela Tekath, die die Trainingszeiten des ASV Kaldenhausen nutzt, um sich an der Luftpistole zu verbessern. Hochkonzentriert steht die zierliche junge Frau mit Schießbrille und Gehörschutz am Luftpistolenschießstand und feuert kurz hintereinander mehrere Schuss auf die zehn Meter entfernte Zielscheibe ab.
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Die Waffe mit leicht klobig anmutendem Holzgriff ist überraschend leicht, die 4,4-Millimeter-Geschosse so klein, dass es fast schwerfällt, sie in die Pistole zu friemeln. Angela gefällt die Waffe dennoch: „Ich hab vor fünf Jahren angefangen und direkt getroffen, das motiviert einen natürlich“, erzählt sie mit ruhiger und entspannter Stimme. Vereinsmeisterin war sie in dieser Disziplin schon und schießt auch andere Wettkämpfe.
Sportschützen in Rheinhausen: Training unter Zeitstress
„Nicht so mein Ding, damit treff ich nichts“, kommentiert der zweite Vorsitzende Michael Vellar Angelas Sportgerät und öffnet die Tür zum 2. Schießstand. Hier sitzt Kassenwart Michael Schütze und bedient die Maschine, die den automatischen Intervallmodus auslöst. Angelas Ehemann Christian trainiert gerade mit einer Walther GSP, einer Kleinkaliberpistole, und zielt auf 25 Meter entfernte Scheiben, die sich in bestimmten Abständen automatisch zur Seite klappen und den Schützen so unter einen gewissen Zeitstress setzen.
Nun wird es schon deutlich lauter und alle Anwesenden sind wachsam und achten akribisch darauf, dass alle ihre Ohrenschützer aufhaben, niemand hinter der gelben Linie steht und der Ladevorgang korrekt ausgeführt wird. Dann erst darf geschossen werden.
Training in Rheinhausen: Ein Aufsichtsführer ist dabei
Während der Trainingszeit gibt es einen Aufsichtführenden, der nur die eine Aufgabe hat, sich davon zu überzeugen, dass alles korrekt abläuft. Christians Waffe ist schon deutlich schwerer als die Luftpistole, das Zielprinzip aber dasselbe. Geschaut wird über den Lauf hinweg auf ein ausgestanztes Rechteck, dessen Pendant sich einige Zentimeter weiter vorne am Lauf findet. Wenn beide optisch ineinanderpassen, sollte das Ziel theoretisch zu treffen sein.
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Fachleute wie Michael Vellar nennen diese Konstruktion Kimme und Korn und auch Christian Tekath hat das Prinzip begriffen, denn die Trefferquote ist nicht schlecht. Während auch diese Kleinkaliberwaffe mit ihren 5,6-Millimeter-Geschossdurchmesser (im Vergleich dazu arbeitet die Polizei mit 9 Millimeter) einen kaum merklichen Rückstoß generiert, kommt vorne schon gut sichtbar Feuer aus dem Lauf und erinnert auch hier daran, dass diese Sportgeräte ruckzuck zu tödlichem Ernst werden können.
Duisburger Sportschützen: Kein Vergleich zu „Waffennarren“ aus Amerika
Eine andere Zielmethode hat Christians zweite Waffe, eine Sig Sauer 522. Sie ist ein Sportschützengewehr gleichen Kalibers, hat aber eine elektronische Zielfunktion. Mittels eines roten Zielpunktes visiert der Schütze an und findet auf diese Weise das Ziel.
Gänzlich andere Methode, funktioniert aber auch. Wieder anders sieht die Sache mit Vellars 38er Smith & Wesson Trommelrevolver aus. Die Munition ist schon recht furchteinflößend und der Knall nach dem Schuss genauso beeindruckend wie der Geruch nach frischem Feuerwerk, der sich nach Ende seiner Serie im Raum verteilt. „Das ist auch das größte Kaliber, das wir hier schießen dürfen und auch wollen“, sagt er und erklärt im gleichen Atemzug, dass Sportschützen rein gar nichts mit amerikanischen Waffennarren zu tun haben, sondern im Gegensatz dazu besonders hohe Hürden meistern müssen, um die charakterliche Reife zu beweisen, überhaupt auf dem Schießstand eine Waffe führen, geschweige denn besitzen zu dürfen.
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„Wenn Interessierte zu uns kommen, dann freut uns das sehr, aber wir müssen natürlich deutlich intensiver als Fußballvereine darauf achten, dass die Kandidaten emotional gefestigt und psychisch geeignet sind, Waffen zu benutzen“, sagt Vellar und lässt durchblicken, dass das alles andere als einfach ist.
ASV Kaldenhausen: Mittlerweile 60 Mitglieder in Rheinhausen
„Nach den Vorkommnissen in der Silvesternacht in Köln hatten wir zahlreiche Anfragen, die wir alle abgelehnt haben“, erklärt er. Bei diesen Interessenten stand das sportliche Interesse zweifelsfrei nicht im Vordergrund. Doch davon lässt der 60 Mitglieder zählende Verein sich nicht entmutigen und freut sich nach der langen Corona-Pause primär darüber, wieder trainieren zu dürfen.
Geschossen wird beim ASV Kaldenhausen in fast allen Disziplinen des Deutschen Schützenbundes. Eine eigene Jugendabteilung hat der Verein nicht, alle anderen Anfänger werden von langjährigen Mitgliedern verantwortungsvoll begleitet, geschult, ausgebildet und in die Gemeinschaft aufgenommen. Aber jeder sollte sich vergegenwärtigen, dass Schießsport eher für Menschen geeignet ist, die Ruhe und Konzentration suchen und nicht für solche mit einem Hang zu Rambo-Fantasien.
>>> ASV Kaldenhausen 1827 – Weitere Informationen
- Der ASV Kaldenhausen 1872 trainiert jeweils freitags von 17 bis 20 Uhr in der Sporthalle an der Krefelder Straße 86. Weitere Informationen und ein Kontaktformular gibt es auf der Internetseite unter www.asv-kaldenhausen.de.
- Einige Disziplinen des Vereins sind: Olympische Schnellfeuerpistole, Standardpistole, Sportpistole, Luftgewehr, Luftpistole und Kleinkalibergewehr.