Duisburg-Homberg. Ein Busfahrer der DVG soll eine schwarze Frau bewusst an der Haltestelle stehengelassen haben. Homberger legt Beschwerde wegen Rassismus ein.
Der Leser, der uns hier schreibt, fährt bewusst Bus und Bahn. Doch was er am letzten Sonntag im Juni erlebt hat, lässt ihn an dieser Entscheidung zweifeln. „Ich wende mich an Sie, um meine Empörung über einen Vorfall im Zusammenhang mit der Beförderungsoption deutlich zu machen.“ An fraglichem Abend habe ein Fahrer der Buslinie 926 eine Frau mit einem Kinderwagen in voller Absicht an der Haltestelle Essenberg/Kaiserstraße stehengelassen, er sei sogar eine Minute vor der Zeit losgefahren. Die junge Frau, um die es geht, sei eine schwarze Frau gewesen. Nun steht der Vorwurf Rassismus im Raum.
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Der Bürger, der in Homberg lebt, hatte am 27. Juni eine Freundin zur Bushaltestelle geleitet, wo sie den Bus 926 in die Innenstadt nehmen wollte, als er Zeuge des Vorfalls wurde. „Bereits als der Bus in der Haltebucht stand, passierte eine junge Frau mit Kind im Kinderwagen den Bus von der Fahrzeugvorderseite her kommend, um mitgenommen zu werden.“
Der Fahrer habe die junge Frau auf jeden Fall wahrgenommen, „denn sie ging an den vorderen Einstieg vorbei, um wegen des Kinderwagens den Mitteleinstieg zu benutzen.“ Vor dem Zugang habe sie den Türöffner gedrückt und gleichzeitig eine Windel in den Papierkorb geworfen, der an dem Unterstand befestigt war. „Die Tür schloss sich sofort wieder und der Busfahrer setzte seine Fahrt fort, ohne den Fahrgast aufgenommen zu haben.“
Der Bus fuhr eine Minute vor der regulären Abfahrtszeit
Der Mann war fassungslos. Weder seine Rufe noch die anderer Fahrgäste hätten den Fahrer stoppen können. Dabei sei es erst 20.25 Uhr gewesen - planmäßige Abfahrtszeit ist 20.26 Uhr. Die junge Frau hätte den übrigen Menschen an der Haltestelle ratlos ihr Handy mit der genauen Uhrzeit gezeigt. Das Problem: Der 926er fährt sonntags um diese Zeit nur stündlich.
Noch am selben Abend schrieb der Homberger eine Beschwerde an den Kundenservice der DVG und teilte ihm mit, dass er das Verhalten für absolut unverschämt und unangemessen hält. Die junge Frau habe sich genau im Blickfeld des Fahrers befunden, „und die Situation an der Haltestelle war übersichtlich.“ Er hält das Verhalten für rassistisch motiviert und fordert von der DVG, dass der Fahrer von seinen Aufgaben entbunden wird.
DVG prüfte den Vorfall und spricht von einem Missverständnis
Dort er ist der Vorfall inzwischen bekannt. Er wurde von der Fachabteilung geprüft, informiert Thomas Kehler als Unternehmenssprecher. Aus Sicht des Fahrers stelle sich die Angelegenheit anders dar, Kehler spricht von einem Missverständnis. Die Frau habe sich weggedreht, deshalb sei er davon ausgegangen, dass sie doch nicht zusteigen wollte. Hinter dem Bus habe sich ein weiterer Bus der Niag befunden - er habe vermutet, sie wolle nun diesen nehmen. Also: Die DVG bedauere den Vorfall. Aber mit Rassismus habe er nichts zu tun. Der würde im Unternehmen auch nicht geduldet.
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Natürlich bestehe „Beförderungspflicht.“ Allerdings sei der Streckenabschnitt eng getaktet. Zwischen den Haltestellen (Eisenbahnstraße, Chemiewerk Essenberg, Essenberg Kaiserstraße, Essenberg Brücke) läge jeweils nur eine Minute Zeit. Deshalb habe der Fahrer wohl unter Druck gestanden und die Abfahrt mehr als genau eingehalten. Als er dann die Rufe der Fahrgäste wahrnahm, habe er sich bereits in den fließenden Verkehr eingefädelt und nicht mehr reagieren können.
Homberger gibt sich mit der Erklärung nicht zufrieden
Es komme „hin und wieder“ vor, dass Busse und Bahnen aus Sicht eines Fahrgastes abfahren, obwohl er den Türknopf gedrückt habe, führt Kehler aus. Oft werde er einfach nicht mehr gesehen. Unter bestimmten Umständen sei ein Aufdrücken nicht mehr möglich. Oder „Sie treffen als Fahrer eine Entscheidung: Nehme ich ihn noch mit? Oder verärgere ich dadurch andere, die an den folgenden Haltestellen warten?“ Kleinere Verspätungen summierten sich zum Problem. „Das ist eine individuelle Abwägung.“
Dem Homberger reicht das nicht. Er reagiert auf die Stellungnahme mit einem Fragenkatalog. Er und andere Fahrgäste hätten die Situation genau beobachtet. Der Fahrer habe mit Sicherheit gesehen, dass die Frau im Begriff war, in den Bus zu steigen. Zumal sich an der Haltestelle zu diesem Zeitpunkt gar kein zweiter Bus befunden habe. Und vom Eingang entfernt habe sie sich auch nicht, nur kurz zur Seite gedreht, während der Kinderwagen vor der Tür stand. Er spricht von einer Mischung aus Alltagsrassismus und strukturellem Rassismus, wie er gerade auch im Zusammenhang mit dem Verhalten von Teilen der Polizei diskutiert werde.
Für die DVG ist der Vorfall jetzt erstmal erledigt. Unterm Strich, sagt Kehler, sei eine derartige Überprüfung immer positiv zu bewerten. „Es ist ja erfreulich, dass es in dieser Hinsicht eine gesellschaftliche Sensibilisierung gibt.“