Duisburg-Rheinhausen/Homberg/Baerl. Der Ortsverband der Grünen für Rheinhausen, Homberg, Ruhrort und Baerl hat einen neuen Vorstand. Sie wollen aktiv in Duisburg mitgestalten.

Die Partei Bündnis 90/Die Grünen erlebt aktuell einen Höhenflug. Nicht nur auf Bundesebene, sondern auch in den kleinen Ortsvereinen ist das zu spüren. Der Ortsverein im Duisburger Westen, zuständig für Rheinhausen und Homberg/Ruhrort/Baerl, kann sich aktuell über elf neue Mitglieder in kürzester Zeit freuen. Damit steigt die Gesamtzahl der Mitglieder auf rund 70. Darauf hat der Verein jetzt reagiert: Nach den vorangegangenen Vorstandswahlen leitet nun ein sechsköpfiger Vorstand den Verein, zuvor waren es immer vier Vorstandsmitglieder. Welche Themen möchten die Grünen im Duisburger Westen angehen? Was muss sich ändern, um die Lage vor Ort zu verbessern?

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„Mich hat der Zuwachs richtig gefreut“, sagt Vorstandsmitglied Markus Kämmerling. Der Zuwachs an Mitgliedern habe etwas von einem „Start-Up-Gefühl“. „Ein Ziel ist es, jetzt als Gemeinschaft nachhaltige Strukturen zu schaffen.“ Oft höre er den Vorwurf: Die Grünen wählen nur Besserverdiener und Akademiker. Ein Klischee, mit dem der Verband brechen möchte. „Genau das wird gewünscht. Eine Partei, die für alle Schichten wählbar ist“, ergänzt Andrea Lutz.

Grünen-Ortsverband Duisburg-West: Das ist der neue Vorstand:

  • Andrea Lutz (Sprecherin)
  • Markus Kämmerling (Sprecher)
  • Wolfgang Rennings (Kassierer)
  • Katrin Schüßler (Schriftführerin)
  • Hülya Cigerli (Beisitzerin)
  • Endrju Selimaj (Beisitzer)

Es sind die Themen des Alltags, bei denen die Grünen aktiv anpacken möchten. So zum Beispiel bei der Integration. „Und zwar sowohl bei der Integration von Menschen mit Handicap als auch Zugewanderten“, betont Andrea Lutz. Beispiele, warum eine gute Integration wichtig ist, gebe es genug „Ich habe in Rheinhausen bizarre Szenen erlebt“, erinnert sich Katrin Schüßler. So sah sie am Roma-Haus „In den Peschen“ zahlreiche Kinder. „Ich wusste genau: die gehen gerade nicht in die Schule“, sagt sie und betont: „Wenn die Integration misslingt, wird das ein Generationenproblem.“

Integration in Duisburg: „Wir müssen auf die Leute zugehen“

Was also tun, um die Integration voran zu treiben? „Es braucht mehr Sozialarbeiter, die die Menschen vor Ort kennen“, sagt Hülya Cigerli. Als Fünfjährige ist sie selbst nach Deutschland gekommen, kennt die Schwierigkeiten, mit denen besonders junge Menschen zu kämpfen haben. „Wir müssen lernen, auf diese Leute zuzugehen.“ Eine Aufgabe, in der die Grünen auch die Kommune in der Verantwortung sehen. „In Duisburg entscheidet die Straße über Bildungserfolge“, sagt Markus Kämmerling. „Da muss man sich die Frage stellen: Welche Zugänge bekommen wir dort?“

Lösungen könnten bei der Stadtentwicklung liegen. Öffentliche Flächen, soziale Angebote, gute Schulen: Mittel, mit denen eine „Ghettoisierung“ verhindert werden könnte. „Gerecht ist nicht: Alle kriegen das Gleiche“, betont Kämmerling. „Sondern die Frage: Wo ist der Bedarf? Dementsprechend muss gerecht verteilt werden.“

Bauprojekte in Duisburg: Ein Zeichen für junge Menschen

Die Jugend stärker in den Fokus zu rücken, wünschen sich die Grünen auch beim Thema Bauen. Die marode Erich-Kästner-Gesamtschule in Homberg ist zum Beispiel seit Jahren ein Dauerthema. Wie sollten neue Schulen in Zukunft gebaut werden? „Es wäre sinnvoll, Pädagogen in die Planungen mit einzubeziehen“, so ein Vorschlag der Grünen. Denn nicht nur auf baulicher Seite, sondern auch aus pädagogischer Sicht sollten Schulen die Bedürfnisse der Jugend abdecken. Schulen sind teuer – „es wäre ein Zeichen für die junge Menschen, wenn gesagt wird: Das bist du uns wert.“

Baulich sollten Schulen wie auch andere öffentliche Gebäude eine Vorbildfunktion einnehmen: Solaranlagen auf dem Dach, eine genaue Bewertung, mit welchen Materialien gebaut werden sollte. Viele Einrichtungen für Kinder und Jugendliche – dazu zählen auch die Jugendzentren – seien baulich in einem „interessanten“ Zustand, so Katrin Schüßler. Es sei eine Frage der Wertschätzung, wie in Zukunft für die Generation investiert werden solle. Und: „Nachhaltigkeit zahlt sich da aus“, ist Kämmerling überzeugt. Jede Aufwertung werte auch andere gesellschaftliche Fragen auf.

Mobilität in Duisburg: Grünen möchten besseres Radverkehrsnetz

Eine Aufwertung bräuchte es auch beim Thema Verkehr. Ein besserer ÖPNV müsse her, ebenso ein besseres Radverkehrsnetz. „Wie kommt jemand ohne Auto über den Rhein?“, so eine Leitfrage. „Der Radverkehr muss weiter ausgebaut werden“, sagt der Verein. Auch das mache einen Stadtteil lebenswerter. „Es gibt genug Stellen, die für den Radverkehr genutzt werden könnten, Duisburg hat das Potenzial“, sagt Katrin Schüßler. Beim Dauerthema Osttangente, ein Vorschlag, um die Lkw-Problematik rund um Rheinhausen in den Griff zu kriegen, bleiben die Grünen standhaft. „Da sind wir eindeutig.“ Eine Osttangente kommt für sie nicht in Frage. Wie schon mehrmals berichtet, halten die Grünen an der Umleitung über die L473n fest.

Wichtig sei es, die Situation für die Fahrer selbst in den Blick zu nehmen. „Fahrer sind die Leidtragenden, die können nichts dafür“, erklärt Wolfgang Rennings. Zu wenig Möglichkeiten gebe es für Lkw-Fahrer, um die Pausen einzuhalten, eine Toilette aufzusuchen und zu duschen. Ein Autohof im Logport könnte eine Lösung sein, „man hat den Eindruck, dass sich der Logport da aus der Verantwortung zieht.“ Was es brauche, seien „menschenwürdige“ Lösungsansätze. Es sind Themen, die für den Ortsverband nichts mit einer Ideologie zu tun haben. „Es geht hier um konkrete Politik für den Alltag“, betont der Vorstand. Sie möchten aktiv mitgestalten. „Da muss man gewisse Prinzipien hinterfragen.“