Duisburg-Homberg. Im Schatten der Duisburger Tafel geht die Hochheider Tasche oft leer aus. Zu den Feiertagen gibt es eine Osteraktion für Kinder und Senioren.

Die Letzten werden die Ersten sein? Schön wäre es, wenn das biblische Mutmacherzitat für ausgleichende Gerechtigkeit im echten Leben funktionieren würde. Conny Pauly ist eine, die dafür kämpft, dass benachteiligte Menschen gesehen und unterstützt werden.

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Im Leitungsteam der Lebensmittelausgabe „Hochheider Tasche“ erlebt sie jede Woche, dass die „Letzten“ von ihrem Verliererposten eben nicht einfach mal so auf das Siegerpodest klettern können. Und sie erfährt auch, dass selbst eine Institution wie die Hochheider Tasche, die sich seit fast zwanzig Jahren mit der Kirche im Rücken für Menschen im Stadtteil stark macht, immer wieder zu den Verlierern gehört – im Kampf um die Lebensmittelspenden.

Duisburger Tafel hat stadtweit Verträge mit Supermärkten

Platzhirsch in Duisburg ist nämlich die „Tafel“, die sich als Verein in der Stadt einen größeren Namen gemacht hat als die kleine Hochheider Kircheninitiative. Was zur Folge hat, dass die mächtigere Tafel stadtweit Verträge mit Supermärkten hat und auch im Duisburger Westen Lebensmittel von den Läden abholt, obwohl sie auf dieser Rheinseite gar kein Essen verteilt.

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Da die Mitarbeiter der Tafel immer wieder auch dann anrücken, wenn die Hochheider Tasche ihre Runde macht, wird es oft eng mit dem Angebot für die Homberger Lebensmittelausgabe, die nur einmal wöchentlich ist. Das ist bitter für das sozial schwache Viertel, denn mittlerweile sind es 150 Familien, die jeden Mittwoch an der Ehrenstraße Schlange stehen und für die neulich nur ein einziger Joghurt im Kühlschrank stand.

Hochheider Tasche: „Man weiß nie, wann die Tafel kommt“

Das hat zufällig auch der Privatmann Marc Kniffka gesehen, der auf der Suche nach einer Möglichkeit war, sich Ostern für benachteiligte Kinder zu engagieren und sich deshalb die Arbeit der Hochheider Tasche vor Ort angeschaut hatte. Er war entsetzt, dass die Homberger Helfer so wenig von den Supermarkt-Lebensmitteln abbekommen hatten. Conny Pauly erklärt das Problem: „Man weiß nie, wann die Tafel kommt, weil die nicht verlässlich und regelmäßig abholt.“ Deshalb, so berichtet sie, käme es immer wieder vor, dass den Helfern der Hochheider Tasche das Essen vor der Nase weggeschnappt werde.

„Manchmal bekommen wir am Morgen einen Anruf vom Supermarkt, dass wir kommen können. Wenn wir dann da sind, ist alles weg, weil dann doch plötzlich die Tafel schon da war.“

Zu Ostern gibt es Gutscheine für Kinder und Senioren in Hochheide

Eine Absprache, so Pauly, funktioniere leider nicht. Dabei müsste das Teilen für zwei sozial engagierte Einrichtungen doch eigentlich eine der leichteren Übungen sein. Und passen könnte es auch, denn da die Hochheider Tasche immer nur mittwochs öffnet, wäre das Abholen der frischen Sachen am Montag und Dienstag für sie ideal. An den anderen Tagen könnte dann die Tafel auch im Westen einsammeln.

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Denise Brendt und Jessika Skalecki von Kaufland spenden gefüllte Osterkörbchen für bedürftige Kinder und Senioren, die Kunden bei der Hochheider Tasche sind.
Denise Brendt und Jessika Skalecki von Kaufland spenden gefüllte Osterkörbchen für bedürftige Kinder und Senioren, die Kunden bei der Hochheider Tasche sind. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

„Aber das müssten dann auch beide wollen und sich daran halten“, sagt Conny Pauly. Daran sei es in der Vergangenheit gescheitert. Für die Geschäfte könnte eine verbindliche Aufteilung der Tage übrigens auch ein Vorteil sein, denn die Supermärkte, das berichtet die Hombergerin, würden sich immer wieder beklagen, dass sie nie wüssten, ob und wann die Helfer der Tafel kämen.

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Eine kleine Veränderung könnte es jetzt durch das Engagement von Marc Kniffka geben. Zumindest, was das Verhältnis zum Real-Nachfolger Kaufland betrifft, wo die Hochheider Tasche in der Vergangenheit auch schon öfter leer ausgegangen ist. Kniffka hat eine kleine Ostergeschenkaktion für die Kinder und Senioren unter den Kunden der Hochheider Tasche organisiert. „Ich habe einfach mal bei Kaufland angefragt, ob sie das unterstützen“, sagt er. Bei Geschäftsführerin Denise Brendt ist er auf Interesse und Wohlwollen gestoßen. Sie macht nicht nur bei der Osteraktion mit, sondern hat auch schon die Lebensmittelausgabe besucht, um sich ein Bild vom Engagement im Stadtteil und den Problemen zu machen.

Essensausgabe in Hochheide: Die Osterfeiertage sind ein Problem

Vielleicht hat die Hochheider Tasche mit Kaufland ja künftig einen verlässlichen Partner. Freuen können sich jetzt erst mal die Kinder und Senioren. Marc Kniffka hat aus privater Tasche für 850 Euro Geschenkgutscheine bei Kaufland besorgt. Conny Pauly wird die Gutscheine persönlich an die Kinder (fünf Euro) und Senioren (zehn Euro) verteilen, so dass sie sich nach Ostern in der Homberger Filiale einen kleinen Wunsch erfüllen können. Einzige Einschränkung: „Mir war wichtig, dass davon kein Alkohol gekauft werden darf“, sagt Marc Kniffka. Die Kinder haben als Vorbereitung Osterkörbchen gebastelt, die von Kaufland als Spende mit Süßem gefüllt werden. Für die Senioren gibt es einen Schokohasen als Geschenk.

Bleibt zu hoffen, dass es am Mittwoch nach Ostern dann auch wieder genügend Lebensmittel für die Kunden der Hochheider Tasche gibt. Conny Pauly: „Ostern ist ein Problem. Der Montag fällt weg als Abholtag und Dienstag kommt bestimmt wieder die Tafel.“ Über Flauten wie diese helfen Spenden hinweg. „Wir bekommen von der Aumund-Stiftung jeden Monat 200 Euro, um frische Sachen dazu zu kaufen.“ Und immer wieder spenden auch Privatleute Geld oder haltbare Lebensmittel. „Das ist eine ganz wichtige Unterstützung für uns“, sagt Conny Pauly. „Wer möchte, kann sich unsere Arbeit nach Anmeldung auch gerne vor Ort anschauen.“

Spenden für die Hochheider Tasche

  • Da die Lebensmittelspenden der Supermärkte nicht ausreichen, muss die Hochheider Tasche Waren zukaufen.
  • Geld- und Lebensmittelspenden (Haltbares wie Nudeln, Reis, Mehl, Zucker oder Konserven) helfen, das Mittwochsangebot für Bedürftige aufrecht zu erhalten.
  • Wer spenden möchte, kann sich hier informieren: www.hochheider-tasche.de oder anrufen 0152/05724393 (Di.+Mi.)