Duisburg-Homberg. Stehen Kirchengebäude und Kita von St. Peter vor dem Aus? Gemeindemitglieder sind in Sorge. Kritik an mangelnder Transparenz des Bistums.

Seit langem gibt es in der Pfarrgemeinde St. Peter in Homberg Unruhe. Denn durch rückläufige Steuereinnahmen möchte sich das Bistum Münster vom Kindergarten und dem Kirchengebäude trennen. Die Gemeinde befürchtet einen Abriss beider Gebäude und möchte zumindest ihre Kirche erhalten. Sie hat das Gefühl, dass „alles längst beschlossen ist und man uns nur noch hinters Licht führt. Es gibt keine Transparenz“, sagt nicht nur Klaus Urbic, der lange Zeit im Kirchenvorstand war und der sich jetzt um die Seniorenarbeit kümmert.

Ein großes Treffen zwischen allen Parteien sei „angeblich aus Coronagründen“ abgesagt worden. Die Gespräche stocken. Das Bistum macht kein Geheimnis daraus,dass es sich für die Zukunft solide aufstellen will und durch immer weniger Gelder, die zur Verfügung stehen, auch Weichen stellen muss. „Prognosen rechnen damit, dass in zwanzig Jahren die Kirchensteuereinnahmen um 32 Prozent zurückgehen“, heißt es in dem Gemeindebrief von St. Franziskus kurz vor Weihnachten 2020.

Das Bistum setzt auf ein Investorenmodell

Das Bistum favorisiert ein Investorenmodell. „Die bislang dreigruppige Tageseinrichtung für Kinder weist neben erheblichen funktionalen Mängeln auch einen überproportional hohen Investitionsstau auf, so dass Folgeinvestitionen in diesen Bestand nicht zu rechtfertigen sind“, schreibt das Bistum. „Das alles sehen wir ja ein. Es ist klar, dass sich etwas bewegen muss. Aber es ist keine Transparenz da“, beklagt Sabine Bergs, eine von sehr vielen engagierten Gemeindemitgliedern, die mit Herzblut dabei sind.

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13 Personen, die sich am vergangenen Samstag an der Kirche versammelt haben, um der Öffentlichkeit die Situation vor Ort zu erklären, befürchten, dass die großen Grundstücke der Kirche schon verkauft worden sind. Dass es längst beschlossene Sache ist, Kindergarten und Kirche, die erst 1977 eingeweiht wurde, abzureißen und Neubauten von einem Investor dann anzumieten.

Gespräche zur Liegenschaftsentwicklung in der Gemeinde

Auch Stefan Bernsdorff, für den die Kirche immer Lebensmittelpunkt war und der seit vielen Jahren Kinder- und Jugendarbeit macht, fürchtet, dass alles schon in trockenen Tüchern ist. „Das ist definitiv nicht richtig. Es ist bisher nichts verkauft und es sind keine Verträge abgeschlossen worden“, betont Pfarrer Thorsten Hendricks. Auch das Bistum erklärt, dass sich die Pfarrei St. Franziskus durch die genannten Herausforderungen „einem Liegenschaftsprozess gestellt“ habe. Es würden Gespräche zur Liegenschaftsentwicklung geführt. „Der damit verbundene Kommunikationsprozess mit den Gremien der Pfarrei erfolgt zurzeit und ist noch nicht abgeschlossen.“

Dass der Kindergarten abgerissen und durch einen Investor neu gebaut werden soll, kann die Gemeinde noch akzeptieren. Aber man müsse doch nicht auch die Kirche abreißen, die vielen Funktionen dient. „Hier wird getanzt, wir haben eine Küche, hier werden Feste gefeiert, es ist ein Treffpunkt für das ganze Viertel. Durch Schiebewände kann man den Altarraum abtrennen. Es gibt doch andere und intelligentere Lösungen als einen Abriss“, ärgert sich Klaus Urbic und spricht der Gemeinde aus tiefster Seele.

Klar sei, dass die Heizung in der Kirche unbedingt erneuert werden muss und dass endlich behindertengerechte Toiletten eingebaut werden müssten. Das scheine aber nicht der Plan des Bistum zu sein, so die Gemeindemitglieder. Es betont, die Geschichte des Ortes und des Pfarrzentrums St. Peter, das vielfältige Engagement der ehemaligen und derzeitigen Pfarreimitglieder sei ohne Frage zu würdigen und wertzuschätzen.

Aufgabe des Pfarrzentrums im Blick

Aber weiter heißt es, dass „die Aufgabe des Pfarrzentrums in den Blick genommen wird, hat gewiss auch mit der prognostizierten Entwicklung der Kirchensteuern und der finanziellen Perspektive für die nächsten Jahrzehnte zu tun.“ Diözesanrat und Kirchensteuerrat hätten sich „gemeinsam positioniert, indem sie Tageseinrichtungen für Kinder als sogenannte ‘Lebensorte des Glaubens’ als besonderes pastorales Vorhaben priorisieren.“

Und: „Für Gottesdienstfeiern soll daher neben den beiden verbleibenden Kirchen in Homberg ein an die neue Tageseinrichtung für Kinder angegliederter neuer Versammlungsraum geschaffen werden.“ Dieser Raum, so das Bistum, stünde zudem für die Begegnung der Menschen in der Gemeinde St. Peter zur Verfügung. Pfarrer Hendricks betont, man habe aber der Gemeinde die Entscheidungshoheit übertragen. Der Entscheidungsprozess sei noch nicht abgeschlossen.

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Die Pfarrei St. Franziskus in Homberg besteht nach dem Zusammenschluss aus drei Kirchengemeinden: St. Peter, Liebfrauen und St. Johannes. Immer wieder hat es Veränderungen gegeben. In den Jahren 2000 bis 2010 haben die damaligen Kirchengemeinden St. Johannes und Liebfrauen ihre Pfarrheime aufgegeben und in räumlicher Nähe neue gebaut.

Dabei wurde beispielsweise in St. Johannes die genutzte Fläche um fast zwei Drittel verkleinert, wie es in dem Pfarrbrief vor Weihnachten 2020 heißt.

2018 wurde ein lokaler Pastoralplan für die neue Pfarrei St. Franziskus Homberg erstellt. Das Bistum hat diesen Plan auch zur Grundlage eines Gebäudekonzeptes gemacht, um die drei Standorte für die Zukunft zu sichern.